Innenhof und Gipfelturm der Burgruine weiterhin gesperrt

Flossenbürg. Bis Pfingsten muss sich gedulden, wer von der Burgruine aus ins Land schauen will. Bis dahin bleiben Innenhof und Gipfelturm weiterhin gesperrt. Einzelne Felsen unter dem Turm müssen gegen ein drohendes Herausbrechen gesichert werden.

Der Leiter des Bauamtes, Roman Beer (Mitte), erläutert MdL Stephan Oetzinger (Zweiter von rechts) und Bürgermeister Thomas Meiler (links) die Sicherungsmaßnahmen vor Ort. Mit im Bild Baudirektorin Elisabeth Bücherl-Beer (rechts) und Bauoberrat Ulrich Lang. Foto: Gabi Eichl

Seit April ist ein großer Teil des Innenhofes nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich, nachdem das Staatliche Bauamt bei regelmäßigen Kontrollen Unsicherheiten in der Felsformation erkannt hat. Im Rahmen einer Masterarbeit am Lehrstuhl für Ingenieurgeologie der Technischen Universität (TU) München wurde das Gefahrenpotential konkret.

Es zeigte sich, dass ein Felssturz nicht mehr auszuschließen war, und ein solcher hätte auch die Standsicherheit der gesamten Ruine gefährden können. Vertreter des Staatlichen Bauamtes haben wenige Tage vor Weihnachten Bürgermeister Thomas Meiler und MdL Stephan Oetzinger vor Ort gezeigt, was hochspezialisierte Fachleute derzeit am und im Fels tun, um die Stabilität der Formation für die nächsten Jahrzehnte zu sichern.

Pandemie ermöglicht Masterarbeit

Die Masterarbeit ist der Corona-Pandemie geschuldet, wenn man so will. Solche Arbeiten der angehenden Ingenieurgeologen haben in der Regel Projekte im Ausland im Blick. Weil diese aber der Pandemie wegen keine Option waren, war die Burgruine eine willkommene Alternative für den Lehrstuhl. Die Erkenntnisse der Studenten machten schnell klar: Die Ruine muss sofort gesperrt werden. „Wir haben hier wirklich Gefahr für Leib und Leben entdeckt“, sagt Roman Beer, der Leiter des Staatlichen Bauamtes.

Auf die Stahlstäbe, die hier aus dem Felsen schauen, werden die Ankerplatten geschraubt, der Spannstahl selbst wird mit Zement ausgegossen. Foto: Gabi Eichl

Im Grunde werden nun die überhängenden, unsicheren Blöcke nach hinten verspannt, so dass sich nichts mehr nach vorn bewegen kann. Das erfolgt den Worten Ulrichs Langs zufolge in enger Abstimmung mit dem Denkmal- und dem Naturschutz, die beide bei dem Objekt ein gewichtiges Wort mitreden.

Zum Schutz des Ensembles müssten die Felssicherungsmaßnahmen entsprechend sensibel durchgeführt werden, sagt Lang. Der Bauoberrat ist Abteilungsleiter für den Städtischen Ingenieurbau am Staatlichen Bauamt und als solcher der Fachmann für die technischen Details der Sicherungsmaßnahmen.

Hochspezialisierte Fachleute sichern einzelne Felsen mit Ankern, damit diese an Ort und Stelle bleiben. Foto: Gabi Eichl

Während des Gesprächs hängen im Hintergrund Felsenkletterer einer österreichischen Spezialfirma in der Wand. Solche Arbeiten könnten nur hochspezialisierte Fachleute ausführen, so Lang. Nach den Sicherungsmaßnahmen im Innenhof wird im Frühjahr in einem weiteren Bauabschnitt die Nordseite gesichert, ehe zuletzt die Aussichtsplattform auf dem Gipfelturm erneuert wird.

Für den Materialtransport zum Turm wird laut Lang entweder die Unterstützung durch einen Hubschrauber erforderlich oder alternativ der Bau einer Materialseilbahn; für Letztere werde aber vermutlich zu wenig Platz sein, so dass es auf den Hubschraubertransport hinauslaufen werde.

Dokumentation auch für Besucher

Meiler wie Oetzinger („technisch beeindruckend“) äußern den Wunsch nach einer ausführlichen Dokumentation der Maßnahme, die auch für Besucher auf den neuen Infotafeln nachzulesen sein soll. Baudirektorin Elisabeth Bücherl-Beer sagt, der Wunsch sei verständlich, es handle sich hier auch um eine keineswegs alltägliche Maßnahme. Roman Beer sagt: „So was machen wir nicht jeden Tag.“

Die Masterarbeit ist den Worten Bücherl-Beers zufolge ein glücklicher Umstand, nicht nur wegen der detaillierten Erkenntnisse über die Schäden, sondern auch deshalb, weil sich hier konkret zeige, was hinter Berufen, wie dem eines Ingenieurgeologen, stecke. Für Oetzinger, wie er sagt, sei es allgemein ein anschauliches Beispiel für die nach wie vor unterschätzten technischen MINT-Berufe.

* Diese Felder sind erforderlich.