Nach Insolvenz der Ziegler Group: Der große Ausverkauf beginnt

Plößberg/Weiden. Rund zwei Wochen nach der Pleite der Ziegler Holding haben über 20 Unternehmen der Ziegler-Gruppe Insolvenzantrag gestellt. Insolvenzverwalter Dr. Volker Böhm informierte am Dienstag in einer Pressekonferenz über den Stand der Dinge. Fazit: Es gibt potenzielle Investoren. Ab Januar sollen sie ihre Gebote abgeben.

Insolvenzverwalter Dr. Volker Böhm im virtuellen Pressegespräch. Foto: Christine Ascherl

„Wir haben turbulente Tage hinter uns“, sagt Böhm (Kanzlei Schultze & Braun, Nürnberg). Inzwischen seien alle Insolvenzanträge gestellt. „Die nächsten Tage wird nichts mehr kommen.“ Zur virtuellen Pressekonferenz am Dienstagmittag haben sich Medienvertreter aus ganz Bayern zugeschaltet sowie Vertreter von deutschen und österreichischen Fachmedien.

Das Wort „Zerschlagung“ eines Reporters gefällt Böhm nicht: „Ein martialisches Wort.“ Das Wort Entflechtung passe besser. Die Gesellschaften würden in sinnvolle Cluster eingeteilt, etwa in Holzbereich, Hausbau, Modulbau. Es gibt Gespräche mit Interessenten für Teilbereiche. Namen werden grundsätzlich nicht genannt. Das Interesse sei „national und international“ vorhanden.

Ab Januar werden Angebote gesichtet

Böhm hat das internationale Beratungsunternehmen PWC mit dem Investorenprozess beauftragt. Potenzielle Übernehmer werden gezielt angesprochen. Das Team sei „mit einiger Mannstärke vor Ort“. „Gleichzeitig sind wir in engem Austausch mit Interessenten, die sich schon bei uns gemeldet haben.“ Das Interesse sei da, „insbesondere auch für das Sägewerk“.

Zum Zeitplan: Nächste Woche gehe man konkret in die Ansprache der Investoren. Bereits im Januar sollen erste unverbindliche Angebote abgegeben werden. Dann gehe man in die Detailverhandlungen. „Wenn jemand noch schneller wäre, wären wir auch offen.“ Ziel ist es, im ersten Quartal bei den meisten Gesellschaften Klarheit zu bekommen, damit sich gute Kräfte nicht woanders umsehen. Bisher stehen die Mitarbeiter Gewehr bei Fuß. Laut Böhm ist es nicht zu Eigenkündigungen gekommen. Aber man wisse, dass der Arbeitsmarkt aufnahmebereit sei.

Man kann nur an die Mitarbeiter appellieren, dass Sie dem Unternehmen und uns die Chance geben, Investoren zu suchen. Insolvenzverwalter Dr. Volker Böhm

Sägewerk läuft (noch) nicht

Das Sägewerk auf der Betzenmühle steht aktuell still. Für das Kernunternehmen, die Ziegler Holzindustrie, besteht nach wie vor ein Versorgungsproblem: „Wir brauchen Holz.“ Das Materiallager ist mehr oder minder leer.

Ab „Tag eins“ sei man in Kontakt mit den Lieferanten getreten, darunter die Bayerischen Staatsforsten und mehrere Waldbauern. Die Bereitschaft zur Belieferung sei da. Aber das kostet – und zwar mehrere Millionen Euro, die finanziert werden müssen. Davon hängt nun ab, ob und wann man wieder in Produktion geht. „Ob das vor den Feiertagen sinnhaft ist, müssen wir noch abklären“, sagt Böhm. Die Entscheidung fällt in den nächsten Tagen. Das Sägewerk sei auf sehr großen Durchlauf und Volllast ausgelegt, um sinnvoll betrieben werden zu können. „Wir brauchen viel Rohmaterial, das in den letzten Monaten nicht mehr eingekauft wurde.“

Hätte der Insolvenzantrag früher gestellt werden müssen? „Ich habe keine Anzeichen, dass hier in rechtlichem Sinne zu spät Antrag gestellt wurde“, sagt Böhm. Aber es hätte die Ausgangssituation „deutlich“ verbessert, wenn das Vorratsvermögen auf dem üblichen Niveau geblieben wäre, wie es das Unternehmen braucht.

Auch Logistik in Wiesau steht vorerst still

An den Stillstand des Sägewerks ist die Logistik in Wiesau gekoppelt, die ebenfalls zum Erliegen gekommen ist. Am Dienstag war Betriebsversammlung. „Man wird dort warten müssen, bis es im Sägewerk weitergeht“, so Böhm. In anderen Bereichen, wie dem Hausbau, werde dagegen ganz normal weitergearbeitet. Auch bei Naturheld laufe die Produktion. Auch für Naturheld gebe es im Übrigen Interessenten.

Auf Nachfrage, ob auch die Auslandsgesellschaften (Sägewerke in Schweden und Rumänien) mit in die Pleite gehen, antwortet Böhm: „Wir versuchen diese Gesellschaften so zu stützen, dass sie idealerweise gar nicht in Insolvenz gehen müssen.“

Eine weitere Frage zielt auf die Struktur der Ziegler-Gruppe ab: Wie bewertet der Insolvenzverwalter das Geflecht? Böhm: „Die Struktur der Ziegler-Gruppe ist sicher nicht alltäglich.“ Aber er sehe in bestimmten Bereichen durchaus eine nachvollziehbare Logik: „Von Holz bis Haus.“ Auch die Verknüpfung der Betzenmühle mit dem Pelletwerk und der Spedition: „Das macht schon Sinn. Das ist interessant. Da steckt unternehmerische Logik dahinter.“

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