Interessante Heimatgeschichte: 77 Jahre Schwesternstation in Neukirchen

Neukirchen zu St. Christoph/Georgenberg. Vor rund einem Monat ist Rupert Herrmann mit der Geschichte der Kreuzschwestern fertiggeworden.

Die aktuellen Schwestern Bonita (rechts) und Margot kümmern sich unter anderem um den Kirchenschmuck. Foto: Josef Pilfusek

“Ich weiß nicht, wie es vielen ergeht”, sagt Rupert Herrmann, als er das Programm im Fernsehen beschreibt. „Schaut man zur Abendzeit in die Röhre, bekommt man größtenteils nur Krimis, Kriegsnachrichten oder negative Informationen aus fernen Ländern vorgesetzt.“ Sein Rat: „Deshalb gibt es einen Knopf zum Ausschalten, man liest lieber ein schönes Buch zur Entspannung und lässt sich über Positives aus unserer Gegend informieren.“

Vor rund einem Monat ist Herrmann, dessen Steckenpferd seit Jahrzehnten die Heimatpflege ist, mit der Geschichte der Kreuzschwestern fertiggeworden.

Sie verrichten seit 77 Jahren in unserer Pfarrei uneigennützig, treu und fleißig ihren Dienst.Rupert Herrmann über die Kreuzschwestern in Neukirchen

Rupert Herrmann hat 77 Jahre Schwesternstation erstellt. Foto:  Josef Pilfusek
Rupert Herrmann hat 77 Jahre Schwesternstation erstellt. Foto: Josef Pilfusek
Im Schwesternhaus waren die Ordensfrauen bis 2020 beheimatet. Foto:  Josef Pilfusek
Im Schwesternhaus waren die Ordensfrauen bis 2020 beheimatet. Foto: Josef Pilfusek
Seit 2020 leben die Schwestern im Obergeschoss des Pfarrheims. Foto: Josef Pilfusek
Seit 2020 leben die Schwestern im Obergeschoss des Pfarrheims. Foto: Josef Pilfusek
 Josef Pilfusek
 Josef Pilfusek
Josef Pilfusek

Kirchenzahl Sieben als Aufhänger

Bei der Suche nach einem Aufhänger für seine umfassenden Recherchen ist der 71-Jährige auf die Kirchenzahl „Sieben“ gekommen. Er nennt zunächst die sieben Sakramente, dazu kommen etwa die 14 Kreuzweg-Stationen – durch sieben teilbar – oder die ursprünglich sieben Linden westlich der Pfarrkirche, die inzwischen nur noch fünf sind. Außerdem verweist er auf die aus sieben Quer- und 14 Längskassetten bestehende Holzdecke in der Pfarrkirche.

Eine Niederlassung mit viel Geschichte und Geschichten

Laut Herrmann handelt es sich bei der Schwesternstation in der Pfarrei Neukirchen zu St. Christoph um die älteste Niederlassung der Kreuzschwestern in Bayern. „Neukirchen war einer der ersten Orte, in denen Schwestern nach der Vertreibung der Deutschen aus dem Sudetenland einen Wirkungskreis eröffnen konnten“, hat der ehemalige Heimatpfleger des OWV-Zweigvereins Georgenberg herausgefunden. „Am 24. September 1945 haben sie mit dem Kindergarten und dem Unterricht in der Schule begonnen.“

Dazugekommen sind nach und nach die Hauskrankenpflege und viele weitere Tätigkeiten, ob Orgel- oder Mesnerdienst. Vor allem der Kindergarten, inzwischen in Kinderhaus umbenannt, konnte Jahrzehnte auf die Kreuzschwestern zählen. Letzte war Schwester Margot, die von 1980 bis 2000 als Leiterin der Einrichtung vielen Mädchen und Jungen das Rüstzeug mit auf den Lebensweg gegeben hat. Bis Ende 2015 hatten die Ordensfrauen, zuletzt die inzwischen verstorbene Schwester Claudia, für die Kinder das Essen zubereitet.

“Hoffentlich bleiben sie uns noch lange erhalten”

Gemeinsam mit Schwester Bonita – auch sie hat als ehemalige Chefin des Kindergartens in Waidhaus viel geleistet und auf den Weg gebracht – ist Schwester Margot in der Pfarrei Neukirchen zu St. Christoph nicht wegzudenken. „Ich kann mir unsere Pfarrei ohne die beiden nicht vorstellen“, weiß Pfarrer John Subash die Leistungen zu schätzen.

Mit den Schwestern in der Pfarrei hat es Herrmann jedoch nicht bewenden lassen. Und so hat er sich auch mit der Gründung des Ordens der Kreuzschwestern in Bayern befasst. “Diese Zeit war gekennzeichnet von tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbrüchen, großer Armut, Arbeitslosigkeit und tiefem Elend in vielen Landesteilen der Schweiz”, verweist er auf Pater Theodosius Florentini.

Ich wollte diese Kongregation so einrichten, dass sie überall hinpasse, überall Aufnahme finden könnte und in alle Verhältnisse eindringen möchte.Ordensgründer Pater Theodosius Florentini

„Er wollte angesichts dieser vielfältigen Not der Menschen nicht tatenlos zusehen“, beschreibt er den Gründer des Ordens, mit der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz. Er habe sich mit Leidenschaft dafür eingesetzt, die Missstände
an der Wurzel anzugehen. Und daher habe er eine Schwestern-Kongregation mit den Zweigen “Lehrschwestern vom Heiligen Kreuz” mit dem Sitz in Menzingen (Gründungsjahr 1844) und “Barmherzige Schwestern vom Heiligen Kreuz” (Gründung 1856) ins Leben gerufen.

Ordensmitglieder in der Familie

Im Rückblick weist Herrmann auch darauf hin, „dass christliche Bauernfamilien in unserer ländlichen Gegend stolz waren, wenn sie aus ihrer Nachkommenschaft wenigstens einen Priester oder eine Klosterfrau vorweisen konnten“. Schließlich habe es vor rund 100 Jahren auf dem Land fast keine Möglichkeit gegeben, einen Beruf nach eigener Wahl zu ergreifen, um sich dann selbst ein Leben aufzubauen.

“Damals war es nicht selten, dass in vielen Bauernfamilien mitunter bis zu 13 Kinder großgezogen werden mussten“, weiß der Heimatforscher, „deshalb hatten sich viele Familien entschlossen, von ihrer Kinderschar wenigstens einen Jungen als Seelsorger
studieren zu lassen oder ein oder zwei Mädchen ins Kloster zu schicken. Dann war die zu ernährende Kinderschar auf dem Hof schon kleiner.“ Das Ergebnis: 29 Schwestern verrichteten und leisten heute noch ihren uneigennützigen Dienst am Nächsten in sieben Ordenseinrichtungen. Die Zusammenstellung Herrmanns beinhaltet schließlich 58 Ordensfrauen, die seit der Gründung der Schwesternstation in Neukirchen zu St. Christoph tätig waren und noch sind.

Schwesternstation Neukirchen zu St. Christoph

  • 24. September 1945 Gründung der Schwesternstation
  • Schwester Mercedes erste Oberin
  • Frühere Tätigkeitsfelder: Schule, Kindergarten, Zubereitung des Mittagessens im Kindergarten, ambulante Krankenpflege, Urlaub und Erholung für Mitschwestern im Schwesternhaus
  • Aktuelle Arbeitsbereiche: Pfarrgemeinderat (liturgischer Bereich), Kommunionhelfer- und Lektorendienst, Kinderseelsorge, Bibelkreis, Mesnerdienst und Kirchenschmuck, Alten- und Krankenbesuche
  • Derzeitige Schwestern: Bonita (Oberin) und Margot
  • 1979 Einweihung des Schwesternhauses
  • 2020 Umzug der Schwestern in das Pfarrheim


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