Internationales Keramikmuseum feiert „Refreshment“ – unbedingt ansehen!

Jede Wette: Sie haben das Plakat auch gesehen. In ganz Weiden prangt es von Litfaßsäulen und Laternenmasten: „IKM“, dazu das Wort „refreshed“. Unterlegt mit den Farben Grün, Rot, Weiß. Nein, es handelt sich nicht um die Neueröffnung eines italienischen Restaurants, auch nicht um eine pro-palästinensische Aktion.

„IKM“ steht für Internationales Keramikmuseum. „Refreshment“ für das neue Konzept. Die Plakate sind Teil des neuen „Brandings“, entworfen von Designer Stefan Mader aus München. Selten hat eine Werbekampagne im Vorfeld für so viele kontroverse Diskussionen gesorgt. Mission erfolgreich – möchte man sagen.

Am Sonntag wird die Eröffnung der vollständig erneuerten Dauerausstellung gefeiert – und die Stühle reichen nicht. 120 Gäste drängen in den Waldsassener Kasten (ganz früher: Kloster, früher: Landgericht). Museumsleiter Johannes Listewnik freut’s. Der 37-jährige Leipziger ist vor einem Jahr angetreten, das viel diskutierte Museum (wenig Besucher, hohe Defizite) zu beleben. Neue Licht- und Farbgebung, neue visuelle Identität, neue Homepage. „Wir werden das Haus in ein lebendiges Zentrum für Keramikkultur verwandeln.“

Dieses Museum ist ein großes Geschenk der Stadt und des Freistaats an ihre Bürger. Museumsleiter Johannes Listewnik

Bis 24. Oktober Eintritt frei

Die Premiere ist schon mal geglückt. In den nächsten Wochen ist jeder Weidener (und natürlich alle anderen) herzlich eingeladen, sich selbst ein Urteil zu bilden: Bis 24. Oktober ist sogar der Eintritt frei, geöffnet ist dienstags bis sonntags, 11 bis 17 Uhr.

Keine Lust? Das wäre schade. So schwärmen die Ehrengäste vom Sonntag: „Ja, ist den heit scho Weihnachen?“, fragt OB Jens Meyer. „Wir stehen in einem neuen Keramikmuseum. Es war immer toll, aber jetzt hat es den Wow-Effekt.“

Oder Konstantin Thomas, Vorstand der Keramischen e. V.: „Es ist unglaublich, einen solchen Ort hier in der Provinz zu haben.“ Er zieht den Vergleich zu Design-Museen in den Metropolen. Die neu gestalteten Räume hätten „fast magische Kraft“. Das IKM sei „frischer Sauerstoff für Weiden und die Region“.

Dank an Drei: Stadt Weiden, Freistaat Bayern, Die Keramischen

Das alles gäbe es nicht, hätten Stadt Weiden und Freistaat Bayern nicht noch einmal ihre Kräfte gebündelt. Prof. Dr. Angelika Nollert, Direktorin der Neuen Sammlung, dankt OB Meyer und seiner Stadtverwaltung – quer durch alle Abteilungen, besonders Kulturamtsleiterin Sabine Guhl, aber auch dem Hochbauamt, das die ambitionierten Pläne umsetzte.

Namentlich wird am Sonntag mehrfach der Landtagsabgeordnete Dr. Stephan Oetzinger genannt, Mitglied im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst: „Ohne ihn wäre dieses Haus jetzt nicht in diesem Zustand“, dankt Nollert. Der Freistaat unterstützte zuletzt mit 210.000 Euro. Jeder Laudator erwähnt zudem die engagierten Ehrenamtlichen des Fördervereins „Die Keramischen“.

Innovatives Design? Der Weg nach München wird überflüssig

Was ist zu sehen? Künftig muss nicht mehr nach München fahren, wer kostbare Kunst und innovatives Design sehen will. Kurator Dr. Josef Straßer erläutert den Aufbau. Im Erdgeschoss zeigt „Die Neue Sammlung – The Design Museum“ moderne und zeitgenössische Keramik. Etwa eine Skulptur von Beate Kuhn, einer der ganz großen Keramikkünstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Im Obergeschoss geht es 7000 Jahre zurück. Das IKM zeigt ausgewählte Stücke aus fünf bedeutenden bayerischen Staatsmuseen (etwa das Museum Fünf Kontinente oder die Staatlichen Antikensammlungen).

Regional interessant ist der Abschnitt „Weiden ist eine Porzellanstadt“, die an die bestehenden Firmen und Seltmann sowie an Bavaria Ullersricht (1920-1931) erinnert. Porzellanliebhaber wird auch die Geschichte der Kaffeekanne Form 2000 interessieren. Philip Rosenthal gelang es 1952, den amerikanischen Designer Raymond Loewy für den Entwurf zu gewinnen.

Die nächsten Wochen wollen die Verantwortlichen aus Weiden und München richtig Gas geben. Es sind Führungen für alle erdenklichen Zielgruppen geplant. Auch beim „Kunstgenuss bis Mitternacht“ am 24. Oktober ist das Keramikmuseum – pardon: das IKM – dabei.