Jahn in Liga 2: Keller-Duell bei Eintracht Braunschweig

Braunschweig/Regensburg. Am Samstag, 13 Uhr treffen Souterrain und Katakombe aufeinander. Wenn der SSV Jahn bei Eintracht Braunschweig erneut verliert, beträgt der Abstand bereits acht Punkte. Ob da die Schlussfolgerungen von Andi Patz den Nagel wirklich auf den Kopf treffen?

Das letzte Aufeinandertreffen mit Braunschweig besiegelte fast schon den Abstieg: Auch dieser Freistoß bringt nichts ein. Bild: Jürgen Herda

Grund zu Optimismus haben beide Teams derzeit nicht: Die Formkurve beim Tabellenletzten SSV Jahn ging nach der Trainerentlassung von Joe Enochs unter dem inzwischen zum Chef beförderten Interimstrainer Andi Patz nur ergebnistechnisch kurz hoch – bei den beiden ermauerten 1:0-Siegen gegen Elversberg und Fürth (Pokal).

Auf Schalke und gegen Magdeburg dann nicht nur in der Offensive, sondern auch gewohnte Tristesse in der Hintermannschaft, die sich im Schnitt pro Spiel 2,54 Tore einfängt – der Tabellen-15. Braunschweig „nur“ 2,08. Und zu allem Überfluss patzt jetzt auch noch immer wieder mal der in der vergangenen Saison so große Rückhalt im Tor, Felix Gebhardt.

Eintracht-Coach: Zu wenig Körperlichkeit

Doch auch beim Deutschen Meister von 1967, dem Braunschweiger Turn- und Sportverein Eintracht von 1895 e. V., kurz BTSV hängt der Haussegen schief: Nicht zuletzt nach der völlig verdienten Niederlage in Kaiserslautern ist Trainer Daniel Scherning angefressen: „Ein 3:3 wäre dem Spielverlauf nicht gerecht geworden. Wir haben heute verdient verloren und haben 55 Minuten überhaupt nicht an das anknüpfen können, was uns zuletzt ausgezeichnet hat.“

Dem BTSV-Coach fehlt derzeit bei den Niedersachsen auch der letzte Einsatz: „Wir haben ein bisschen Anschauungsunterricht bekommen, was es bedeutet, in dieser Liga Körperlichkeit an den Tag zu legen.“ Man habe sich bei allen drei Gegentoren den Schneid abkaufen lassen. „Wir haben entscheidende Duelle verloren.“ Und man sei weit weg gewesen vom nötigen Performance-Level.

Ernsthaft: Reicht die Leistung vom Magdeburg-Spiel?

Da überrascht es schon ein wenig, wenn Jahn-Trainer Andi Patz konstatiert: „Wir brauchen wieder die gleiche Leistung, die wir hier zu Hause an den Tag gelegt haben.“ Ob ein überschaubarer Auftritt wie beim zwar unglücklichen, aber nicht unverdienten 0:1 gegen Magdeburg bei einem direkten Konkurrenten, der 10 von 12 Punkten zu Hause geholt hat, wirklich reicht? Schließlich beschreibt Patz die Qualitäten des Bundesliga-Gründungsmitglieds durchaus treffend. „Braunschweig ist eine Mannschaft, die sehr, sehr gut umschaltet, sehr, sehr viele Tiefenläufe hat, eine hohe Intensität in seinem Spiel mitbringt.“

Auch auf die Erfahrung und Qualität eines Sebastian Polters, Ermin Bicakcic‘, Robin Kraußes oder Rayan Philippes, dem Toptorjäger in Eintrachts Reihen verweist er. „Also wissen wir, was da auf uns zukommt.“ Ein sehr wichtiges Spiel sei das – Stichwort 8 Punkte Rückstand bei einer Pleite. Man fahre dorthin, um den Abstand zu verringern, auf jeden Fall was mitzunehmen. Dennoch: „Ich rede nicht von einem Entscheidungsspiel, das ist es nicht, danach ist auch die Saison noch nicht zu Ende.“

Pech bei 0,5 Punkten pro Spiel?

Jetzt kann man natürlich hin und wieder unglücklich verlieren – aber bei 7 Punkten aus 13 Spielen, demnächst ein halber pro Spieltag, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass es nur am Pech liegt. Wo sieht der frische Fußballlehrer-Absolvent also die eigenen Fehler? „Wir hatten viele Ballgewinne gegen eine richtig gute Mannschaft aus Magdeburg“, betont er erst einmal das Positive. „Der einzige Vorwurf, den ich der Mannschaft machen kann, dass wir da einfach nicht zielstrebig genug waren, die nicht gut ausgespielt haben.“

Wirklich jetzt? Okay, die Regensburger Laufleistung mit 120 gegenüber 117 Kilometern hat diesmal gepasst. Und der üblich geringe Ballbesitz von 38 Prozent, geschenkt! Daraus resultieren dann aber auch 507 zu 297 Pässe, die die optische Überlegenheit Magdeburgs deutlich machen. Eine Zweikampfquote von 56 zu 44 Prozent zugunsten der Gäste, 58 erfolgreiche Dribblings der Sachsen-Anhaltiner, nur 32 Prozent der Oberpfälzer. 52 zu 48 Prozent gewonnene Luftzweikämpfe – spricht das wirklich für den Monstermentalitätskampf gegen den Abstieg.

Jahn-Trainer Andreas Patz hat nur wenig auszusetzen. Foto: jrh

Zwei Chancen reichen nicht

Und dann verweist Patz noch auf „die Großchancen, die wir hatten“: „Ich denke nur an Bryan Hein, und Christian Kühlwetter, zweite Halbzeit, nach einem langen Ball, wo der Torwart auch noch 20, 25 Meter vorm Tor ist“ – so müsse man besser auszuspielen. „Das ist der Vorwurf, den ich der Mannschaft machen muss“, sagt er. „Daran müssen wir ansetzen, die Chancen, die wir uns erarbeiten, dann auch mit letzter Konsequenz zu nutzen.“

Bei allem Respekt: Damit sind, den schrägen Elfmeter einmal beiseitegelassen – aber auch schon alle Chancen gezählt. Wie viele Clubs kommen denn mit zwei Strafraumsituationen auf einen grünen Zweig? Seien wir doch realistisch: Solange die Regensburger es nicht schaffen, einigermaßen fehlerfrei das Mittelfeld zu überbrücken, das Fehlerfestival abzustellen, wird es in der gegnerischen Box wenig zu ernten geben. Und da stellt sich die Gretchen-Frage: Ist es mangelndes Selbstbewusstsein, zu geringe Qualität oder kann man da mit Training noch was erreichen?

Hatte gegen den SSV Ulm wenig zu tun, war aber zur Stelle, wenn es darauf ankam: Jahn-Keeper Felix Gebhardt. Foto: jrh

Kein Vorwurf an Gebhardt und Viet

Solange man im Spielaufbau, im Zusammenwirken aller Mannschaftsteile, in blinden Abläufen keine Fortschritte sieht, macht es wenig Sinn, individuelle Fehler, die nun mal jedem passieren können, überzubewerten. Sicher, die Patzer des U23-Nationaltorwarttalents Felix Gebhardt haben sich in letzter Zeit gehäuft. Aber schließlich steht er auch hinter der schlechtesten Abwehr der Liga ständig unter Feuer. Und wer schon mal selbst zwischen den Pfosten stand, weiß, wie schnell ein Fehlgriff passiert ist.

„Ich will da nicht einen einzelnen an den Pranger stellen“, verteidigt Patz deshalb den Keeper zurecht. „Felix kann das ganz gut einschätzen, dass er da in der Situation unglücklich aussah.“ Das Tor sei schon vorher vermeidbar gewesen. „Und dann können wir auch über mehrere Fehler und mehrere Spieler reden.“ Man wolle das als Mannschaft regeln. Richtig so! Und Christian Viets verschossener Elfer – den es eigentlich gar nicht hätte geben dürfen? Er hat die Verantwortung übernommen, natürlich auch da wieder mega unglücklich für uns, aber da gibt’s keinen Vorwurf an Christian.“

Die Trauer um Agy Diawusie ist im Jahn-Stadion am Sonntag gegen den SC Freiburg II greifbar: Foto: jrh
Die Trauer um Agy Diawusie ist im Jahn-Stadion am Sonntag gegen den SC Freiburg II greifbar: Foto: jrh
Die Trauer um Agy Diawusie ist im Jahn-Stadion am Sonntag gegen den SC Freiburg II greifbar: Foto: jrh
Die Trauer um Agy Diawusie ist im Jahn-Stadion am Sonntag gegen den SC Freiburg II greifbar: Foto: jrh
Mit seiner Schnelligkeit und Technik war Agyemang Diawusie ein Hoffnungsträger. Foto: SSV Jahn
Mit seiner Schnelligkeit und Technik war Agyemang Diawusie ein Hoffnungsträger. Foto: SSV Jahn
Ein Spiel in Gedenken an Agy: Die Mannschaft des SSV Jahn Regensburg will am Sonntag gegen Freiburg II für den verstorbenen Agy Diawusie (rechts) spielen. Foto: jrh
Ein Spiel in Gedenken an Agy: Die Mannschaft des SSV Jahn Regensburg will am Sonntag gegen Freiburg II für den verstorbenen Agy Diawusie (rechts) spielen. Foto: jrh
Die Achterbahnfahrt im Profifußball brachte Agy Diawusie auf die Idee, sein eigenes Modelabel als zweites Standbein zu gründen. Foto: jrh
Die Achterbahnfahrt im Profifußball brachte Agy Diawusie auf die Idee, sein eigenes Modelabel als zweites Standbein zu gründen. Foto: jrh
Mit seiner Schnelligkeit und Technik war Agyemang Diawusie ein Hoffnungsträger. Foto: SSV Jahn
Mit seiner Schnelligkeit und Technik war Agyemang Diawusie ein Hoffnungsträger. Foto: SSV Jahn
Agy Diawusie ist tot: Das Eigengewächs der Jahn-Schmiede kam im zarten Alter von einem Jahr nach Regensburg. Foto: SSV Jahn
Agy Diawusie ist tot: Das Eigengewächs der Jahn-Schmiede kam im zarten Alter von einem Jahr nach Regensburg. Foto: SSV Jahn
Die Trauer um Agy Diawusie ist im Jahn-Stadion am Sonntag gegen den SC Freiburg II greifbar: Foto: jrh
Die Trauer um Agy Diawusie ist im Jahn-Stadion am Sonntag gegen den SC Freiburg II greifbar: Foto: jrh
Mit seiner Schnelligkeit und Technik war Agyemang Diawusie ein Hoffnungsträger. Foto: SSV Jahn
Ein Spiel in Gedenken an Agy: Die Mannschaft des SSV Jahn Regensburg will am Sonntag gegen Freiburg II für den verstorbenen Agy Diawusie (rechts) spielen. Foto: jrh
Die Achterbahnfahrt im Profifußball brachte Agy Diawusie auf die Idee, sein eigenes Modelabel als zweites Standbein zu gründen. Foto: jrh
Mit seiner Schnelligkeit und Technik war Agyemang Diawusie ein Hoffnungsträger. Foto: SSV Jahn
Agy Diawusie ist tot: Das Eigengewächs der Jahn-Schmiede kam im zarten Alter von einem Jahr nach Regensburg. Foto: SSV Jahn

Zum Gedenken an Agy Diawusies Todestag

Auch bei dieser Pressekonferenz sitzt Sportchef Achim Beierlorzer wieder auf dem Podium. Nicht weil er den noch neuen Cheftrainer Andi Patz stützen müsste. Der gelernte Pädagoge möchte vielmehr klarstellen, dass man beim SSV Jahn niemanden vergisst: „Heute jährt sich der Tod von Agy Diawusie“, sagt Beierlorzer, „irre, wie die Zeit verrinnt.“

Dieser Schicksalsschlag habe damals den Sport völlig in den Hintergrund gerückt: „Weil jemand aus unserer Mitte herausgerissen wurde, was uns alle extrem betroffen hat.“ Ein Jahr sei das jetzt her: „Und wir wissen, dass uns Agy immer noch begleitet, und dass er immer noch in unseren Köpfen ist, weil das eine Situation ist, die man einfach nicht vergisst.“ Agy habe sich damals gewünscht, „dass wir aufsteigen, und wir haben das 2024 auch tatsächlich realisieren können.“ Sein Trikot sei bei der Aufstiegsfeier allzeit präsent gewesen: „Wir erinnern uns sehr gerne an ihn, weil er einfach ein ganz toller Mensch, ein positiver Mensch, ein lebensfroher Mensch war.“

Und Agy hätte sicher auch gerne Anteil am sportlichen Erfolg in der Zweiten Liga – Denkpause: „Den wir suchen, wonach wir gierig sind, um die Klasse zu halten.“ Wie schwer es sei, diese Klasse zu halten, erlebe man jedes Wochenende. „Da wäre Agy absolut gerne dabei gewesen – deshalb wollen wir heute an Agy denken, und ihn nicht vergessen.“ Er sei auf dem Spielfeld noch immer präsent: „Die Spieler benutzen immer noch die Unterzieher mit der Nummer 24.“

Heute, ein Jahr später, wäre Agy Diawusie wohl immer noch unter Vertrag beim SSV Jahn, wenn ihn nicht die Verkettung außerordentlich unglücklicher Umstände – ein Infekt, der das Herz geschwächt hat – viel zu früh aus dem Leben gerissen hätte. In der DFL 2 sei die Herzuntersuchung eine viel intensivere. „Und natürlich haben wir auch mit unseren Ärzten ein Procedere entwickelt, dass wenn jemand einen Infekt hat, wir viel hellhöriger sind.“ Außerdem habe die medizinische Abteilung sinnvolle Nahrungsergänzungsmittel wie verschiedene Vitamine, die gesund erhalten sollen, besorgt. „Darauf können die Spieler zurückgreifen, wenn jemand einen Anflug von Erkältung hat.“

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