Jahn in Liga 2: Kellers Köln kann in Regensburg den HSV überholen
Regensburg. Der Ehrenvorsitzende des SSV Jahn zu Besuch im Jahn-Stadion. Der coole Fußball-Professor hat aber in Regensburg keine Punkte zu verschenken. Nach seiner Vertragsverlängerung will Christian Keller wieder nach oben. Ein Gastgeschenk könnte er dennoch mitbringen.
Fußballprofessor Christian Keller war in seinen acht Jahren als Sportchef maßgeblich daran beteiligt, den SSV Jahn profitauglich zu machen. Zum Dank haben die Oberpfälzer den – mittlerweile – Geschäftsführer Sport beim 1. FC Köln vergangenes Jahr unter tosendem Applaus zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Das hat den Heidelberger sichtlich gerührt, hatte Keller doch auch in Köln keine leichte Zeit zu überstehen: Transfersperre, Abstieg aus der Bundesliga, Fehlstart in Liga 2. Mittlerweile haben die Geißböcke mit einer Ungeschlagen-Serie von fünf Spielen das Blatt gewendet. Mit nur einem Punkt Rückstand auf den Tabellenzweiten HSV können sie am Sonntag, 13.30 Uhr, in Regensburg in die Aufstiegsränge vorrücken – wo sie ohne spätes Eigentor gegen Hannover nach Führung in Überzahl bereits heute stünden.
Und nach fast 15 Jahren gelang den Rheinländern am Mittwoch – anders als dem Jahn nach dessen chancenlosem 0:3 gegen Stuttgart – der Einzug ins Viertelfinale nach Elfmeterschießen gegen Hertha BSC. Bei aller Verbundenheit mit dem Jahn: Den Regensburgern zuliebe wird der Kölner Sportchef, der diese Woche vorzeitig um ein Jahr verlängerte, ganz sicher nicht auf Punkte in der Oberpfalz verzichten wollen. Dafür könnte er dem Wegbereiter für seinen Aufstieg in der Fußballwelt einen anderen Dienst erweisen.
Wie viel Hattrick steckt noch in Adamyan?
So sehr Regensburgs Sportchef Achim Beierlorzer bisher auch beteuert, dass er von der Qualität seines Kaders überzeugt ist: Mit einem Schnitt von 0,5 Toren pro Spiel kann man bei der Jahn-Offensive nun wirklich nicht von einem Sturm sprechen. Da kommt es gelegen, dass ein ehemaliger Ausnahmekönner beim Jahn – der Hattrick-Schütze des Sensations-5:0 beim HSV – offenbar keine Zukunft bei den Kölnern hat.
Sargis Adamyan wurde trotz Fachkräftemangels beim Geißbocksturm lediglich sechsmal eingewechselt – außer einem Scorerpunkt ohne Ertrag. Da der FC in der Winterpause nach Verstärkung Ausschau halten will, könnte der 31-Jährige, der über die Stationen Hoffenheim und Brügge in die andere Domstadt gelang, also wieder am Markt verfügbar sein. Zwar steht der armenische Nationalspieler noch bis Juni 2026 am Rhein unter Vertrag, aber festbinden wie Hennes IX. wird man ihn sicher nicht.
Aufgewärmte Liebe: Wo spielen die Jahn-Exen?
Natürlich wäre auch Adamyan keine Garantie für einen Umschwung in Regensburg. Weniger Tore als Christian Kühlwetter (0 Tore) kann der 1,84 große Stürmer, der zuletzt beim 1:5 in Leipzig für den FC traf, aber schon mal nicht. Einen Versuch wäre es wert. Und Keller hat den Jahn schon mal in der Abstiegssaison vor zwei Jahren, wenn auch erfolglos, mit der Leihe von Torwarttalent Jonas Urbig unterstützt – an dem es jedenfalls nicht lag, dass es am Ende nicht zum Klassenerhalt reichte.
Wo wir schon mal bei früheren Regensburger High-Performern sind: Wo spielen eigentlich … ? Konrad Faber ist bei St. Gallen meist Bankdrücker (1 Spiel, 0 Tore, 0 Vorlagen), der damals hoch gehandelte Max Besuschkow bei Drittligist Ingolstadt, Sarpreet Singh in der zweiten portugiesischen Liga, Supertechniker Aias Aosman (30 Jahre) in der zweiten türkischen Liga bei Ankara, Ausnahmekönner Erik Thommy (30) in der US-Liga – und Freistoß-Kanone Marvin Knoll (34) ist vereinslos. Zwar ist aufgewärmt nur Gulasch gut: Aber wenn der Teufel in der Not fliegen frisst, dann lieber doch das laue Gulasch.
Parallelen zu 2013: Neustart mit Keller
Am Sonntag muss Regensburg aber auf alle Fälle mit der Mannschaft auskommen, die zuletzt in Braunschweig mit einer moderaten Leistungssteigerung ein verdientes 0:0 über die Ziellinie brachte – gegen Vizemeister VfB Stuttgart im DFB-Pokal-Achtelfinale aber ohne Stich blieb. Auf seine Rolle als Pokalschreck gegen den 1, FC Köln könnte Jahn-Trainer Andi Patz dagegen seine Hoffnungen setzen: Den Regensburgern gelang es 2021 und 22 in Folge, die Karnevalstruppe im Elfmeterschießen aus dem Wettbewerb zu kegeln.
In der derzeitigen Form ist freilich die Favoritenrolle des Effzeh um Keeper Marvin Schwäbe, Abwehrchef Dominique Heintz, Mittelfeld-Zweitakter Dejan Ljubicic und Denis Huseinbašić sowie Sturmtrio Tim Lemperle, Mark Uth und Damion Downs festgezurrt. Im Vergleich zum Stuttgart-Spiel kann zumindest Zerstörer Rasim Bulic, dessen Sperre nur für den Pokal gilt, in den SSV-Kader zurückkehren. Dem Jahn bleiben nur noch drei Spiele, um die magere acht Punkteausbeute zumindest auf zweistellig hochzudrehen.
Zur Erinnerung: Beim Abstieg 2012/13 musste Cheftrainer Oscar Corrochano nach neun Punkten aus 12 Spielen das Feld räumen – am Saisonende stieg der SSV mit 19 Punkten und 18 Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz als Schlusslicht ab. Den Neuaufbau in Liga 3 verantwortete damals ein unbekannter junger Fußball-Professor aus Heidelberg namens Christian Keller.
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