Jahn in Liga 2: Mit Regensburger Catenaccio gegen Elversberg zum zweiten Heimsieg

Regensburg. Zwei Spiele zwei Siege: Interimstrainer Andreas Patz noch ohne Patzer: Nach dem Pokal-Erfolg am Dienstag jetzt der Liga-Heim-Dreier für den SSV Jahn gegen die SV Elversberg. Wenn es bei diesem Regensburger Catenaccio bleibt, brauchen die Fans aber auch gute Nerven.

Ein wirklich gelungener Angriff reicht dem SSV Jahn heute zum Dreier gegen Elversberg: Noah Ganaus veredelt Bryan Heins Flanke zum 1:0-Heimsieg. Foto: jrh

Ein Schönheitspreis wird der SSV Jahn mit diesem Stil nicht gewinnen. Muss er auch nicht. Erst einmal soll der Tabellenletzte nämlich Punkte sammeln. Und auf Sicht die Abstiegsplätze verlassen. Und der Erfolg gibt Interimstrainer Andreas Patz bislang recht.

Mit einem nachdrücklichen Schwerpunkt auf der Defensivarbeit ermauern sich die Regensburger den zweiten Heimsieg in Folge. Nach dem 1:0 gegen die SpVgg Fürth im Pokal am Dienstag, heute nun Patzens erster Heimdreier gegen die SV Elversberg. Mehr als ein 1:0 sollte man da aber auch von der Jahn-Offensive nicht erwarten.

Eine gelungene Kombi reicht

Denn recht viel mehr als der eine, erfolgreich vorgetragene Angriff über Bryan Heins linke Seite und seine präzise Flanke auf den Fünfer, wo Noah Ganaus sein langes Bein vor dem Abwehrspieler an den Ball bringt, und die Kugel zum 1:0 (16.) über die Linie bugsiert, ist von der Jahn-Offensive auch nicht zu bewundern.

Dafür macht die Defensive dem – zumindest vorerst – Übergangstrainer die reinste Freude: Die Viererkette vor der Fünferkette lähmt den Spielaufbau der technisch versierten Spielvereinigung aus dem Saarland. Und kommt tatsächlich eine der beiden schnellen Spitzen durch den ersten Riegel, ist spätestens beim zweiten Catenaccio Feierabend.

Mit Regensburger Catenaccio holt Interimstrainer Andreas Patz den zweiten Sieg in Folge, und den ersten Liga-Dreier gegen Elversberg. Foto: jrh

Regensburgs Lufthoheit

Nach rund 70 Minuten und ersten Ermüdungserscheinungen auf beiden Seiten, gelingen dann doch einige Ausreißer. Aber bei hohen Bällen behalten Rasim Bulic, Luis Breunig und Leopold Wurm stets die Lufthoheit – und schlussendlich ist bei den drei, vier gefährlichen Abschlüssen der Gäste immer noch Reflexmonster Felix Gebhardt zur Stelle, der den Dreier festhält.

Fazit: Eine von Kapitän Andi Geipl angeführte, leidenschaftlich kämpfende Jahn-Elf mit starker Defensive und einem einsam vorne Kreise ziehenden Noah Ganaus verdient sich diesen mit Schweiß, Blut und Tränen schwer erackerten siebten Punkt nicht nur durch Dusel. Der entnervte Tabellensiebte schafft es mit rund 80 Prozent Ballbesitz zu selten, die belagerte Jahn-Befestigung wirklich ins Wanken zu bringen.

Jahn-Keeper Felix Gebhardt steht gegen Elversberg immer wieder im Mittelpunkt. Foto: jrh

Das Spiel im Schnelldurchlauf

Geipl setzt den ersten, schüchternen Akzent: Die Direktabnahme geht knapp daneben (2.). Anschließend darf auch schon der Gast ran. Auch Carlo Sickinger versucht’s direkt, da fehlt nicht viel (3.). Es folgt die erste Eckball-Stafette der Elversberger: Muhammed Damar schnappt sich den zweiten Ball, geht von links nach innen, die Kugel flippt knapp am linken Pfosten vorbei (9.).

Aus dem Nichts die Regensburger Führung: Bryan Hein behauptet den Ball auf der linken Seite, verweigert den Kurzpass an der Seitenlinie und flankt stattdessen in die Mitte, Ganaus grätscht vor dem Abwehrspieler in die Kugel und lässt SV-Keeper Nicolas Kristof aus wenigen Metern keine Chance, 1:0 (16.).

Elversbergs Ecken-Wucher

Die SV Elversberg sorgt vor allem bei Standards für Aufregung im Regensburger 16er. Gebhardt faustet den nächsten Eckball aus der Gefahrenzone (18.). Die Oberpfälzer fühlen sich sichtlich wohl in der eigenen Hälfte und verlassen sie nur, wenn es unbedingt sein muss. Bei einem dieser seltenen Ausflüge muss Maximilian Rohr nach einem hohen Aufsetzer noch einmal vor Ganaus im Elversberger Strafraum klären (28.).

Zu den Aktivposten der Gäste zählt Damar, der für die Flanke von rechts zwar zu kurz ist, aber noch den nächsten Eckball schinden kann (31.). SV-Kapitän Luca Schnellbacher hat die Jahn-Defensive bisher gut im Griff – einzige nennenswerte Aktion: Zwei Meter vor dem Strafraum holt er sich die Kugel runter, sein Schussversuch wird aber geblockt (34.).

Kapitän Geipl räumt Gäste-Kapitän ab

Und wenn’s dann doch mal die Lücke gibt, stehen sich Damar und Schnellbacher im Strafraum gegenseitig im Weg (36.). Kurz darauf hechtet Gebhardt zur Faustabwehr auf Bulic‘ breiten Rücken, der Aufprall danach ist schmerzhaft – der Jahn-Keeper bleibt erstmal liegen und muss behandelt werden (37.). Weniger gut ergeht’s Schnellbacher, nachdem ihm Geipl versehentlich in die Haxen gerutscht ist: Der Kapitän der Gäste kann nicht weitermachen (43.).

Vom Wechsel etwas abgelenkt, bekommt der SSV nochmal eine der Chancen mit Seltenheitswert.  Christian Viet darf im Elversberger Strafraum unbedrängt abziehen, Kristof hat mit dem zentralen Schuss keine Mühe (46.). Und auch Ganaus macht noch einmal Meter für die Laufstatistik, bleibt aber allein gegen alle ein weiteres Mal hängen – immerhin gibt’s den Eckball (45. +m 4).

Gebhardt läuft heiß

Die zweite Hälfte verspricht wenig Innovationen. Elversberg rennt weiter an, Regensburg hält dicht. Elias Huth, der gut nach hinten mitarbeitet, kommt zu spät und foult Damar zentral vor dem eigenen Strafraum – dessen Freistoß prallt an der Mauer ab (52.). Jetzt versucht sich aufseiten der Gäste Elias Baum in den Vordergrund zu spielen: Sechs-Tore-Mann Fisnik Asllani kommt zur Abwechslung zum Kopfball, Gebhardt pariert blitzschnell (56.).

Noch einmal Baum, diesmal mit Distanzschuss, nicht ungefährlich (59.). Im Elversberger Strafraum herrscht zumeist gähnende Leere, es sei denn, Ganaus schafft es mal dorthin: Bei einer der wenigen Aktionen in der Box landet sein geblockter Drehschuss auf dem Tordach (63.). Umgekehrt muss sich Jahn-Keeper Gebhardt jetzt immer öfter einmischen: Asllani holt sich einen hohen Ball runter, bedient den eingewechselten Manuel Feil, dessen Flachschuss Gebhardt stark wegwischt (69.).

Hein mit Regensburgs bester Chance

Einige Jahn-Spieler kommen jetzt auf dem Zahnfleisch daher. Dejan Galjen kommt für Marathon-Ganaus, Robin Ziegele für Huth (70.). Bei seinem Zweitliga-Debüt wäre Tom Zimmerschied, der für den verletzten Kapitän ins Spiel kam, fast der goldene Schuss gelungen: Gebhardt ist wieder katzenschnell im linken Eck (71.).

Und dann bekommt der SSV tatsächlich die Chance zur Vorentscheidung: Ganaus lässt sich die Kugel im rechten Strafraumeck nicht klauen, chippt sie in die Mitte und plötzlich kommt Hein frei zum Schuss, der aber noch von Baums Knie zur Ecke abgelenkt wird (75.). Der aufopferungsvolle Kampf von Kapitän Geipl fordert seinen Tribut: für ihn kommt Alexander Bittroff (77.).

Geipl raus, Bollwerk wackelt

Und sofort ist das Jahn-Bollwerk weniger dicht. Asllani geht über rechts, legt zurück, Zimmerschied kommt im 16er frei zum Abschluss, fällt dabei aber über seine eigenen Füße und verzieht die Kugel (78.). Auch der frische Muhammed Mahmoud hat auf der rechten Seite plötzlich mehr Beinfreiheit, Gebhardt zögert zu Recht, bleibt im Kasten, Mahmoud knallt aus spitzem Winkel drüber (81.). Minutenlang beschäftigt dann ein Gerangel um den Jahn-Keeper vor einer Ecke Schiri Eric Weisbach, der schließlich Gebhardt und Lukas Pinckert den Gelben Karton vor die Nasen hält (84.).

Man merkt, Elversberg hat die Faxen dicke: 80 Prozent Ballbesitz aber kein einziges Törchen. Asllani will den zu Boden gegangenen Breunig hochziehen, das Publikum ist empört. Der Elversberger sieht Gelb (89.). Nochmal Zeit von der Uhr nehmen, Jonas Bauer kommt für Ackergaul Kai Pröger (93.).

Und wieder sieht der Jahn Rot

Anstatt den Dreier cool über die Ziellinie zu bugsieren, macht sich der Jahn wieder einmal selbst das Leben schwer: Galjen lässt sich erst von Sickinger im Mittelfeld vernaschen, will seinen Fehler gutmachen, und fährt ihm von hinten in die Parade – Schiri Weisbach zückt nach einiger Bedenkzeit Glattrot (90 + 3). Den Freistoß bekommen die Elversberger zwar auf Asllani, aber der bedrängte Stürmer bekommt keinen Drive in seinen Abschluss, Gebhardt hält Kugel und Punkte fest (90 + 4).

Die Nervenschlacht ist zu Ende, die nächste kann kommen. Nachdem der SSV Jahn den Abstand auf Braunschweig, das allerdings erst morgen bei Paderborn antritt, auf einen und auf Schalke auf zwei Zähler verkürzt hat, kann Regensburg am kommenden Sonntag, 13.30 Uhr, in Gelsenkirchen einen großen Schritt aus der Abstiegszone machen. Leicht wird’s so nicht, aber leicht muss es auch nicht sein.

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