Jahn in Liga 2: Noch ein ermauertes 1:0 würde auf Schalke völlig reichen …
Gelsenkirchen. Das waren noch Zeiten, als große Namen Schall und Rauch für den SSV Jahn waren: Wie beim 4:1 gegen den FC Schalke vor drei Jahren mit dem vierten Sieg in Folge. Am Sonntag, 13.30 Uhr, in der Veltins-Arena wäre das dritte mühsame 1:0 schon das höchste der Gefühle für rund 1200 Jahn-Fans beim kriselnden ehemaligen Euro-Fighter.
Es ist immer noch der letzte Platz für den SSV Jahn. Und noch immer blicken die 17 anderen Gegner recht respektlos auf die Oberpfälzer herab – fast wie früher auf das ehemalige Armenhaus an der tschechischen Grenze.
Ein Sport-1-Reporter bei der PK auf Schalke: „Gegen Ulm hättet ihr schon gewinnen müssen, jetzt kommt Regensburg, das ist kaum mehr nach unten zu toppen.“ Solche Ruhrpott-Komplimente dürfen die Jungs in Rot-Weiß gerne ein wenig anstacheln.
Dennoch sollte niemand darauf vertrauen, dass die Königsblauen das Tabellenschlusslicht unterschätzen. Die Knappen sind mit der eigenen Misere auf Platz 17 und mit zwei Pünktchen mehr auf dem Konto als der Gast viel zu sehr beschäftigt, als dass sie Grund zur Arroganz hätten.
Kein blaues Wunder von van Wonderen
Da ist schon Kees van Wonderen vor, der nach nur einem Monat auf der Trainer-Bank, schon wieder heftig infrage gestellt wird. Nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Ulm hat man ihm nun Jugendtrainer Tim Hoogland und Ex-Spieler Juri Mölders als Bindeglied zur Mannschaft zur Seite gestellt. In der Mannschaft war zu hören, dass man den Niederländer, der Deutsch als „Amtssprache“ eingeführt hat, nicht richtig versteht.
Dabei hat der 56-Jährige als Spieler mit Feyenoord Rotterdam selbst die Meisterschaft gewonnen und wurde mit dem Verein Superpokalsieger. Kees war außerdem fünffacher Nationalspieler. Als Trainer gewann er mit der U17 der Niederlande 2018 die Europameisterschaft im Finale gegen Italien. Nur auf Schalke bleiben für van Wonderen bisher die Wunder aus.
Patz lässt sich nicht blenden
Davon will sich freilich Andreas Patz, dem Vernehmen nach immer noch Interimstrainer der Regensburger, nicht täuschen lassen. „Wir dürfen uns da nicht blenden lassen von der Tabelle“, warnt der Thüringer, „von wegen Abstiegskrimi oder so.“ Stattdessen habe man sich auf einen Gegner, der „viel Wucht und Körperlichkeit in der Offensive habe, sehr schnell umschalten kann und natürlich individuelle Klasse“ besitze, gut vorbereitet.
„Wenn man das Spiel gegen Ulm sieht“, schwärmt Patz von den Schalker Potenzialen, „da kommt nochmal ein Anton Donkor rein, der absoluten Speed hat über außen, da kommt noch mal ein Amin Younes rein, der viel Erfahrung hat.“ Eine richtig schwere Aufgabe gegen einen richtig guten Gegner, der nicht dastehe, wo er gerne stehen wolle, sei das. „Für uns heißt es, den Fokus auf unsere Stärken zu legen, die wir in den letzten Spielen bewiesen haben – auf eine defensive Stabilität und auch in der Offensive, die Teil des Trainings war, Akzente zu setzen, um mehr Lösungen zu haben.“
Reisen nicht als Touristen nach Gelsenkirchen
„Auf Schalke spielen zu dürfen, ist schon was Besonderes“, freut sich Patz zusammen mit seinen Spielern und den bereits angemeldeten 1200 Jahn-Fans, die mit nach Gelsenkirchen reisen. „Nichtsdestotrotz fahren wir da nicht als Touristen hin, sondern wollen was mitnehmen – den Fokus haben wir, den haben die Jungs auch.“ Andererseits: Auch Touristen holen sich ja gerne mal ein Souvenir – und mit drei Punkten gelänge schon mal das erste Überholmanöver in der Tabelle.
Die kurzfristigen Ausfälle in der Offensive vor Elversberg, Christian Kühlwetter und Eric Hottmann, sind dabei wieder an Bord. „Sie haben beide alles mitgemacht, sind auch wieder eine Option.“ Neben den Langzeitverletzten fehlt daher lediglich Dejan Galjen wegen seiner überflüssigen Rotsperre. „Die Stimmung ist nach zwei Siegen besser“, wie man sich vorstellen könne, „die Freude konnten sie ausleben – aber inzwischen hätten alle wieder volle Konzentration auf das Schalke-Spiel.
Ist der Jahn ein Aufbaugegner für die Schalker?
So was sagt man dann halt, wenn man von den Medien scheinheilig gefragt wird, ob man denn die negative Berichterstattung auch brav verfolge: „Man muss als Trainer“, sagt Kees van Wonderen grinsend, „so viel machen, da lohnt es sich nicht, Energie reinzustecken.“ Das Wichtigste sei, sich darauf zu konzentrieren, worauf man Einfluss habe: „Wie wir trainieren.“
Aber klar, das Umfeld, die Medien, die Emotionen gehörten auch dazu. „Und ich mag das auch“, sagt er offenbar ironiefrei. „Ich spüre, ich arbeite bei einem großen Verein.“ Dass man ihm mit Tim Hoogland und Ex-Spieler Juri Mölders neue Assistenten vor die Nase gesetzt, ficht den gelassenen Holländer aus Bergen nicht an.
„Juri, Ben, Matthias und ich, wir machen uns jeden Tag von morgens bis abends Mühe“, betrachtet er sich als Teil des Teams, „damit wir besser werden, und Juri kann seine jahrelange Erfahrung als Spieler einbringen, er weiß, wie es läuft, wie sich die Spieler am Platz fühlen, wie die Zusammenarbeit mit dem Stab ist – und so können wir zusammen den Prozess begleiten.“
Auf den SSV Jahn habe man sich seriös vorbereitet. „Sie haben die letzten zwei Spiele gewonnen, im Pokal und Meisterschaftsspiel“, sagt van Wonderen, „wir erwarten eine organisierte Mannschaft, dass wir mehr am Ball sind.“ Was es von Schalke brauche: „Dass wir hohes Tempo spielen, den Ball wechseln, die Räume finden, zwischen den Linien, aber auch hinter der Kette von Regensburg.“
Seine Spieler sieht er auf einem guten Weg: „Sie haben Energie, wir freuen uns auf das Spiel.“ Erfolge seien sehr wichtig. „Die Art und Weise, wie wir arbeiten, die Abstimmung zwischen uns allen, wenn das gut ist, wird auch das Spiel besser, dann werden die Erfolge kommen.“ Aber auch das weiß er: „Der Moment muss schnell kommen, das ist auch klar.“
Peu à peu kämen verletzte Spieler zurück in die Mannschaft: „Es dauert nicht mehr lange, bis der ganze Kader da ist“, sagt der Cheftrainer. „Ganz komplett wird er niemals sein, aber es sieht schon gut aus.“ Es gebe noch ein paar Fragezeichen, eine Prellung, kleinere Verletzungen. „Amin Younes konnte nicht mit uns mitfahren nach Augsburg“, verneint er einen Dissens mit dem Profi, der sich selber für fit erklärt hatte. „Wenn er voll da ist, kann er uns helfen.“
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