Jahn in Liga 2: Regensburger Fleißpünktchen gegen Kaiserslautern [mit Video]
Regensburg. Der hart erarbeitete vierte Punktgewinn des SSV Jahn gegen den 1. FC Kaiserslautern war sicher keine fußballerische Offenbarung. Damit hat aber auch niemand gerechnet. Immerhin: Die Oberpfälzer kämpfen sich aus der völligen Verunsicherung in Hälfte 1 heraus bis auf Augenhöhe.

Die Verunsicherung der Regensburger ist gleich zu Beginn mit Händen zu greifen. Allen Warnungen von Jahn-Trainer Joe Enochs zum Trotz bekommt auch der 1. FC Kaiserslautern gleich nach zwei Minuten die erste 1:1-Situation im Strafraum auf dem Silbertablett serviert: Jan Gyamerah steckt rechts auf Ragnar Ache durch, der halbrechts völlig frei vor Felix Gebhardt auftaucht, die Kugel aber nicht am Jahn-Keeper vorbei bekommt (2.).
Das kann heiter werden, denkt man sich. Und die Roten Teufel rennen auch gleich weiter an, um die Nervosität des Tabellenletzten in Zählbares umzumünzen. Es ist dann ausgerechnet der viel zu schnell infrage gestellte Linksverteidiger Bryan Hein, der sich mit konsequentem Körpereinsatz Respekt verschafft.
Hein verschafft sich Respekt
Er antizipiert einen schlampigen Pass auf Richmond Tachie, kommt aber um eine Fußspitze zu spät und trifft den Stürmer am Knöchel – Gelb für Hein, aber der Einsatz ist dennoch wichtig, sonst hätte Tachie viel grünen Rasen vor sich gehabt (9.). Und weil der sich nichts schenken lassen will, revanchiert er sich umgehend am Regensburger – seinen Karton bekommt er, weil er Hein an der Außenlinie umreißt (12.).
Kaiserslautern hat zwar weiter über 70 Prozent Ballbesitz, aber allzu viel können die Gäste, die vergangene Woche dem HSV noch drei Buden eingeschenkt haben, damit nicht anfangen. Marlon Ritters Freistoß aus rund 25 Metern zentral faustet Gebhardt zur Seite weg (17.). Umgekehrt stellt der Jahn bei den zaghaften Ansätzen von Offensivaktionen seine geballte Harmlosigkeit unter Beweis.
Ballbesitz im dichten Zentrum
Der in der gegnerischen Hälfte meist allein gelassene Noah Ganaus versucht es über die linke Flanke, immerhin springt die erste Ecke für die Regensburger heraus (18.). Knapp wird es für Lauterns souveränen FCK-Keeper Julian Krahl in der ersten Halbzeit nur ein einziges Mal – und das eher zufällig. Nach Christian Kühlwetters blindem Pass von rechts in den Rückraum, herrscht Verwirrung im Strafraum, Christian Viets Drehschuss von der Strafraumkante streicht knapp über die Latte (20.).
Die Oberpfälzer überlassen nach wie vor den Pfälzern über weite Strecke den Ball, machen aber das Zentrum dicht, sodass die Gäste kaum Luft zum Kombinieren bekommen. Jetzt macht man sich langsam ein wenig Sorgen um Hein, der noch einmal Tachie zu Fall bringt – nicht noch ein Platzverweis wie bei Mansour Ouro-Tagbas erster Aktion in Berlin, noch dazu auf der dann vakanten Linksverteidigerposition (22.).
Einsamer Ganaus

Wie einsam Ganaus seine Kreise ziehen muss, lässt sich nach einer halben Stunde beobachten, als er mutterseelenallein einen langen Ball gegen drei Verteidiger behaupten kann, dann aber zu Boden geht und dafür keinen Freistoß bekommt (31.). Aber auch Lautern fällt nicht viel ein. Ritter hält aus Verlegenheit aus 25 Metern drauf – und überrascht mit dem verunglückten Schuss Gebhardt, der die Kugel abklatschen lässt. Zum Glück für den Keeper kann Ache aus spitzem Winkel nicht viel mit ihr anfangen (35.).
Der letzte Anfangsverdacht eines Konters für den SSV Jahn versandet kläglich: Ganaus schickt Kühlwetter auf die rechte Außenbahn – seine Flanke landet zielgenau in Krahls offenen Armen (38.) – kein Regensburger Angreifer auch nur in Sichtweite. Da muss schon etwas mehr kommen, wenn am Ende des siebten Spieltags mehr als ein Törchen auf dem Konto stehen soll.
Innenpfosten vs. Latte
Die zweite Hälfte beginnt wie die erste: mit einer Großchance für die Gäste. Das geht zu einfach: Ritters langer Ball zu Ache, der unbedrängt abschließen darf, sein Drehschuss aus 20 Metern umkurvt den fliegenden Gebhardt und springt vom Innenpfosten quer durch den Strafraum. Ecke Kaiserslautern, Dickson Abiama köpft frei stehend, weil sich gleich mehrere Regensburger auf der Torlinie als Riegel versammeln – Viet rettet mit dem Knie (48.).
Jetzt traut sich aber auch der Jahn mal was zu. Ganaus drängelt sich in den Strafraum bis zur Grundlinie, legt quer, Jannis Heuers Rettungsversuch zischt um Zentimeter am linken Pfosten vorbei (50.). Geipls Ecke von links landet auf dem Quadratschädel des völlig überraschten Kühlwetters und kracht von dort an die Querlatte (51.).
Jahn wird mutiger
Chaos im Jahn-Strafraum: Ritters halbhohe Flanke vom rechten Strafraumeck Richtung Ache wird geblockt, unübersichtliches Getümmel vor dem Fünfer, Pingpong zwischen Abwehr- und Angriffsfüßen, endlich ist die Kugel aus der Gefahrenzone (56.). Auf der anderen Seite köpft Startelf-Debütant Leopold Wurm Geipls Freistoßflanke frei aus 14 Metern knapp links vorbei – steht dabei aber im Abseits (59.).
Same Procedure: Kai Prögers ausnahmsweise präzise Flanke von rechts kann Krahl nur mit einer Faust vor Kühlwetter wegboxen – aber auch der steht zuvor im Abseits (64.). Regensburg wird endlich mutiger. Dominik Kother setzt sich nach erneut starker Vorarbeit von Hein auf der linken Außenbahn durch, wurstelt sich in den 16er und schlenzt die Kugel aus rund zehn Metern halblinks Richtung Kasten – die hätte wohl gepasst, aber ein Lauterer Hinterteil steht im Weg, Ecke (68.).
Stabilisator Bulic
Zeit, dass sich was dreht, erste Wechsel bei den Pfälzern. Der nun doch wieder genesene Daisuke Yokota kommt für Tachie, Philipp Klement für den Ex-Regensburger Jan Elvedi (71.). Und der Japaner wirbelt zusammen mit Klement gleich mal mit einem Seitenwechsel-Solo durchs Zentrum die Oberpfälzer Hintermannschaft durcheinander – Verlagerung auf die linke Außenbahn zu Abiama, der aber ins Toraus flankt (74.).
Lautern jetzt wieder am Drücker: Gyamerah schickt im Strafraum Ritter steil, der versucht nochmal mit Hacke für Gyamerah aufzulegen, aber der kompromisslose Rasim Bulic, zweifellos ein Stabilisator der Regensburger Defensive, funkt erfolgreich dazwischen (75.). Beide Trainer wollen jetzt den Dreier: FCK-Coach Markus Anfang bringt Jannik Mause für Abiam, Joe Enochs Eric Hottmann für Ganaus (80).
Krahl grinst über Geipls Geniestreich
Das wär’s jetzt noch gewesen: Klement verdaddelt die Kugel im Mittelfeld, Jahn-Kapitän Andi Geipl wagt vom Mittelkreis den versuchten Geniestreich, doch Keeper Krahl lässt sich nicht veralbern, eilt ohne Hast zurück und fängt den Weitheber mit breitem Grinsen unaufgeregt ab. (83.). Kühlwetter drängelt sich in den Strafraum, fällt im Duell mit Heuer zu leicht, kein Elfer – stattdessen eine fruchtlose Ecke (85.).
Für mehr Nervenkitzel sorgt Mause auf der anderen Seite: Im linken Strafraum bricht er mitten durch zwei verdutzte Regensburger durch, schießt dann aber überhastet aus knapp zehn Metern links am Pfosten vorbei (87.). In knapp fünf Minuten Nachspielzeit kann der sehr spät eingewechselte Ouro-Tagba keine Akzente mehr setzen. Pröger fällt im eigenen Strafraum nach leichtem Geschiebe von Mause unglücklich aufs Knie und nimmt nochmal Zeit von der Uhr – genauso wie Enochs, der in letzter Sekunde Jonas Bauer für Kother ins auslaufende Geschehen wirft (95.).
Safety first in der Defensive
Das torlose Remis bringt den SSV Jahn zwar nicht weg vom Tabellenende, aber zumindest etwas Hoffnung, dass die Regensburger in der Zweiten Liga mithalten können. Bulic hat sicher etwas mehr Stabilität in die Defensive zurückgebracht, auch wenn er übervorsichtig viele Bälle lieber erst einmal über die Seitenlinie gedonnert hat: Safety first eben. Hein und Wurm haben ihre Aufgabe tadellos erledigt und sogar einige wenige Impulse nach vorne setzen können.
Woran’s nach wie vor hapert, ist die Überbrückung des Mittelfelds, wo sich der Jahn mit vielen leichten Fehlpässen eher selbst in die Bredouille bringt, anstatt für Gefahr vor dem gegnerischen Tor zu sorgen. Am kommenden Freitag, 18.30 Uhr, werden die Regensburger beim Tabellenvierten SC Paderborn noch einmal eine Schippe drauflegen müssen, um den ersten Auswärtspunkt zu entführen.
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