Jahn noch in Liga 2: Wenn der Kölner Keller als Totengräber dein Ex ist

Köln. Der 1. FC Köln steht kurz vor dem Aufstieg, der SSV Jahn schon bis zu den Knien in Liga 3. Und ausgerechnet der Mann, der einst mit Regensburg in die Regionalliga abstieg, um dann den Durchmarsch in Liga 2 zu orchestrieren, könnte am Samstag die letzte Hoffnung auslöschen.

Wird er Regensburgs Totengräber? Lenkten lange zusammen die Geschicke des SSV Jahn: Präsident Hans Rothammer (links) und Sportchef Christian Keller. Bild: Jürgen Herda

Köln, Rhein-Energie-Sportpark, am Samstag um 20.30 Uhr: Ein Flutlichtspiel als Drama in drei Akten: Der Ex. Die Erinnerung. Der Abstieg. Männer, die sich kennen: Ex-Jahn-Sportchef Christian Keller, heute nicht unumstrittener Boss in Köln, hatte Achim Beierlorzer in der Aufstiegssaison 2017 nach Regensburg gelotst – und der lieferte als Trainer mit zwei einstelligen Tabellenplätzen höchst erfolgreich ab.

Bis heute scheint die Chemie zu stimmen: In der Abstiegssaison vor zwei Jahren verlieh der „Effzeh“ Top-Torwarttalent Jonas Urbig an den abstiegsbedrohten Jahn. Leider vergeblich, am heutigen Bayern-Keeper hat’s nicht gelegen. In der Winterpause durfte sich Regensburg über den Ex-Jahn-Stürmer Sargis Adamyan als Morgengabe freuen – auch er konnte keine Wunder vollbringen.

Keller, der einst in Regensburg erst den Abstieg in die Regionalliga verwaltete – pünktlich zur Stadioneröffnung –, um dann mit Akribie, Vision und „Mia spuin fir eich“-Mentalität den Durchmarsch zurück ins Bundesliga-Unterhaus zu orchestrieren – wo er eben mit jenem Beierlorzer sein Meister-Transferstück ablieferte. Und ausgerechnet dieses Duo könnte am Samstag den Sargdeckel über den letzten mathematisch möglichen Resthoffnungen des SSV Jahn zuklappen.

Die Wahrscheinlichkeit des Unwahrscheinlichen

Ja, es gibt sie noch, die Option auf das Wunder von Köln. Sie klingt ungefähr so realistisch wie Trumps Friedensplan für die Ukraine auf Truth Social:

  • Ulm und Münster verlieren beide ihre nächsten zwei Spiele.
  • Am letzten Spieltag trennen sie sich im Direktvergleich Remis.
  • Der SSV Jahn gewinnt alle drei ausstehenden Partien. Logo!

Spoiler: Selbst einem Science-Fiction-Autor wäre das wohl zu utopisch.

Struber warnt – Patz appelliert

Kölns Trainer Gerhard Struber, der nach der Niederlage gegen Hannover spürbar angesäuert war, mahnt im Interview:

Wir müssen in dieser Liga jede Aufgabe ernst nehmen. Regensburg hat nichts zu verlieren – das macht sie unberechenbar. Gerhard Struber

Der SSV Jahn hatte beim Heim-Remis gegen Braunschweig zwar Mut gezeigt, aber zu wenig Punch. Trainer Andi Patz dazu in der aktuellen PK:

Wir wissen, dass es eine enorme Herausforderung ist. Aber wir wollen zeigen, dass wir gegen so eine Mannschaft wie Köln bestehen können. Es geht darum, die Energie aus den letzten Spielen mitzunehmen. Andi Patz

Keller, Köln und das Karma

Und was ist mit Christian Keller? Nach einer Transferstrafe bis zur Winterpause (wegen angeblichen Transfervergehens) wackelte sein Stuhl in Köln – zumindest in der Fankurve. In Foren wird gestritten: Die einen fordern den nächsten Schritt Richtung Bundesliga, die anderen fragen, ob der Weg zurück ins Oberhaus wirklich über den Jahn führen muss. Ein User auf „Effzeh.com“: „Wenn wir ausgerechnet gegen Regensburg den Sack zumachen, schließt sich der Keller-Kreis.“

Autsch. Fun-Fact: Vor sechs Jahren verdarb der SSV Jahn dem Effzeh die Aufstiegsfeier: Regensburg feierte beim bereits als Zweitliga-Meister und Aufsteiger feststehenden 1. FC Köln einen 5:3-Erfolg. Doppelter Torschütze: Sargis Adamyan. In einem wilden Spiel ohne taktische Fesseln, das die Hausherren nach Platzverweis gegen Cordoba nicht zu elft beendeten, fielen sämtliche strategischen Hürden.

Was sagen die Jahn-Fans?

Während in Köln zwischen Anspruch und Restzweifeln laviert wird, ist in Regensburg die Stimmung im Keller – im wörtlichen wie metaphorischen Sinn. Auf der Jahn-Facebookseite dominieren bittere Kommentare: „Kein Herz, kein Mut, kein Plan“ oder „Traurig, wie wir uns aus der Liga schleichen“ – selbst für Facebook-Verhältnisse erstaunlich präzise.

Fazit: Die Bühne steht, der Abgrund wartet

Samstagabend, Flutlicht, Rhein-Energie-Stadion. Der Tabellenführer gegen das Schlusslicht. Das Wiedersehen alter Weggefährten. Und dazwischen: die letzte Hoffnung, die zwischen Latte und Wahnsinn pendelt.

Köln kann aufsteigen. Der Jahn kann noch träumen. Oder wahlweise: mit einem Lächeln untergehen. Und wenn schon – dann bitte mit vollem Herzen, offener Sohle und der Gewissheit, dass Fußball kein Rechenspiel ist. Sondern manchmal einfach nur eine verdammt gute Tragödie.

Effzeh gegen den Jahn: Mögliche Aufstellungen

Beide Trainer stehen vor taktischen Herausforderungen: Kölns Coach Gerhard Struber muss seine Defensive neu organisieren, während Jahn-Trainer Andi Patz auf der Suche nach der richtigen Offensivformation ist. Es bleibt abzuwarten, welche Anpassungen letztlich den Ausschlag geben werden.​

1. FC Köln (Trainer: Gerhard Struber)
Nach dem Ausfall von Jusuf Gazibegovic (Syndesmose-Riss) und der Rückenverletzung von Luca Waldschmidt muss Struber seine Defensive umstellen. Joël Schmied könnte als Rechtsverteidiger auflaufen, während Jan Thielmann erneut defensiv agieren muss. Im Angriff dürften Lemperle und Maina starten.​

Aufstellung:
Schwäbe – Hübers, Martel, Heintz – Thielmann, Olesen, Huseinbasic, Pacarada – Ljubicic – Lemperle, Maina​

SSV Jahn Regensburg (Trainer: Andreas Patz)
Patz kann abgesehen von den Langzeitverletzten aus dem Vollen schöpfen. Nach dem Remis gegen Braunschweig könnte es Veränderungen in der Offensive geben. Christian Kühlwetter und Anssi Suhonen könnten für frischen Wind sorgen.​

Aufstellung:
Pollersbeck – Wurm, Ballas, Ziegele – Pröger, Handwerker – Kühlwetter – Suhonen, Hein – Ganaus, Adamyan

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