Jahn Regensburg bei Hansa Rostock: Pünktchen für Pünktchen zum Klassenerhalt [mit PK-Video]

Rostock/Regensburg. Mühsam punktet sich Jahn Regensburg zur 40-Punkte-Marke: Bei Hansa Rostock folgt das nächste Remis. Zwei Mannschaften, die zwar wollten, aber nur selten konnten, liefern sich in der Nachspielzeit noch eine überflüssige Rangelei. Die gute Nachricht: Beide sind von Dresden kaum mehr einzuholen.

Rudelbildung in der Nachspielzeit: Der größte Aufreger beim bescheidenen Remis zwischen Hansa Rostock und Jahn Regensburg. Bild: Jürgen Herda

Dass Hansa Rostock nach zwei unglücklichen Regensburger Saisonniederlagen (Hinspiel und Pokal) ein veritabler Jahn-Angstgegner ist, hatte Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic im Interview energisch zurückgewiesen.

Was aber auffällt: Ohne Antreiber Jan-Niklas Beste und Edeltechniker Sarpreet Singh tut sich der SSV Jahn deutlich schwerer, das Mittelfeld konstruktiv zu überwinden. Dazu kommen auf beiden Seiten jede Menge Konzentrationsschwächen. So entwickelt sich am Ostersonntag mit Ausnahme weniger Drangphasen vor allem ein Fehlpassfestival – unterbrochen von den zwei überfallartigen Attacken, die zu den zwei Toren führen:

  • Kurz vor der Pause Nico Neidharts simpler Steilpass links, die Jahn-Abwehr wähnt Svante Ingelssons Flanke von der Grundlinie im Aus, Hanno Behrens legt per Kopf auf – natürlich – John Verhoek quer, der braucht zum 16. Saisontreffer nur einzuschieben, 1:0 (44.).
  • Eine Viertelstunde später – die Pause nicht mitgerechnet – überrascht der Jahn mit seiner ersten konstruktiven Offensivaktion: Andreas Albers mit robuster Balleroberung im Mittelfeld, kluge Seitenverlagerung auf Leon Guwara, seine Vorlage verwertet Nicklas Shipnoski unter tatkräftiger Mithilfe von Keeper Markus Kolke zum 1:1 (59.).

Turbulente Schlussphase

Anschließend haben beide Mannschaften noch einige wache Momente, in denen sie die 40 knacken hätten können: Damian Roßbach lenkt Aygün Yildirims Schussversuch an den Pfosten (82.), Kolke lenkt Max Besuschkows Kunstwerk aus dem Rückraum an den selbigen (85.). Und auf Hansa-Seite schafft Ryan Malone das Kunststück, eine Ecke aus vier Metern neben den Pfosten zu setzen.

Größte Aufregung im ganzen Spiel: Andreas Albers bleibt nach verlorenem Zweikampf im Mittelfeld liegen, Schiri Dr. Robin Braun sieht nach dem Rechten, Rudelbildung, Geschubse und Gestoße, Erik Wekesser fühlt sich von Danylo Sikans Ellbogen gefällt, der Ukrainer sieht Rot (94.). „Den Vorsprung vor Dynamo, den wir vor dem Spiel hatten, haben wir immer noch“, bewertet Hansa-Trainer Jens Härtel das Remis, „das ist positiv.“ Das Gleiche (plus 1) kann auch Mersad Selimbegovic bestätigen.

Der junge Hansa-Fan freut sich tierisch über John Verhoeks Führungstreffer gegen Jahn Regensburg. Bild: Jürgen Herda

Hansa will gleich entern

Hansa Rostock will dem voll besetzten Ostseestadion gerecht werden und startet mit zehnminütiger Druckphase in das Spiel gegen einen zunächst deutlich beeindruckten Gast aus Regensburg. Bälle von allen Seiten segeln in den Jahn-Strafraum, Keeper Alex Meyer faustet zu kurz, Glück, dass der Rostocker, dem der Ball vor die Füße fällt, zu überrascht ist.

Allmählich gelingt den Regensburgern die scheibchenweise Befreiung, ein klarer Kontakt im 16er, als David Otto fällt, hätte auch anders entschieden werden können (11.). Viel Aufhebens betreiben zwei Jahn-Spieler dann um einen Freistoß von links außen: Wekesser, Shipnoski, Wekesser beide täuschen sich gegenseitig schwindelig, die Flanke kommt hoch auf einen Regensburger Kopf, ohne Druck drüber (18.). Der nächste Freistoß aus dem rechten Halbfeld, diesmal schnell ausgeführt ins Aus (23.).

Kleine Missverständnisse stören den Spielfluss

Nach längerer Pause ein gefährlicher Rostocker Ball in die Spitze, Bene Saller in letzter Sekunde zur Ecke (26.). Wekessers Freistoß nach Foul an Otto, von Verhoek zum Einwurf geköpft – der lange Saller-Einwurf wird zur Ecke: Besuschkows Zufallsprodukt aus der zweiten Reihe wird gefährlich, weil ein Regensburger fast noch die Hacke dran bringt. Richtig gefährlich: Flanke von rechts, Otto ans köpft Außennetz (31.).

Im Gegenzug bekommen die Regensburger ein halbes Dutzend Mal die Kugel nicht weg, der dem Rostocker am Fuß klebt, Methode Jojo, zum Schluss gerade noch zum Einwurf geklärt – den pflückt Meyer herunter (33.). Immer wieder so kleine Missverständnisse im Aufbau behindern den Spielfluss, Guwara immer wieder mal gegen die Laufrichtung (34.).

Jahn-Abwehr simpel ausgehebelt

Immer wieder Björn Rother mit Stoßen und Schubsen zur Stelle – und dann mit der ultimativen Beschwerde. Gelb hat er schon, kommt da noch mehr? Was war das denn? Mit einem simplen Steilpass links an die Grundlinie ist die Regensburger Abwehr ausgehebelt, Ingelsson kratzt die Kugel gerade noch so von der Linie nach innen, Kopfballverlängerung, Verhoek frei, 1:0 (44.).

Das ist viel zu simpel, wie sich die Oberpfälzer von den bis dato harmlosen Rostockern übertölpeln lassen. Und dann überlässt der Jahn dem Gastgeber in der Nachspielzeit auch noch zwei Kontermöglichkeiten, die die Hanseaten allerdings verschludern.

Auch Hälfte 2 beginnt mit viel Leerlauf

Andreas Albers zum ersten Mal auffällig in Aktion: An der Eckfahne verstolpert er im Tänzchen an der Grundlinie mit dem Abwehrspieler den Ball (47.). Verhoek behindert den Jahn-Keeper bei der Flanke in den Fünfer, der Ball rutscht Meyer aus der Hand, der Schiri gibt trotzdem die Ecke – die kommt gefährlich, der Kopfballaufsetzer geht allerdings deutlich drüber (50.).

Shipnoski verblödelt zum wiederholten Mal einen aussichtsreichen Vorstoß: Gefühlt eine Minute hat er Zeit, um Otto zu schicken, der frei mitläuft. Stattdessen wartet er, bis er attackiert wird, und der Ball ins Aus läuft (51.). Kurz darauf nimmt er einen Ball im 16er Volley, jenseits von Gut und Böse.

Erik Wekesser bleibt nach Ellbogen-Check erst mal liegen. Was Schlimmeres ist aber nicht passiert. Bild: Jürgen Herda

Shipnoski mit Glück zum ersten Saisontreffer

Ganz schwach auch von Bene Saller, der unbedrängt von rechts außen einem Rostocker in die Beine spielt (54.). Zwischenfazit: Ohne Beste und Singh bleibt die schnelle Überbrückung des Mittelfelds meist Stückwerk ohne Ertrag. Extremes Fehlpassverhalten, eine ganze Stafette lang gut einen halben Meter neben den Mann, zum Schluss ins Seitenaus (57.).

Soll man ihn dafür loben? Shipnoski vollendet freistehend aus 12 Metern, den sich der Keeper mehr selbst ins Netz faustet (59.) – was soll’s, 1:1, Ostergeschenke muss man nicht madig reden. Vorausgegangen ist eine robuste Balleroberung von Albers, eine starke Verlagerung nach links, der Pass von Guwara, und dann steht der Torschütze eben frei halbrechts im Strafraum.

Ohne Beste und Singh bleiben die Ecken mau

Scott Kennedy wird behandelt, nachdem er einen Ball aus nächster Nähe auf die Nase bekommen hat. Der Jahn deshalb gerade in Unterzahl (64.) – Besuschkow hätte da im Strafraum die Rostocker ärgern können, aber er verstolpert. Diesmal spielt Shipnoski schnell und präzise auf Otto – das Tor gibt Selbstbewusstsein, aber der drischt daneben (69.).

Mal wieder eine Zufallsecke für den Jahn, Wekesser von beiden Seiten gleich ungefährlich – Ostergeschenk von Behrens zur nächsten Ecke: Albers knapp mit dem Kopf vorbei, Elvedi fast noch mit der Hacke dran (72.). Jahn-Coach Mersad Selimbegovic rüstet um, Yildirim für David Otto. Bei Rostock wartet ein Trio auf die Einwechslung.

Chancenwucher in der Schlussphase

Nach Freistoß aus dem Halbfeld gefährliche Flanke in den Regensburger Strafraum, zum Einwurf geklärt – erstes offensives Lebenszeichen der Hanseaten in Hälfte 2. Für Shipnoski kommt Charalambos Makridis (78.). Nach Ballverlust an der Mittellinie, Flankenlauf über links, Guwara rettet stark zur Ecke. Melone zirkelt die Flanke aus vier Metern um den Pfosten (80.).

Im Gegenzug wirbelt und zaubert Yildirim unverhofft im 16er, Keeper Kolke, ein Verteidiger-Bein und der Pfosten retten zur Ecke: sicher abgefangen. Jetzt verliert auch noch Kennedy die Übersicht und verursacht eine völlig überflüssige Ecke auf der anderen Seite: Keine Gefahr, stattdessen läuft der Konter über Yildirim, Saller bleibt eine gefühlte Minute im 16er unentschlossen, der zweite Ball fällt Besuschkow vor die Füße, seinen Kunstschuss lenkt Kolke an den Pfosten (84.).

Der Rest ist Legende: Ein stimmungsvoller Mob rangelt und diskutiert, bis der Schiri nach 97. Minuten ein Einsehen hat – und das leistungsgerechte Remis abpfeift. Am kommenden Samstag, 13.30 Uhr kann der SSV Jahn Punkt Nummer 40 dem HSV entringen – und den Hamburgern die letzte Aufstiegschance vermiesen.

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