Jahn Regensburg taumelt nach Bielefeld-Pleite Richtung Rote Laterne

Regensburg. Es hilft alles nichts. Weder die frühe Führung durch Jan Elvedi (3.)., noch die Startelf-Rückkehr von Sarpreet Singh, noch das Abseitstor zur vermeintlichen 2:1-Führung – am Schluss steht der SSV Jahn Regensburg gegen die Arminia aus Bielefeld wieder mit leeren Händen da.

Keine leichte Partie für Schiri Sven Waschitzki-Günther im Abstiegsduell zwischen Jahn Regensburg und Arminia Bielefeld liegt er oft daneben, Bild: Jürgen Herda

Von Stefan Schmid und Jürgen Herda

Der Start ist verheißungsvoll. Endlich wieder einer, der Standards kann: Sarpreet Singhs Ecke, Jan Elvedi schraubt sich unbedrängt in die Luft, Kopfball, 1:0 (3.). Doch sehr schnell wird auch klar: Die Jahn-Abwehr ohne den gesperrten Scott Kennedy und den angeschlagenen Steve Breitkreuz läuft den pfeilschnellen Bielefeldern anschließend weitgehend hilflos hinterher.

Ein ums andere Mal kombiniert sich der Vorletzte, dessen Tabellenstand zwar nichts über die Qualität des Bundesliga-Absteigers aussagt, wohl aber über die Brisanz dieses Abstiegsduells, durch die Regensburger Hintermannschaft wie durch zerflossene Butter. Mit viel Glück überstehen die Oberpfälzer die ersten Minuten, in denen dem armen Jonas Urbig die Flanken nur so um die Ohren fliegen und die gegnerischen Stürmer oft nur um Zentimeter verpassen.

Wozu gibt’s eigentlich den VAR?

Nach 14 Minuten ist dann Schluss mit lustig: Sebastian Vasiliadis verwandelt aus kurzer Distanz volley gegen den machtlosen Jung-Keeper, 1:1. Und auch in der Folge sind die Gäste von der Alm der Führung näher als die Hausherren. Erst eine umstrittene Situation verändert die Lage etwas: Janni Serra rennt Prince Owusu im Strafraum um – nach allen Kriterien ein, wenn auch unabsichtliches Foul. Schiri Sven Waschitzki-Günther überwacht zwar fast zehn Minuten den Genesungsfortschritt der beiden Spieler, kann sich aber nicht zu einem Blick auf das Video aufraffen.

Auch ein Foul an Max Thalhammer einige Minuten später bleibt unbemerkt. In der zweiten Hälfte zunächst wieder Bielefeld mit dem deutlich besseren Kombinationsspiel und den Chancen zur Führung. Zahllose Fouls auf beiden Seiten lassen aber bald die Luft aus der Partie. Regensburg kann sich zunehmend befreien, Bielefeld wirkt in dieser Phase konditionell am Limit. Plötzlich hat der SSV Jahn wieder Möglichkeiten: Eine Freistoßflanke von Singh köpft abermals Elvedi in die Maschen – der Jubel verebbt, Abseits.

Verebbter Jubel: Gerade noch scheint der SSV Jahn auf 2:1 zu stellen, stattdessen wird der Abseitstreffer zurückgenommen und Bielefeld räumt ab. Bild: Jürgen Herda

Ein Klos reicht für die Jahn-Abwehr

Stattdessen reicht den Gästen die Einwechslung des seit zehn Spieltagen glücklosen Fabian Klos. Wie schon zuvor an anderer Stelle lässt Konrad Faber auch den Masken-Riesen beim Kopfball gewähren, und der trifft fast statisch zum späten 1:2 (85.). Die hektischen Versuche der Regensburger, doch noch was umzubiegen, führen lediglich zu weiteren Konterchancen – und Klos schnürt zwei Minuten vor dem Ende den Doppelpack zum 1:3.

Fünf Niederlagen in sechs Spielen, der Jahn taumelt Richtung Tabellenende. Es ist nicht nur die, in der Dramaturgie unglücklich zustande gekommenen, aber in der Qualität der Chancen nicht unverdienten Niederlage gegen einen Mitkonkurrenten – es ist die Art und Weise, wie sich nicht nur die Abwehr wie im Training vorführen ließ, die wenig Mut für die nächsten Spiele in Nürnberg und gegen den KSC macht.

Und dann muss man doch auch nochmal nachfragen: Klar tummeln sich am Transfermarkt der Winterpause nur wenige Fußballgötter, die auf Anhieb den Unterschied machen. Aber wenn man das erneute Abwehr-Fiasko betrachtet, bei dem Oldie Sebastian Nachreiner aushelfen muss – und das zu seiner Ehrenrettung auch gut gemacht hat – dann stellt sich schon die Frage, ob da wirklich kein Handlungsbedarf bestand.

Einladung zum Siegtreffer: Bielefelds Fabian Klos fast allein zu Hause im Regensburger Strafraum. Bild: Jürgen Herda

Der SSV Jahn Regensburg muss eine bittere Niederlage gegen Abstiegskonkurrent DSC Arminia Bielefeld einstecken. Während der ersatzgeschwächten Jahnelf in Sachen Kampf nichts vorzuwerfen ist, offenbart die 1:3-Niederlage einige eklatante Schwachstellen im Spiel der Domstädter. Matchwinner aufseiten der Bielefelder ist Joker Fabian Klos, der nicht zum ersten Mal gegen den SSV brilliert.

Düstere Aussichten bei der Jahnelf

Ein eindeutiges Fazit nach der Niederlage gegen Bielefeld ist schwer formulierbar. Die Jahnelf hat wirklich alles in ihrer Macht Stehende getan, um der Arminen-Offensive die Luft aus den Segeln zu nehmen. Doch am Ende kann die, aufgrund vieler Verletzungen, fehlende Qualität in der Abwehr nicht bis zur letzten Minute mit Kampf aufgewogen werden. Bielefeld musste nur lange genug warten, bis der Defensiv-Reihe die Puste ausgeht, um in Person von Fabian Klos eiskalt zuzuschlagen. Für die DSC-Legende waren es die Scorer-Punkte elf und zwölf gegen den Jahn.

Dem Angriff, das wurde diese Saison nicht zum ersten Mal bewusst, fehlt es nicht nur untereinander an Bindung, sondern auch teilweise am Willen, die Defensivaufgaben zu erledigen. Negativbeispiel – trotz Vorlage zum 1:0 – ist ausgerechnet Sarpreet Singh, der Benedikt Saller gerade in der ersten Halbzeit oft gegen zwei Gegenspieler ins offene Messer laufen ließ. Fest steht: Es müssen dringend konstant spielerische Lösungen abgerufen werden, denn Freistöße und Ecken alleine werden keinen Klassenerhalt sichern.

Leon Guwara hat die Haare schön, aber die Anweisungen von Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic offenbar nicht beherzigt. Auch auf seiner Seite gab es kaum Widerstand gegen die gefährlichen Bielefelder Flanken. Bild: Jürgen Herda

DSC kommt nach SSV-Führung besser ins Spiel

Die Mannschaften haben sich noch nicht richtig sortiert und schon brandet Jubel im Jahnstadion auf. In der zweiten Spielminute ist es Jan Elvedi, der sich nach einer Ecke von Singh am kurzen Pfosten durchsetzt und den Ball in den Kasten der Gäste verlängert. Davon zeigte sich allerdings weder der Jahn beflügelt, noch die Bielefelder merklich geknickt. Besonders Benedikt Saller bekommt es auf seiner Seite immer wieder mit zwei Angreifern zu

So ist es in der 14. Minute dann auch Singhs direkter Gegenspieler Bastian Oczipka, der im Zusammenspiel mit George Bello den Ausgleichstreffer vorbereitet. Sebastian Vasiliadis ist es schließlich, der so sehenswert wie frei stehend am langen Pfosten den Ball via Direktabnahme unhaltbar in die Maschen vollendet. Ein Muster, welches auch in der 19. Minute als Vorbild genutzt wird. Doch diesmal lässt Vasiliadis die 100-prozentige leichtfertig liegen.

Jahn hofft auf Standard-Situationen und Urbig-Abschläge

Mit dem Rückenwind des Momentums versucht Bielefeld immer mehr die Spielkontrolle an sich zu ziehen und stellt den SSV ein ums andere Mal vor Herausforderungen. Die stark ersatzgeschwächte Abwehrreihe zeigt aber alles an Kampf und Leidenschaft gegen spielerisch überlegene Arminen. Nur einmal brennt es nochmal lichterloh im Hoheitsgebiet von Jonas Urbig. Bryan Lasme überläuft in der 28. Minute die Defensivreihe des SSV, findet dann aber keinen Abnehmer für seine Hereingabe von der Grundlinie.

Und die Jahnelf? Die verlegt sich in der Offensive zum Großteil auf Standard-Situationen sowie auf die zentimetergenauen Abschläge von Torhüter Urbig. Was fehlt, ist die letzte Konsequenz, mit der die Möglichkeiten zu Ende gespielt werden. Immerhin: Singh hat wohl eine Ansage von Außen bekommen und lässt nun Hintermann Saller nicht mehr gar so oft alleine. Zu allem Unglück bleibt das Verletzungspech den Domstädter auch in dieser Partie treu: Prince Owusu muss nach etwa einer halben Stunde verletzt den Platz verlassen. Für ihn kommt Andreas Albers in die Partie.

Lebendig begraben: Von Bielefelds Fabian Klos ist nach seinen Treffern nichts mehr zu sehen. Bild: Hürgen Herda

DSC startet druckvoll – Jahn wird besser

Trotz der in der Pause vorgenommen Beorderung Singhs von der linken auf die rechte Außenbahn schwimmt der SSV in den ersten Minuten nach der Pause. Alleine der Bielefelder Ungenauigkeit und Urbig im Tor ist es zu verdanken, dass die Gäste in den zehn Minuten nach Wiederanpfiff nicht das 1:2 erzielen.

Gegen alle Voraussicht kämpfte sich die Mannschaft um Kapitän Benedikt Gimber aber immer besser ins Spiel. Erst konnte der Bielefelder Schlussmann Martin Fraisl mit einem Weltklasse-Reflex bei einem Kopfball des eingewechselten Dario Vizinger noch retten (68. Minute), danach musste er sich geschlagen geben. Ein Freistoß von Singh findet Elvedi, der mithilfe der Unterkante der Latte zum 2:1 für den SSV einköpft (77.). Doch nur scheinbar, denn auf Hinweis des VARs nimmt der Unparteiische Sven Waschitzki-Günther den Treffer aufgrund einer Abseitsstellung zurück. Bittere, aber richtige Entscheidung.

Fabian Klos knockt Jahn Regensburg spät aus

Doch auf den kurzzeitigen Freudentaumel folgt tiefe Enttäuschung. Der aufopferungsvoll kämpfenden Jahn-Defensive gehen in den letzten Spielminuten immer mehr die Körner aus und so kommt es, wie es kommen muss. Fünf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit entzaubert der schlaksige Lasme den müden Leon Guwara, hebt den Kopf und findet butterweich den von Saller alleingelassenen Fabian Klos. Der hat drei Meter vor dem Tor keine Probleme und nickt zum 1:2 ein.

Auf den Nackenschlag hin bricht die ausgelaugte Jahnelf schließlich komplett ein und muss in der ersten Minute der Nachspielzeit dann noch das 1:3 einstecken. Wieder ist es Klos mit dem Kopf, der diesmal nach einem Freistoß aus dem Halbfeld zum Einstand vollendet.

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