Jahresempfang: “Schwarze Schwäne” und ein Märzengold

Floß. Nach der Corona-Zwangspause konnte die Raiffeisenbank Floß wieder zum Jahresempfang einladen. Mit dabei als Gastredner: Christian Lenk von der DZ Bank in Frankfurt.

Vorstandsvorsitzender Jürgen Schnappauf (links) und sein Stellvertreter Josef Völkl (rechts) hießen den Marktstrategen der DZ Bank, Christian Lenk (Mitte) in Floß willkommen. Foto: David Trott

Lange hatte man sich nicht mehr gesehen – wegen Corona. Jetzt konnte der Jahresempfang der Raiffeisenbank Floß wieder über die Bühne gehen. Das evangelische Gemeindehaus war voll. Mit dabei Landrat Andreas Meier, einige Bürgermeister und der Landtagsabgeordnete Dr. Stephan Oetzinger. Begrüßen konnten der Vorstandsvorsitzende Jürgen Schnappauf und sein Stellvertreter Josef Völkl auch Christian Lenk (37). Der Research-Marktstratege der Deutschen Zentral-Genossenschaftsbank (DZ) war für den Gastvortrag aus Frankfurt angereist. Auch das hat Tradition. Der Benediktinerpater Anselm Grün und der Vorstandsvorsitzende der Union Investment Gruppe, Hans Joachim Reinke, waren schon mal als Redner da.

Bilanzsumme wächst um sechs Prozent

Die Genossenschaftsbank feiert heuer ihr 130-jähriges Bestehen. Ein eigener Jubiläumstrunk wurde deswegen eingebraut. Die Gäste konnten mit dem Märzengold gleich mal anstoßen. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen hat man sich wacker geschlagen. Die Bilanzsumme konnte im vergangenen Jahr um sechs Prozent auf mittlerweile 130 Millionen Euro gesteigert werden. Und das kleine Bankhaus ist für das Flosser Amt ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. “Wir haben im vergangenen Jahr rund 250.000 Euro an Steuern gezahlt”, erzählt der Vorstandsvorsitzende Schnappauf. 100.000 Euro waren alleine Gewerbesteuern.

Schwarm “schwarzer Schwäne”

“Einen ganzen Schwarm schwarzer Schwäne” hatte der Marktstratege Christian Lenk im vergangenen Jahr ausgemacht. Das heißt, mit gleich mehreren, im Grunde genommen unmöglichen Ereignissen, wurde man auch in Deutschland konfrontiert. Der Überfall Russlands auf die Ukraine, eine außer Kontrolle geratene Inflation, die Preisexplosion etwa beim Gas und Brüche in den Lieferketten. “Unterm Strich haben wir die Herausforderungen aber ganz gut gemeistert”, resümiert der 37-Jährige. Er ist zuversichtlich, dass 2023 wieder mehr Stabilität einkehren wird.

Inflation bei acht Prozent

Seine Prognosen für das laufende Jahr: Eine durchschnittliche Inflationsrate von acht Prozent, die sich 2024 bei vier Prozent einpendeln wird. Aber damit noch deutlich höher liegen wird, als das von der Europäischen Zentralbank ausgegebene zwei-Prozent-Ziel. Den deutschen Aktienindex Dax sieht Lenk am Ende des Jahres bei etwa 15.000 Punkten. Aktuell liegt er noch deutlich höher. Das ist auch den rasanten Kurssprüngen der vergangenen Wochen und Monate zu verdanken. Er geht aber davon aus, dass diese übers Jahr gesehen zum Teil wieder zurückgeholt werden.

In Deutschland gut gelebt

“Wir haben in Deutschland in den vergangenen Jahr ganz gut gelebt”, erläutert der DZ-Banker. Günstiges Öl und Gas aus Russland sowie die Billigproduktion in China hat das Wirtschaftswachstum hierzulande befördert. Und nachdem man die Verteidigung Deutschlands auch noch den USA überlassen hatte, brauchte man für die Bundeswehr nicht allzu viel Geld ausgeben. Die Zukunft werde aber anders aussehen, ist er überzeugt. Um sich von Abhängigkeiten zu befreien, wird mehr auf Deglobalisierung gesetzt. Und auch das Fitmachen der Streitkräfte wird Unsummen kosten. “Das dafür bereitgestellte Sondervermögen von 100 Milliarden Euro wird möglicherweise gar nicht ausreichen”, vermutet er. Eine Zeitenwende, die sehr teuer werden wird, und die schlussendlich wieder der Verbraucher und der Steuerbürger werden bezahlen müssen.

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