Jetzt die Verkehrswende meistern

Nordoberpfalz. Das IHK-Leitbild zeigt die Zukunft der regionalen Mobilität nach Corona. Die richtigen Anreize schaffen und Kompromisse finden lautet das Motto.

Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf den regionalen Personen- und Güterverkehr aus. Die Pendlerströme verlagern sich ins Homeoffice oder ins eigene Auto, die internationale Transportbranche steht durch Grenzkontrollen vor Hürden.

“Herausforderung an die Mobilität”

Aus Sicht der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim bedeutet das jedoch nicht, dass die Verkehrsprobleme in der Region künftig weniger werden.

„Nach der Corona-Krise werden die Herausforderungen an die Mobilität in der Region wieder zutage treten, jeden einzelnen Tag im Stau auf der Autobahn, in den überfüllten Containerterminals oder den überlasteten Datenleitungen“, prognostiziert IHK-Präsident Michael Matt zur Vorstellung des neuen IHK-Leitbilds Mobilität und Verkehr.

In dem Leitbild propagiert die regionale Wirtschaft die aus ihrer Sicht wichtigen Verkehrsprojekte für die Region. „Mobilität ist ein langfristiges Thema, wir und die Politik müssen die Zeit nach Corona heute schon auf die richtigen Gleise stellen“, so Matt.

Nachhaltige Angebote schaffen

Passende Rahmenbedingungen seien für die Wirtschaft heute wichtiger denn je. „Unser Ziel ist eine nachhaltige Verkehrswende, welche die regionale Mobilität und Logistik erhält und bedarfsgerecht ausbaut“, so Matt. „Nur Regionen, die die Verkehrswende meistern, bleiben international wettbewerbsfähig.“

Aus Sicht der IHK ist der Breitbandausbau ein Treiber der modernen Mobilität. „Die Digitalisierung bietet ungeahnte Möglichkeiten, oftmals wurden selbst ihre low hanging fruits noch nicht gepflückt“, so Matt. 5G sieht die IHK als Schlüsseltechnologie und fordert den flächendeckenden Ausbau.

Attraktivität schaffen

Darüber hinaus sieht die IHK mehr und bessere Schienenverbindungen sowie die Binnenschifffahrt als zentrale Bausteine für mehr umweltschonenden Verkehr. Der Individualverkehr – an dem in der Flächenregion auch mittelfristig kein Weg vorbeiführe – könne ebenso wie der regionale ÖPNV durch innovative Antriebe und Mobilitätsformen auf nachhaltige Beine gestellt werden.

„Die Politik sollte den öffentlichen Verkehr in der Region bei vertretbaren Kosten deutlich attraktiver gestalten. Wo der Individualverkehr notwendig bleibt, sollten umweltschonende und intelligent miteinander vernetzte Angebote gemacht werden“, schließt Matt.

Wer mehr E-Mobilität wolle, der müsse flächendeckend Ladepunkte bauen, wer mehr Radverkehr wolle, der müsse attraktive und sichere Wegenetze schaffen, wer mehr Pendler auf die Schiene bringen will, der müsse Haltepunkte und komfortable Umsteige-Hubs anbieten.

Verkehrswende für den Großraum Regensburg

Die Forderungen im IHK-Leitbild Verkehr sind überregional von hoher Bedeutung und wirken gleichzeitig in jede einzelne Stadt und jeden Landkreis hinein. Der Großraum Regensburg steht dabei als überregionaler Flaschenhals besonders im Fokus.

Bereits 2019 hatte eine Umfrage von IHK und Handwerkskammer dies belegt und die Sorgenkinder auf der Straße herausgestellt. Neben dem Pfaffensteiner Tunnel waren dies vor allem die nahen Autobahnen und Brücken.

Aber auch von vielen altbekannten Maßnahmen erhoffen sich die Regensburger Wirtschaftsvertreter Besserung – mit der Reaktivierung des Bahnhalts Walhallastraße und dem Bau zusätzlicher Gleise zwischen Regensburg und Obertraubling auch auf der Schiene.

Vieles davon stellte man bereits 2005 in einem Verkehrsgutachten fest, wie IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes zu bedenken gibt: „Insgesamt 35 Verbesserungsvorschläge für Regensburgs Verkehrsprobleme wurden 2005 vom Gutachter erarbeitet. In der Realisierung ist der große Wurf bisher aber noch nicht gelungen.“

Spagat zwischen Mobilität und Nachhaltigkeit

Tatsächlich konnte kaum eine Forderung im Großraum Regensburg seit der letzten Leitbild-Auflage als Erfolg verbucht werden. Für Helmes kein Grund locker zu lassen: „Es wäre das falsche Signal, eine weiterhin wirksame Maßnahme aufzugeben, nur weil sie schon viel zu lange in der Umsetzung braucht.“

Stattdessen fokussiert sich die IHK im neuen Leitbild auch in Regensburg mehr denn je auf den Spagat zwischen nachhaltiger Verkehrswende und attraktiver Mobilität. „Mobilität und Logistik müssen zusammen gedacht werden“, betont Helmes.

Daher fänden sich innovative konzeptionelle und technologische Ansätze sowie Möglichkeiten zur Vernetzung der Verkehrsmittel verstärkt im Leitbild wider. Das IHK-Leitbild Mobilität und Verkehr kann unter www.ihk-regensburg.de/mobilitaet heruntergeladen werden.

Bernd Fürbringer betont die Wichtigkeit einer passenden Infrastruktur. Außerdem hält er die Digitalisierung als zentralen Baustein für unseren zukünftigen Erfolg. Foto: IHK Regensburg

Statement: Verkehrswende für die Nordoberpfalz

Die Forderungen im IHK-Leitbild Verkehr sind überregional von hoher Bedeutung und wirken gleichzeitig in jede einzelne Stadt und jeden Landkreis hinein. Gerade auch die Wirtschaft in der Nordoberpfalz kennt die hohe Bedeutung einer gut ausgebauten Infrastruktur als Standortfaktor.

„Unsere Betriebe haben sich nicht zuletzt aufgrund der guten Standortbedingungen in der Nordoberpfalz angesiedelt“, fasst IHK-Gremiumsvorsitzender Bernd Fürbringer zusammen. Die vorhandene Verkehrsinfrastruktur ermögliche eine schnelle und flexible Logistik und bringe die Nordoberpfälzer Unternehmer näher an ihre Mitarbeiter, Zulieferer und Kunden. Die Zeit stehe aber nicht still.

So sieht Fürbringer beispielsweise in der Elektrifizierung der Schienenverbindung nach Regensburg und Hof einen wichtigen nächsten Schritt zur Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes: „Wir kämpfen seit Jahren für die Umsetzung dieser  wichtigen Maßnahme. Anders als andere sind wir dabei nicht nur Nutznießer sondern auch Betroffene, Für unsere Wirtschaftsbetriebe dominieren die Vorteile aber klar.“

Digitalisierung als Schlüssel

Eine weitere Grundlage für die Mobilität der Zukunft in der Nordoberpfalz sieht Fürbringer im 5G-Ausbau. Die Mobilität ändere sich derzeit grundlegend. Ob auch der ländliche Raum davon profitieren könne, entscheide sich nicht zuletzt mit der passenden Infrastruktur.

„Genauso wenig wie sich E-Mobilität ohne passende Ladeinfrastruktur durchsetzen kann, werden wir für zukünftigen Entwicklungen auf 5G angewiesen sein“, so Fürbringer.

Die Schlüsseltechnologie sei für ihn ein zentraler Baustein für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der Nordoberpfälzer Betriebe. Von Politik und Verwaltung verlange das IHK-Gremium eine dementsprechend hohe Priorität bei der Unterstützung des Ausbaus.

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