Bělá nad Radbuzou/Weiden. So geht Industrie 4.0. Vorne durch den Haupteingang gehen die Besucher des Wirtschaftsclubs Nordoberpfalz ins tschechische Werk des Oberpfälzer Foto-Finishers PuzzleYou. Hinten aus der Druckmaschine kommt schon das passende Puzzle zum Mitnehmen raus.
Wir haben es immer gewusst: Die Oberpfälzer Gründer von PuzzleYou sind nicht nur innovative Unternehmer. Elektroingenieur Norbert Weig und E-Commerce-Experte Franz Trescher sind auch wahre Humanisten: Sie machen ihre Kunden schlauer.
Regelmäßiges Gehirnjogging beim Puzzeln reduziert die Wahrscheinlichkeit einer Demenzerkrankung. Und bei bereits bestehender Demenz kann Puzzeln den Prozess verlangsamen. Das Legespiel sorgt laut MacArthur-Studie sogar für eine höhere Lebenserwartung und Lebensqualität.
Die böhmische Lebensqualität darf die Delegation von Wirtschaftsclub-Präsident Anton Braun bei Kaltgetränken und chlebíčky, der tschechischen Version des variantenreich belegten Smørrebrød, zur Begrüßungs-Präsentation schon mal vorkosten.
Jede Menge Platz zum Wachsen
Wie das individualisierte Foto-Produkt in Tschechien hergestellt wird, zeigt Christian Schramek, Geschäftsführer der westböhmischen Niederlassung in Bělá nad Radbuzou, einer Besuchergruppe des Wirtschaftsclubs Nordoberpfalz. Nach dem Auszug aus Plana und dem Umzug von Cheb siedelte sich PuzzleYou 2019 in Grenznähe zur Tillyschanze an: „Wir wollen nicht mehr umziehen“, sagt der promovierte Politikwissenschaftler, „das wäre in Weiden schwierig geworden.“
Hier im westböhmischen Weißensulz ist jede Menge Platz für weiteres organisches Wachstum: „Wir haben in Summe 55.000 Quadratmeter“, zeigt Schramek auf dazugehörige Felder rund um das Werk, das zuvor der Kathrein-Gruppe aus Rosenheim gehört habe. Die bayerisch-böhmische Sprachbarriere ist für den studierten Slawisten kein Problem: „Ještě ne“, gibt er dem Maschinenführer während der Führung beiläufig Anweisungen, „noch nicht“.
DeepL hilft bei der Verständigung
Weil aber nicht alle Mitarbeiter zweisprachig sind, nutzt das Unternehmen auch DeepL als virtuellen Simultanübersetzer: „Das hilft uns schon viel“, sagt der sprachtalentierte Geschäftsführer, der sich auch Verträge schon mal vorübersetzen lässt, das KI-Ergebnis aber noch einmal kontrolliert: „Da kommen schon manchmal noch komische Sachen dabei raus – Schriftführer übersetzt das Programm mit Blockflötenspieler.“ Womöglich eine Anspielung auf frühere Blockparteien … .
Interkulturelle Kompetenz ist in einem bayerisch-böhmischen Unternehmen ohnehin Ehrensache. Die Lebenslinien überlappen sich. „Wir haben einen Herrn Černý aus Prag im Betrieb, der zuvor lange in München gearbeitet hat und jetzt nach Vohenstrauß umgezogen ist“, nennt Schramek zwei Biografien, die sich aus entgegengesetzten Richtungen kreuzen. „Und in unserer IT-Abteilung in Pilsen einen Sachsen, der mit einer tschechischen Frau verheiratet ist und schon vor der Wende in Tschechien gearbeitet hat.“
Mitarbeiter kaufen in Eslarn ein
Im Wettbewerb um Mitarbeiter setzt PuzzleYou auf zusätzliche Anreize: „25 Prozent des Lohns sind Benefits – gekoppelt an Produktivität und Vermeidung von Reklamationen.“ Die in Tschechien beliebten Lebensmittelmarken habe man aber wieder abgeschafft: „Die Leute wollen auch mal was anderes als Lebensmittel vor Ort.“ Apropos: „Viele unserer Mitarbeiter kaufen in Eslarn im Netto ein.“ Wie wichtig tschechische Kunden für die Nordoberpfalz sind, weiß auch Weidens IHK-Geschäftsstellenleiter Florian Rieder: „Tschechische Beschriftungen im Einzelhandel lohnen sich.“
Lohnend ist auch das Geschäft des Oberpfälzer Foto-Finishing-Unternehmens, das Kundenfotos hauptsächlich zu Puzzles samt schmucker Schachtel, in geringerer Zahl auch zu Memorys verarbeitet. „Unser Geschäftsmodell ermöglicht preislich erschwinglich auch geringe Stückzahlen ab einer Auflage von 1“, sagt Schramek. „Unser durchschnittlicher Warenkorb beinhaltet ein bis zwei Produkte, ein Puzzle mit 1000 Teilen kostet um die 30 Euro.“ Trotz kleiner Auflagen verkauft PuzzleYou rund eine Million Puzzles und Memorys jährlich in 19 Länder. 50 Prozent davon im letzten Quartal.
20.000 Puzzles täglich im Weihnachtsgeschäft
„Im Weihnachtsgeschäft kommen zu den 45 Festangestellten 50 Aushilfen dazu“, erzählt Schramek, „die täglich bis zu 20.000 Produkte drucken, aufkleben, zerschneiden und verpacken.“ Die Produktion ist für einen Ausstoß von bis zu 30.000 Stück ausgelegt. „Wir müssen diese Maschinen aber natürlich das ganze Jahr vorhalten.“ Die Lieferzeit für 80 Prozent des deutschen Marktes beträgt 2 bis 3 Tage.
„Niemand produziert so viele individualisierte Fotopuzzles wie wir“, freut sich der Geschäftsführer über das Alleinstellungsmerkmal. „Unsere Vision: Wir möchten PuzzleYou zu einer der wichtigsten Puzzlemarken weltweit machen.“ Noch könne man mit den Kennziffern der Ravensburger, des Marktprimus bei klassischen Puzzles, nicht mithalten. „Aber wir sehen hier ein erhebliches Potenzial, weil noch nicht jeder weiß, dass es Fotopuzzles gibt.“
Produktionsführungen kostenlos buchbar:
Das Altenstädter Unternehmen bietet die Produktionsführungen nicht nur für Schulklassen an, sondern öffnet seine Türen auch für Vereine, Organisationen und alle daran interessierten Personen. „Gläserne Produktion“ ist hier das Stichwort, um mehr Transparenz nach außen hinzuschaffen. Gruppengrößen von bis zu 20 Personen können dabei an den circa. 1,5 Stunden dauernden Besichtigungen teilnehmen.
Die gesamte Produktion ist barrierefrei und bietet ausreichend breite Gänge und Wege für eine mühelose Fortbewegung. Feste Termine gibt es nicht. Bei Interesse bittet puzzleYOU um Kontaktaufnahme via E-Mail mit der Angabe von Wunschdatum und Teilnehmeranzahl.
Zuständige Ansprechpartnerin seitens des Unternehmens ist hierbei Nina Lenfers, Assistentin der Geschäftsführung. Weitere Informationen zu den Produktionsführungen gibt es auf der Unternehmenswebsite des Puzzlefabrikanten zu find
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