Juden und Araber können auch Frieden: Vortrag in Weiden

Weiden. Nahostexperte Igal Avidan berichtet über das Zusammenleben von Juden und arabischen Israelis und deren Kooperation und Konflikte.

von links: Bildungswerk-Geschäftsführerin Bettina Hahn, Referent Igal Avidan und Freundeskreis-Sprecher Dr.Ehrenfried Lachmann. Bild: Bühner

Einundzwanzig Prozent der Bevölkerung Israels sind arabische Israelis. Über Orte und Einrichtungen, an denen Juden und Araber friedlich miteinander zusammenleben, wird selten berichtet. Der Nahostexperte Igal Avidan erlebte dort viel Kooperation, aber auch Konflikte. In Israel geboren, in Deutschland und Israel studiert, reist der Nahostexperte Igal Avidan immer wieder durch das Land Israel und beobachtet das alltägliche Zusammenleben von jüdischen und arabischen Israelis. In einem Vortrag, zu dem der Freundeskreis Weiden der Evangelischen Akademie Tutzing zusammen mit dem Evangelischen Bildungswerk Oberpfalz im Martin-Schalling-Haus in Weiden eingeladen hatte, berichtete Avidan jetzt über seine Begegnungen und seine Erlebnisse. „… und es werde Licht:“ lautete die Überschrift des Vortrags, gleichzeitig auch die seines vorgestellten Buches.

Beispiele des Zusammenlebens

Um die tatsächliche Situation des Zusammenlebens von jüdischen und arabischen Israelis zu erleben und darzustellen, besuchte Avidan sieben Städte und Einrichtungen in Israel, verteilt vom Norden bis zum Süden. Dort erlebte er viel Feindseligkeiten und Gewalt, zum Beispiel wenn jüdische und muslimische Feiertage nahe beieinander liegen. Auch einzelne Anlässe, wie die Räumung von Wohnungen arabischer Bewohner, können zu eskalierendem Aufruhr führen. Ausführlich schilderte der Referent andererseits aber auch zahlreiche Beispiele des friedlichen Zusammenlebens. Er erlebte gegenseitige Akzeptanz und Unterstützung, gemeinsam geführte Einrichtungen, nachbarschaftliche Beziehungen und Hilfen. So zum Beispiel im Kibbuz mit dem Namen Lochamei haGetaot im Norden Israels, wo unter anderem arabische und jüdische Kinder gemeinsam betreut werden oder wo auch Yigal Cohen arbeitete, der laut Avidan „als erster orientalischer Direktor eines Shoah-Museums Geschichte geschrieben hat“.

Positive Beispiele und Hoffnung

Mehrfach werden im Vortrag auch Gewaltsituationen mit arabischen Israelis geschildert, bei denen das Leben von verletzten jüdischen Einwohnern durch Angehörige der arabischen Minderheit gerettet wurde. Vorgestellt wurde im Vortrag auch der 77-jährige Uri Jeremias, der in der Stadt Akko das bekannte Fischrestaurant Uri Buri betreibt. Und obwohl das Restaurant und das dazugehörige Hotel bei Unruhen im Mai des Jahres 2021 von arabischen Männern fast zerstört wurden, glaubt der Unternehmer Jeremias weiter fest an eine friedliche gemeinsame Zukunft von Juden und Arabern in Israel. Avidan zitierte diesen mit den Sätzen: „Wir dürfen nicht einer Handvoll Idioten auf beiden Seiten erlauben, eine ganze Stadt zu terrorisieren und unseren Alltag zu diktieren.“ Dann berichtet Avidan über einen Kindergarten in Haifa mit 110 Kindern, die in jeder Klasse von einer jüdischen und einer arabischen Kindergärtnerin unterrichtet werden.

„Kinder wechseln laufend die Sprache zwischen Arabisch und Hebräisch. Man kann nicht sagen, wer jüdisch oder arabisch ist“, berichtet der Referent. Die Liste seiner Beispiele dieser Art war lang, unter anderem sind auch ein arabisch-jüdisches Theater, ein jüdisch-arabischer Frauenchor und gemeinsame Kulturzentren dabei. Die zahlreichen Beispiele sollen laut Avidan Anlass zur Hoffnung auf ein allmähliches Zusammenwachsen der israelischen Gesellschaft Anlass geben. Sinnbildlich stellte er dazu schon zu Beginn seines Vortrags ein Foto mit vielen dunklen Wolken, aber auch mit einigen wenigen hellen Sonnenstrahlen vor. Und einen seiner arabischen Gesprächspartner fragte Avidan in seiner letzten Station Jerusalem: „Was können Palästinenser von den Israelis lernen?“ Und die Antwort lautete: „Demokratie“.

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