Gibt es bald keine Hebammen mehr?

Neustadt/WN. Eine Pauschale von 350 Euro erhält eine Hebamme für eine Geburtshilfe, die rund 13 Stunden Zeitaufwand bedeutet – zu wenig, um damit als Freiberuflerin über die Runden zu kommen. Alleine die Haftpflichtversicherung schlägt mit über 6.000 Euro im Jahr zu Buche.

Die Pauschale für Hausbesuche sei auf 30 Minuten kalkuliert. „Wenn man eine gescheite Arbeit macht, braucht man mindestens eine Stunde“, sagte Susanne Hausdorf, die Gründerin der Hebammenpraxis „Bauchladen“, beim Informationsgespräch mit dem Arbeitskreis Familie und Soziales des JU Kreisverbandes. „Es geht nicht nur an uns Hebammen aus, sondern auch an den Müttern, wenn sich eine Hebamme um drei Mütter gleichzeitig kümmert“, sagte Julia Weidermann. Neben der hohen Arbeitsbelastung plage Geburtshelferinnen ein schlechtes Gewissen, wenn sie nicht die optimale Betreuung erbringen können.

Irgendwann bist Du kaputt. Man nimmt das Handy überall mit hin und nachts liegen zwei Telefone am Bett,

beschrieb Andrea Günther die Situation vieler Hebammen. Obendrein steigen die gesetzlichen Anforderungen. So müssten etwa in einem Qualitätshandbuch alle Tätigkeiten dokumentiert werden. „Wir bekommen noch Knüppel zwischen die Beine geworfen“, beklagte Hausdorf. „Ich finde es erschreckend, dass die Missstände so groß sind. Eigentlich will man in Deutschland immer familienfreundlich sein. Dabei kann man sich nicht mehr sicher sein, ob man eine Hebamme bekommt. Schwangere und junge Mütter brauchen jemanden, der sie vertrauensvoll begleitet“, betonte Arbeitskreisleiterin Jennifer Schmid.

Kaum noch Auszubildende

Obwohl der Beruf in den Ranglisten der beliebtesten Berufe noch immer ganz oben rangiere, fänden sich kaum noch neue Auszubildende. Eine Hürde sei, dass die Allgemeine Hochschulreife Voraussetzung zur Aufnahme einer Ausbildung ist. „Dabei hätten so viele Realschüler beste Voraussetzungen“, bedauerte Hausdorf. Der Beruf ist indes keine reine Frauendomäne. Ganze drei Entbindungspfleger – so die offizielle Bezeichnung männlicher Hebammen – verrichten in Deutschland ihren Dienst. In Belgien sind es zehn und in den Niederlanden immerhin mehr als 50. „Wir werden versuchen, die Problematik mit einem Antrag auf der Bezirksversammlung der Jungen Union in höheren Ebenen aufs Tableau zu bringen“, versprach JU Kreisvorsitzender Benedikt Grimm.

Junge Union Kreisverband Neustadt Hebammenpraxis Bauchladen 10
Die Hebammen Susanne Hausdorf und Julia Weidermann (vorne von links) sowie Andrea Günther (rechts) beschrieben den Besuchern von der Jungen Union um Arbeitskreisleiterin Jennifer Schmid und Kreisvorsitzenden Benedikt Grimm (vorne, Zweite und Dritter von rechts) die Herausforderungen ihres Berufes.

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