Justiz Weiden ist Dauerbaustelle: Erneuerung für 3,5 Millionen Euro
Weiden. Bei der Justiz in Weiden laufen umfangreiche Baumaßnahmen: Das reicht vom Kanal bis hinauf aufs Dach, wo eine Photovoltaikanlage installiert wird. Verbaut werden insgesamt rund 3,5 Millionen Euro.
Rechtspflegerat Andreas Greiner, Geschäftsleiter des Landgerichts, und Matthias Bauer, Sprecher des Landgerichts Weiden, informierten am Freitag über die Arbeiten. Das Gebäude ist 57 Jahre alt. Entsprechend veraltet ist die Technik. Bei allen Maßnahmen spielen Digitalisierung, Energieeinsparung, der Umweltgedanke und Barrierefreiheit eine Rolle. „Man kann es sich nicht mehr leisten, dass Energie verschwendet wird“, sagt Bauer. Die Gelder wurden vom Oberlandesgericht Nürnberg bewilligt.
Mit Kanalsanierung ging es los
Begonnen wurde bereits im Frühjahr mit der Kanalsanierung. Die gesamten Abwasserleitungen im Gebäude und außerhalb mussten erneuert werden. Die Außenkanalmaßnahmen sind inzwischen abgeschlossen. Alles ist wieder schön grün. Und es wird noch grüner. Die Justiz nutzt die Gelegenheit, auch ökologisch einen Beitrag zu leisten: An der Seite des Haupteingangs ist eine Blühwiese vorgesehen; an der Nordseite niedrige Blühsträucher. Knapp 700.000 Euro sind für die Kanalsanierung eingeplant.
Parkplatz wird umgestaltet
An die Kanalarbeiten schließt sich 2024 die Parkplatzsanierung an. Die Parkfläche der Justiz ist aktuell komplett asphaltiert. Das wird sich ändern. Der neue Parkplatz verfügt über grüne Abflussrinnen. Das Oberflächenwasser soll sinnvoll abgefangen werden. Die Parkplätze werden anders angeordnet, um zusätzliche Parkplätze zu gewinnen. Künftig wird nicht mehr schräg, sondern im rechten Winkel eingeparkt.
Greiners Bedenken, dass die Buchten zu schmal werden könnten, konnte das Bauamt bei einem Ortstermin an der Fachhochschule entkräften. An der OTH sind beide Varianten zu sehen. Der Geschäftsleiter ist inzwischen überzeugt, dass das Einparken durch die breiteren Durchfahrten sogar vereinfacht wird: „Das geht sogar mit dem VW Bus.“ Kostenpunkt der Parkplatzsanierung: 1,5 Millionen Euro.
Förderprogramm für Photovoltaik und LED
Wo immer es möglich war, hat der Geschäftsleiter Förderprogramme genutzt. Noch in diesem Jahr wird damit begonnen, über 100 Büros auf LED umzustellen. Man verspricht sich weitere Stromeinspareffekte. Schon seit letztem September ist es gelungen, die Stromkosten der Weidener Justiz um 30 Prozent zu senken.
Gerade noch rutschte die Justiz in ein Förderprogramm für Photovoltaikanlagen, umgesetzt durch das Staatliche Bauamt. Noch dieses Jahr wird eine PV-Anlage mit 72 kWp angeliefert, die zu 100 Prozent gefördert wird. Der erzeugte Strom wird im Haus verbraucht, ein Speicher ist nicht vorgesehen. Zudem plant Greiner die Aufstellung von Ladesäulen für E-Autos. Auch einer der Dienstwagen läuft mit Elektromotor.
An dieser Stelle spricht der Geschäftsleiter ein großes Dankeschön an das Staatliche Bauamt Amberg, Dienststelle Weiden, aus: „Das Ganze hat nur so super funktioniert, weil die Zusammenarbeit mit dem Bauamt so gut war.“ Ebenso dankt er dem Hausmeister Jürgen Zellner, der das Justizgebäude kennt wie seine Westentasche. Nicht vergessen möchte Greiner auch die Mitarbeiter der Weidener Justiz, die bislang alle Beeinträchtigungen klaglos hingenommen hätten.
Schwurgerichtssaal: neue Oberlichter, neue Technik
Für den Besucher kaum zu bemerken, aber spektakulär ist die Erneuerung der Oberlichtkuppeln im Schwurgerichtssaal. Der Schwurgerichtssaal im ersten Stock hat eine enorme Raumhöhe. Er bekommt von oben Tageslicht. Bisher schwebten über den Köpfen der Prozessbeteiligten 24 Oberlichter, jedes 1,80 mal 1,80 Meter groß. UV-Einstrahlung und Witterung haben dem Kunststoff zugesetzt. „Die wurden langsam porös“, so Greiner. In den letzten Wochen sind sie durch gläserne Oberlichter ausgetauscht worden, besser für den Schallschutz und zur Energieeinsparung. Allerdings mussten auch die Aluminiumeinfassungen erneuert werden: Ein Glas-Oberlicht wiegt 210 Kilogramm. Auf den Gängen und in der Präsidialkanzlei werden noch weitere 18 Oberlichter ausgetauscht. Kosten insgesamt: 450.000 Euro.
Historische Fotos beweisen: Der Schwurgerichtssaal sieht im Prinzip noch genauso aus wie vor 57 Jahren. „Wir haben nächstes Jahr vor, den Schwurgerichtssaal insgesamt zu erneuern“, verrät der Geschäftsleiter. Hintergrund ist die Einführung der elektronischen Akte auch in Strafsachen, die voraussichtlich Ende 2024 auf die Justiz zukommt. Dann braucht es Computer an den Richtertischen. Auch Videoanlagen sind inzwischen obligatorisch. Vorausschauend will Greiner die Möglichkeit von Audio-Aufnahmen mit einplanen, „selbst wenn das erst in ein paar Jahren kommt“. Schon lange wird der obligatorische Audio-Mitschnitt in Prozessen diskutiert.
Innenhof wird neu gestaltet
Bleibt schließlich noch der Innenhof, der derzeit eine Großbaustelle ist. Jahrzehntelang fristete der quadratische Lichthof mit einer Seitenlänge von 23 Metern ein stiefmütterliches Dasein. Jetzt soll er – weil er im Zuge der Kanalarbeiten ohnehin aufgebuddelt wurde – neu gestaltet werden. Mit erheblichem Aufwand mussten dazu 500 Tonnen Material per Kran über das Dach gehoben werden, auch zwei Bagger kamen per Kran „hereingeflogen“.
Es bleibt beim Rasen und dem bestehenden Brunnen, jetzt ergänzt mit einer Terrasse mit Sitzgelegenheiten und Sonnenschirmen. Hier sollen künftig beispielsweise Anwaltsgespräche mit Angeklagten möglich sein. Für öffentliche Veranstaltungen, wie der jährlichen „Woche der Justiz“, könnte den Innenhof genutzt werden sowie natürlich vom eigenen Personal und von Besuchern, die Wartezeiten überbrücken müssen. Landgerichtssprecher Bauer: „Die Justiz ist für die Menschen da. Und genauso soll der Innenhof für die Menschen da sein.“
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