Kampf gegen Schmuggler: Das Röntgenauge schaut immer mit [Video]

Wernberg-Köblitz. Unversteuerte Zigaretten statt Geschenkpapier. Dank modernster Röntgentechnologie kommen die Zollbeamten der Kontrolleinheit Verkehrswege (KEV) auch den raffiniertesten Schmugglern auf die Schliche.

Zöllner überprüfen die Bilder, die die Röntgenanlage von der Lkw-Ladung gemacht hat. Foto: David Trott

Es war der bislang spektakulärste Schlag gegen die Zigarettenmafia. Zollbeamte der Kontrolleinheit Verkehrswege (KEV) in Wernberg-Köblitz zogen Anfang Dezember 2021 einen Brummi aus Südosteuropa aus dem Verkehr. Offiziell geladen hatte er nur Geschenkpapier. In Wahrheit schlummerten unter der Plane mehr als zehn Millionen unversteuerter Glimmstängel der Marke Marlboro Red. Dass der Schmuggel überhaupt aufflog, ist zwei Umständen zu verdanken: Dem geschulten Blick der Zöllner und der teil mobilen Röntgenanlage.

Bis zu 80 Lkw durchleuchtet das Großgerät jeden Tag. Innerhalb weniger Minuten können so die Beamten abgleichen, ob die Frachtpapiere tatsächlich auch mit der Ladung übereinstimmen. Sollten Ungereimtheiten erkennbar sein, wird der Brummi in der Halle dann näher unter die Lupe genommen. Wie jener Zigarettenlaster, mit dem statt 26 Paletten Geschenkpapier 52.000 Glimmstängel-Stangen in die Niederlande kutschiert werden sollten.

Video: Im Einsatz mit dem Zoll auf der A93

Schachtel kostet in den Niederlanden sieben Euro

Es wäre ein lukratives Geschäft gewesen. In dem Königreich muss man für eine Schachtel “Kippen” stolze sieben Euro auf den Tisch legen. Den Beamten waren beim Blick auf die Röntgenbilder aber sofort die zigarettenähnliche Strukturen unter der Plane aufgefallen. Und tatsächlich: Als sie mehrere der in schwarze Folie eingewickelten Kartons aufmachten, leuchtete ihnen das Marlboro-Label entgegen.

In der riesigen Halle stehen aber noch jede Menge anderer technischer Hilfsmittel zur Verfügung. Damit lässt sich zum Beispiel überprüfen, ob in den Reifen sich tatsächlich nur Luft befindet, oder die Tanks nicht nur mit aktuell extrem teuren Diesel, sondern auch mit billigerem Heizöl befüllt sind. Damit tut man aber nicht nur dem Motor keinen Gefallen. Es ist wegen der unterschiedlichen Besteuerung auch gesetzlich verboten, mit Öl Gas zu geben.

“Auswahlkriterien” bleiben geheim

Nach welchen Kriterien die Brummis von den Zöllnern ausgesucht und zum Ladungscheck nach Wernberg gelotst werden, das will man aus taktischen Gründen nicht verraten. Nur so viel: “Wir haben risikobehaftete Fahrzeuge im Fokus”, erläutert der Leiter der 30-köpfigen Kontrolleinheit, Manfred Schneider. Und wie reagieren die ertappten “Kapitäne der Landstraße”? “Das ist völlig unterschiedlich; die einen sind nervös, die anderen sind die Ruhe selbst und streiten bis zuletzt alles ab”, erzählt er.

Fahrer des Schmuggel-Lkw sitzt in U-Haft

So wie der 40-jährige rumänische Lenker des Glimmstängel-Lastwagens, der aktuell noch in Untersuchungshaft sitzt. Er beteuert nach wie vor seine Unschuld. Im Mai wird er sich vor dem Landgericht Regensburg wegen Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall verantworten muss. Ihm droht eine Haftstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren. Dem deutschen Fiskus sind mehr als 1,8 Millionen Euro durch die Lappen gegangen. “Natürlich versuchen wir auch die Organisatoren dieses Schmuggeltransports zu ermitteln”, erläutert der Pressesprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft in Regensburg, Thomas Rauscher. Die Erfolgsaussichten seien aber nicht allzu rosig, gibt er zu.

Der Aufgriff im Dezember wird auch die Schmugglerszene zum Umdenken zwingen. “Sie werden sich jetzt wahrscheinlich andere Transportwege und Verstecke überlegen”, vermutet der Leiter der Einheit. Übrigens: niemand wird von den Schmuggelzigaretten einen kräftigen Lungenzug nehmen können. Die exakt 10,4 Millionen Glimmstängel, die noch an einem geheimen Ort deponiert sind, werden später gehäckselt und verbrannt.

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