Dem Ärger einen Denkzettel verpassen

Bärnau. „Eigentlich müssten alle aus dem Häuschen sein“, sagt Kathrin Karban-Völkl beim Frauenfrühstück des Rings Junger Landfrauen. Warum? „Vielleicht weil der Winter da ist?”, meint eine Teilnehmerin. “Weil wir da sind”, meint eine weitere und trifft ins Schwarze. Trotz Schneechaos sind alle da, durften alle den 14. Januar erleben. Am Morgen kam warmes Wasser aus der Dusche, zu Hause steht ein gefüllter Kühlschrank. “Aus dem Häuschen sein – einfach weil wir schon so viel haben”, betont die Religionspädagogin und Autorin.

In ihrem Vortrag zum Thema „Die Kunst des Augenblicks – pack die Lebensfreude an“ spricht die Referentin viel über Dankbarkeit. Lebensfreude funktioniere am besten über Dankbarkeit. Ich glaube wir leben auf sehr hohen Niveau. Hören wir auf uns nach oben zu vergleichen. Ich frag mich immer, mit wem möchte ich mein Leben tauschen – mit niemanden. Die Dankbarkeit ist eine Macht, eine Kraft“, so Karban-Völkl.

Kathrin Karban-Völkl, Landfrauenfrühstück
„Hast Du heute schon gelacht?“ – mit diesem Lied von Kathi Stimmer Salzeder lockerte Religionspädagogin Kathrin Karban-Völkl gleich zu Beginn ihres Vortrages die Stimmung beim Landfrauenfrühstück auf.

Öfter Danke sagen

Dankbarkeit sei eng mit der Wahrnehmung der Umwelt verknüpft. „Wenn ich nicht wahrnehme, was um mich herum los ist, dann bin ich wie gelähmt“, vergleicht Karban-Völkl. Was nehme man war? Den neuen Mantel der Nachbarin und deren neue Frisur? Oder dass sie viel unterwegs ist, dunkle Augenringe hat und müde ausschaut? „Neue Frisur oder nicht, vielleicht lädt man sie auf einen Kaffee ein und spricht mit ihr“, rät die Referentin. Überhaupt sei es entscheidend Dankbarkeit mit anderen zu teilen. „Alles Leben ist Begegnung und deswegen ist es wichtig dass wir diese Begegnung gut gestalten. Es reicht nicht wenn wir positiv denken, wir müsse es auch sagen. Wenn Sie jemanden treffen, dann sagen Sie ihm dass Sie sich freuen. Das kostet Ihnen gar nichts“, wirbt Karban-Völkl. „Wenn wir das Danke öfter sagen, dann bleibt es auch leichter auf den Lippen.“

Glücksmomente sammeln

Um sich das eigene Glück zu verdeutlichen, hat die Mutter dreier Kinder zu Hause im Wohnzimmer eine Schale aufgestellt, in der sie auf kleinen Zetteln niedergeschriebene, positive Erlebnisse sammelt. „Schreiben Sie auf, worüber Sie sich besonders freuen“, rät die Referentin. Das könnten durchaus auch Kleinigkeiten sein. Etwa, dass man nicht hingefallen ist, obwohl es Glatteis hatte. Mittlerweile würden auch Ihre Kinder Glücksmomente in Form gemalter Bilder sammeln, zum Beispiel wenn sie sich freuen, weil der Schneemann nicht umgefallen ist. Wenn dann mal ein Tag komme, an dem es einem nicht so gut ginge, helfe es sich einige Zettel zur Hand zu nehmen. Man könne auch einen Film anschauen, um auf andere Gedanken zu kommen. „Aber das ist nicht mein Leben. Die Zettel sind mein Leben“, sagt Karban-Völkl. Schon einige Zettel würden genügen, um wieder eine andere Sicht auf die Welt zu haben.

Positiv denken

Natürlich dürfe man sich auch mal ärgern. Jedem Ärger lasse sich aber auch etwas Gutes abgewinnen. Aus einer Geschichte zitiert sie einige Beispiele, die zeigen, wie man „dem Ärger einen Denkzettel verpassen” kann, wenn man nur ein wenig um die Ecke denkt: „Ich bin dankbar für die Kleider, die mir ein wenig zu klein sind. Ich habe genug zum Essen. Ich bin dankbar für den Schneehaufen, den mir der Winterdienst vor die Einfahrt geladen hat. Ich lebe in einem Land, wo wir uns einen Winterdienst leisten können.“ Rund 80 Damen lauschten den Worten von Karban-Völkl. “Es ist gut angekommen”, freute sich Marie-Sofie Schneider, die neue Vorsitzende des Rings junger Landfrauen, der einmal im Jahr zum Frauenfrühstück lädt.

Landfrauenfrühstück
Rund 80 Damen waren zum Frauenfrühstück des Rings junger Landfrauen ins Jugendheim Bärnau gekommen.

Bilder: B. Grimm

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