[Update] Kiloweise Marihuana: Angeklagter soll auspacken, sonst droht hohe Haftstrafe

Weiden. Zwei jungen Männer (23 und 25) aus Weiden wird vorgeworfen, mit mindestens 13 Kilogramm Marihuana gedealt zu haben. Der Kauf von weiteren 10 Kilogramm scheiterte laut Staatsanwaltschaft kurz vor der Übergabe.

Zwei jungen Weidenern wird der Handel mit 23 Kilogramm Marihuana vorgeworfen. Foto: Christine Ascherl

Ein Betriebsleiter (23) und ein Anlagenmechaniker (25) aus Weiden stehen seit Mittwoch vor der 2. Strafkammer des Landgerichts Weiden mit den Richtern Matthias Bauer und Florian Bauer. Ihnen werden 9 beziehungsweise 4 Fälle des unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge vorgeworfen. Die Menge summiert sich in der Anklage auf 23 Kilogramm Marihuana und ein wenig Kokain. Seit Anfang August 2022 sind sie in Untersuchungshaft.

[Update] Das Gericht nannte anfangs 7 bis 8 Jahre Haft als vorstellbares Strafmaß für den jüngeren Angeklagten. In einem Rechtsgespräch konnte dann eine Verständigung erzielt werden, die 5 bis 6,5 Jahre für den 23-Jährigen in Aussicht stellt. Allerdings nur unter der Bedingung, dass er weitere Angaben macht. Er soll noch diese Woche von der Kripo nachvernommen werden. Bisher hat er weder Kunden noch Lieferanten genannt. Die Verhandlung wird am 5. April fortgeführt. Für den 25-Jährigen wurden 4 bis 5 Jahre vereinbart.

Die Verteidigung zielt zudem für beide auf die Unterbringung in einer Suchtklinik nach Paragraph 64 ab. Bestreben der Anwälte ist, dass die Freiheitsstrafen so niedrig ausfallen, dass ein Vorwegvollzug wegfällt und die Therapie direkt begonnen werden kann. Der 25-Jährige wird von Rechtsanwalt Matthias Haberl verteidigt, der 23-Jährige von Helmut Mörtl und Rouven Colbatz.

Moderne Vertriebswege: Bestellt über “Threema”

Der Fall ist ein gutes Beispiel für die modernen Vertriebswege. Laut Anklage von Staatsanwalt Benjamin Schauf sollen die Männer ihre Ware über die Plattform “Threema”, einen Schweizer Messenger-Dienst, bestellt und vertickt haben. Sie zahlten teilweise mit Kryptowährung. Das Rauschgift lagerten die Freunde in der gemeinsamen Wohnung in Weiden sowie in einem Kellerabteil einer Bekannten. Dort soll zeitweise ein Koffer mit fünf Kilo Marihuana deponiert gewesen sein. So flogen sie auch auf.

Ware mit klingenden Namen: “Amnesia Haze”

Von den Lieferanten sind großteils nur die Pseudonyme bekannt, wie „Stonedisland“, „Rock“ oder „moncler“. Auch die Ware hat nette Namen: „Lemon Haze“ oder „Amnesia Haze“. Die Summen, die flossen, waren laut Staatsanwalt beträchtlich. Pro Kilo zahlten die Weidener 3.000 bis 5.000 Euro. Zum etwa doppelten bis dreifachen Preis sei es an die Abnehmer weiterverkauft worden, so der Staatsanwalt.

Ein besonders großer Deal soll nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft gescheitert sein. So habe der 23-Jährige im August 2022 zehn Kilogramm Marihuana für 30.000 Euro bestellt. Das Rauschgift sollte auf einem Lidl-Parkplatz in Weiden übergeben werden. „Letztlich gelang es dem Angeklagten nicht, die vereinbarte Summe aufzutreiben“, sagt Schauf. Kurzfristig sei das Geschäft wieder abgesagt worden sein. Dennoch fließen die zehn Kilo in die Anklage ein, die sich damit auf den Handel von 23 Kilogramm summiert.

Frage nach Therapie noch offen: Süchtig oder nicht?

Das Gericht befragte zum Prozessbeginn Gerichtsarzt Dr. Bruno Rieder nach einer ersten Einschätzung zur Abhängigkeit der beiden. Der Sachverständige hat die Angeklagten im Vorfeld untersucht. Beim 25-Jährigen liege klar eine Suchterkrankung vor. Bei dem 23-Jährigen wollte sich Rieder nicht festlegen, ob tatsächlich ein hangwertiger Suchtmittelkonsum bestand. Er werde sich aber der Empfehlung einer Therapie nicht versperren.

Die Haarprobe weise zwar Kokain nach, sei aber zu kurz für eine echte Einschätzung. Die sehr selbstbewusste Persönlichkeit des 23-Jährigen entspreche nicht dem üblichen Auftreten Abhängiger. Der Jungunternehmer habe sich als „beruflich auf der Überholspur“ dargestellt, beschreibt Gerichtsarzt Rieder. Der junge Mann habe seine vielseitigen Talente derart ausführlich geschildert, dass er beinahe gefragt hätte: „Haben Sie denn vor lauter Begabung überhaupt noch Zeit für den Drogenkonsum?“

Angeklagter: erheblicher Leistungsdruck

Der 23-Jährige selbst berichtete von einer schleichenden Abhängigkeit seit seiner Jugend: „So überheblich wie ich damals war, habe ich immer gedacht: Ich kann nicht abhängig werden.“ Ab 15 Jahren habe er Marihuana geraucht, das habe sich nach einem Schicksalsschlag in der Familie verstärkt. Mit 18 kam Kokain ins Spiel: „im Internat.“ Als er mit 20 das Arbeiten anfing, verstärkte sich der Konsum. „Das hat mich viel Geld gekostet.“

Auf die Frage nach Leidensdruck sagte der Angeklagte: „Ich leide ständig.“ In seiner Familie herrsche großer Leistungsdruck. Nur ausgezeichnete Leistungen würden anerkannt. Die Drogen führten bei ihm zu „Freude und Glück“, zu einer „gewissen Art von Leichtigkeit“.

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