Klage gegen Kündigung: Kliniken Nordoberpfalz muss Infektiologen weiterbeschäftigen

Weiden. Die Kliniken Nordoberpfalz AG muss den renommierten Infektiologen Dr. Klaus-Friedrich Bodmann weiterbeschäftigen. Zumindest so lange, bis eine weitere Instanz eventuell anders entscheidet. Dem Chefarzt war im Juli 2024 gekündigt worden. Seine Stelle fiel dem Sanierungsplan zum Opfer.

Dr. Klaus-Friedrich Bodmann, hier nach seiner Wahl zum Landesvorsitzender der Internisten. Foto: Michael Reindl/Kliniken Nordoberpfalz

Dr. Klaus-Friedrich Bodmann, zugleich Vorsitzender des Landesverbands bayerischer Internisten, wehrt sich vor dem Arbeitsgericht gegen seine Entlassung. Arbeitsrichterin Anna Maria Richter entscheidet am Mittwoch für den Mediziner (70). Es ist noch Berufung zum Landesarbeitsgericht Nürnberg möglich.

Die Vorgeschichte der Kündigung

Bodmann war 2020 noch zu Zeiten des früheren Vorstands Dr. Thomas Egginger eingestellt worden. Zunächst war geplant, ein Zentrum für Infektiologie aufzubauen. Noch vor seinem Antritt wurde dieser Plan aus Kostengründen ad acta gelegt. Bodmann kam schließlich als Leiter eines infektiologischen Konsiliardienstes.

Zudem baute er ein sogenanntes ABS-Team auf: „Antibiotic Stewardship“ zur Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen. Dieses Team, bestehend aus 18 Kollegen verschiedenster Stationen, ist über die Entlassung des renommierten Infektiologen entsetzt: „Herr Dr. Bodmann ist für das ABS-Team unersetzlich. Mit seiner Kündigung geht unserem Haus das dringend benötigte Knowhow für eine rationale, gute und leitliniengerechte Antibiotikatherapie im Sinne der Patienten verloren“, heißt es in einem Brief an Klinik-Vorstand Michael Hoffmann, der OberpfalzECHO vorliegt.

Bodmann habe seit seiner Einstellung 2020 Immenses für die Patienten und die ärztlichen Kollegen der Kliniken Nordoberpfalz geleistet, schreiben die Mediziner in ihrem Appell an den Vorstand. Neben seiner unschätzbaren Expertise während der Corona-Pandemie hat er ein ABS-Team etabliert, in dem fast alle Fachrichtungen des Klinikverbunds vorhanden sind sowie infektiologische Visiten eingeführt, von denen Ärzte und medizinisches Fachpersonal jeglichen Ausbildungsstandes profitieren.

Dr. Bodmann: „Mir geht es um das Wohl des Patienten“

Vor dem Arbeitsgericht betont Bodmann: Es gehe ihm ausdrücklich nicht um Geld. „Mir geht es um das Wohl des Patienten. Um nichts anderes.“ Er will weiter arbeiten, notfalls in Teilzeit zu 50 Prozent. Das Angebot einer Abfindung von drei Monatsverdiensten lehnt er ab. Sein Anwalt Tim Richter sagt, eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses komme nicht in Betracht. „Er arbeitet gern. Er handelt aus Verpflichtung dem Klinikum gegenüber.“

Die Kündigung erfolgte nach Angaben des Klinik-Juristen aus Kostengründen. „Man schätzt ihn als Mediziner. Aber man kann sich diese Position als Klinikum nicht mehr leisten.“ Die „sehr, sehr angespannte finanzielle Lage“ der KNO sei öffentlich bekannt. Die Stellenstreichung beruhe auf einem Sanierungsplan, den eine Krankenhaus-Beratungsgesellschaft für die Kliniken erstellt hat. Prüfungen hätten ergeben, dass sich vergleichbare Krankenhäuser keinen eigenen Infektiologen leisten.

Gericht fordert konkrete Darstellung, wer Aufgaben künftig übernimmt

Aus Sicht von Arbeitsrichterin Richter muss das Klinikum darstellen, wie die Aufgabe künftig organisatorisch gelöst wird. „Der Arbeitgeber muss konkrete Angaben machen, auf wen die Tätigkeit übertragen wird.“ Laut Kliniken seien die Infektionen schon immer von den Fachabteilungen selbst behandelt worden, Bodmann leiste konsiliarische Beratung. „Diese Beratungsleistung möchte man nicht mehr vorhalten“, so der Anwalt der KNO. Im Notfall würde man künftig „extern jemand“ hinzuziehen oder den Patienten in Fachkliniken verlegen.

Appell des ABS-Teams an Klinikvorstand

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

mit großer Bestürzung haben wir von der geplanten Kündigung unseres Infektiologen und Leiters des ABS-Teams, Dr. Klaus-Friedrich Bodmann, erfahren.

Dr. Bodmann hat seit seiner Einstellung 2020 Immenses für die Patienten und die ärztlichen Kollegen der Kliniken Nordoberpfalz geleistet. Neben seiner unschätzbaren Expertise während der Corona-Pandemie hat er ein ABS- Team etabliert, in dem fast alle Fachrichtungen des Klinikverbunds vorhanden sind sowie infektiologische Visiten eingeführt, von denen Ärzte und medizinisches Fachpersonal jeglichen Ausbildungsstandes profitieren.

Auch für die Einführung häuserübergreifender Standards hat er sich maßgeblich eingesetzt, die ersten Leitlinien zu infektiologischen Gebieten konnten bereits verabschiedet werden. Seine Tätigkeit überschreitet bei Weitem die Ableistung eines infektiologischen Konsildienstes. Die antiinfektive Therapie in den Häusern der AG hat sich durch seine unermüdliche Arbeit deutlich gebessert. Gerne würden wir Ihnen dies mit Zahlen belegen, diese sind aber leider nie durch die AG erhoben worden.

Auch wenn sich die antibiotische Therapie bereits gebessert hat, ist das infektiologische Wissen von Dr. Bodmann für den weiteren Weg unabdingbar. Herr Dr. Bodmann ist für das ABS-Team unersetzlich. Seine jahrelange Erfahrung kann auch durch einen abgeschlossenen ABS-Kurs nicht einfach ersetzt werden. Die infektiologische Ausbildung ist von Umfang und Qualifikation in keinster Weise mit einem ABS-expert zu vergleichen.

Mit seiner Kündigung geht unserem Haus das dringend benötigte Knowhow für eine rationale, gute und leitliniengerechte Antibiotikatherapie im Sinne des Patienten verloren. Ein ABS-Team ist für einen Klinikverbund mit unserer Bettenzahl zwingend notwendig. Dies spiegelt sich auch in der aktuell gültigen Version der S3-Leitlinie: „Strategien zur Sicherung rationaler Antibiotika-Anwendung im Krankenhaus“ wider. Hier wird die Leitung des ABS-Teams durch einen Infektiologen empfohlen.

In Anbetracht der permanent steigenden Qualitätsstandards, die von den Kliniken erfüllt werden müssen, ist es sicherlich auch mit Blick auf die Zukunft ratsam, einen Infektiologen im Haus zu beschäftigen.

Das Wissen von Herrn Dr. Bodmann war nicht nur für die im Haus tätigen Ärzte gewinnbringend. Auch für die Krankenhausverwaltung brachte er die nötigen Informationen, um sowohl seine, als auch noch weitere Facharztstellen zu finanzieren. In Anbetracht dieser Tatsache, ist es für uns nicht nachvollziehbar, dass seine Stelle der Restrukturierung zum Opfer fallen soll.

Kein Mitglied des ABS-Teams hat zum jetzigen Zeitpunkt ein Zeitdeputat erhalten, so dass die Aufgaben, die Herr. Dr. Bodmann übernommen hat, nur durch weiter Überstunden und damit sicher auch nicht vollumfänglich geleistet werden können. Das benötigte Zeitdeputat laut Leitlinie würde sich aufgrund der Bettenanzahl unseres Hauses bereits auf 2 VZÄ belaufen, sowie zusätzlich die ABS-beauftragten Ärzte der einzelnen Fachrichtungen beinhalten.

Eine Weiterbeschäftigung des Infektiologen wird auch durch eine Mehrheit der Chefärzte befürwortet, entsprechende Bemühungen, die Stelle über die Fachabteilungen abzubilden, sind Ihnen sicherlich bekannt. Auch wir erfahren im Kollegium bei unseren Gesprächen weitreichenden Zuspruch bei Assistenz-/ Fach- und Oberärzten, sowie den Apothekern des Hauses.

Eine Kündigung von Dr. Bodmann darf daher kein Schritt zur Sanierung unseres Hauses sein, wenn wir dadurch Einbußen in der Qualität der Patientenversorgung in Kauf nehmen müssen. Wir, das gesamte ABS-Team, setzen uns daher für einen Erhalt der Stelle unseres Infektiologen ein und bitte darum, die geplante Kündigung nochmal zu überdenken.

Das ABS-Team der Kliniken Nordoberpfalz AG

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