Königsdisziplin für LKW-Fahrer: Riesige Baumstämme rollen über enge Waldwege

Plößberg. Wer nachhaltig bauen oder sanieren will, macht mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz vieles richtig. Nur: Der Baustoff muss erst einmal aus dem Wald herausgeschafft werden. Wir haben den Langholzfahrer der Ziegler Group einen Tag lang begleitet. Respekt, was diese Männer und Frauen so alles drauf haben.

Nachteule oder Lerche? Irgendwas dazwischen: Viele Langholzfahrer suchen sich den Fahrtantritt mitten in der Nacht sogar häufig selbst aus. Um diese Uhrzeit sind nur wenige Autofahrer unterwegs und am Nachmittag bleibt viel Zeit für Freizeit und Familie.

Mit GPS-Unterstützung in unbekanntes Terrain

Beim Aufbruch zu den Dreharbeiten von der Betzenmühle können wir uns noch überhaupt nicht vorstellen, wie man die 18 Meter langen Holzstämme auf den LKW bugsiert. Noch ist der hintere Teil des Gespanns, der sogenannte Langholz-Nachläufer, sicher auf dem Lastwagen verstaut. Der Lastenesel, den wir heute begleiten dürfen, ist ein moderner Mercedes-Benz AROCS 2553 6×4 mit Holzladekran und über 500 PS.

Der Fahrtantritt in den frühen Morgenstunden zahlt sich aus. Die Straßen sind nahezu menschenleer und wir werden mit einem spektakulären Sonnenaufgang belohnt. Je näher uns das Navigationsgerät an unser Ziel führt, umso schmaler werden die Straßen. Ein paar Kilometer weiter lassen wir den Asphalt hinter uns und rollen auf einem staubigen Waldweg zu den eingespeicherten Koordinaten. Welches Holz uns dort erwartet, wissen wir noch nicht. Nicht selten sind es Bäume, die vom Borkenkäfer befallen sind oder von Windwurf oder Windbruch beschädigt wurden.

Die etwas andere Art von Waldromantik: Mit Überlänge auf schmalen Waldwegen. Foto: OberpfalzECHO/David Trott

Der Langholztransporter wächst zur vollen Größe heran

Nachdem wir das Holz gefunden haben, werden die Stützen am Zugfahrzeug ausgefahren, der Kran in Betrieb genommen und mithilfe eines Baumstammes der Langholz-Nachläufer in Position gebracht. Die bis zu 21 Metern langen Stämme, die mit dem Brummi transportiert werden können, werden nach der Weiterverarbeitung im Sägewerk einem riesigen Dachstuhl die nötige Stabilität verleihen.

Nachdem uns die im Fahrzeug verbauten Achslastwaagen verraten haben, dass die maximale Zuladung erreicht ist, muss die Ladung erst einmal gesichert werden. Anschließend werden noch der lose Schmutz und Rindenstücke vom Gespann entfernt, bevor reichlich Fahrkönnen gefragt ist.

Feierabend nach der zweiten Tour

Nicht nur auf den Waldwegen, sondern auch in engen Ortschaften müssen die Trucker die Augen offen halten und mit Bedacht fahren. Ein Standard-LKW hat eine Länge von zirka 16,5 Metern. Die Überlänge der Langholztransporte hingegen kann sich auf bis zu 27 Meter auswachsen. Das sind Ausmaße, die etwa der Länge von sieben Kleinwagen entspricht.

Zurück auf der Betzenmühle werden die Stämme mit dem Kran wieder abgeladen, bevor die zweite und letzte Tour des Tages ansteht. Danach verabschiedet sich die Frühschicht pünktlich zum Nachmittag in den Feierabend. Im Sägewerk hingegen läuft die Arbeit weiter. 1500 Festmeter Langholz werden dort täglich zu Bauholz wie Balken und Brettern verarbeitet.

Ein Haufen Holz vor der Hütte: Wieder zurück in der Betzenmühle. Foto: OberpfalzECHO/ David Trott

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