Kriegsende in Neustadt/WN: Historiker entdeckt bisher unbekannte Fotos
Weiden/Neustadt/WN. Im Frühjahr 2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. Fotos aus dieser Zeit sind rar. Einem Historiker ist es gelungen, eine Serie bisher unbekannter Bilder eines amerikanischen Soldaten aufzustöbern.
Dr. Marc Rothballer (aufgewachsen in Weiherhammer, Abitur am Kepler-Gymnasium, jetzt Historiker in Passau) hat die Fotos bei der 90. Division Association entdeckt. Sie stammen von William Leonard Faulk (1910 – 1983) aus Texas. Der Soldat der 357. Panzerabwehrkompanie war begeisterter Hobby-Fotograf. Er machte auf dem Vormarsch der Amerikaner ab der Normandie über 500 Fotos, ganz am Ende auch in Neustadt/WN und Weiden.
Die letzten Kriegstage in Neustadt/WN
Rückblick. Mitte April 1945 nähert sich die US-Armee der Kreisstadt Neustadt/WN. Am Freitag, 20. April, lassen Soldaten der Waffen-SS einen Bogen der Waldnaabbrücke zwischen Altenstadt/WN und Neustadt/WN sprengen. Sie wollen die Stadt verteidigen bis zum bitteren Ende. Mutige Neustädter Bürger möchten ihre Heimatstadt kampflos übergeben. Als die Amerikaner über die Mühlbergbrücke anrollen, geht ihnen Josef Grader mit der weißen Fahne entgegen.
Die U. S. Army setzt Grader auf ein Militärfahrzeug und fährt nach Neustadt/WN. Der Eisenhändler schwitzt Blut und Wasser, wie im Buch von Heimatforscher Günther Langhammer nachzulesen ist (“Vom Hakenkreuz zum Bundesadler”). Alles geht gut, Neustadt/WN wird ohne Blutvergießen besetzt. Am 8. Mai endet der Zweite Weltkrieg.
Auch Zivilbevölkerung fotografiert
In den folgenden Monaten sind amerikanische Soldaten in Neustadt/WN einquartiert, unter ihnen William Leonard Faulk. Sein Spitzname ist “Pappy”, weil er älter als die meisten anderen Soldaten ist und schon graue Haare hat. Der Texaner fotografierte schon als Kind gern die Hühner, Hunde und Katzen in seinem Elternhaus. Im Zweiten Weltkrieg ist er als Funker eingesetzt und verlegt Nachrichtenleitungen. Er fährt im Jeep quer durch Europa. Und auch hier hat er seine Kamera dabei.
In Neustadt/WN fertigt er eine ganze Serie von Fotos an, welche die Zivilbevölkerung zeigen, seine Kameraden, aber auch Badeplätze an der Waldnaab und Musikerkollegen aus der Divisionsband. Denn: Faulk ist auch leidenschaftlicher Musiker. Während er am Ende des Krieges auf seine Entlassungspapiere wartet, spielt Faulk mit der USO-Band der 66. Division. Und so ist er auch dabei, als die USO-Show in Weiden gastiert (Bericht folgt).
Die letzten Kriegstage in der Oberpfalz: Neuauflage
Das Buch “Sie kommen! – Die letzten Kriegstage in der Oberpfalz” ist im März 2025 im Verlag Battenberg-Bayerland in Regenstauf neu erschienen und im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-95587-116-1). Die Vorläuferbände von 2005 und 2015, herausgegeben von German Vogelsang, sind vergriffen. Enthalten sind 70 Berichte über diese Tage voller Dramatik, erschienen in den Zeitungen „Der neue Tag /Amberger Zeitung“. In der Neuauflage hat Christine Ascherl gemeinsam mit anderen Autoren das Buch mit neuen Beiträgen umfassend ergänzt – darunter den Fotos von William “Pappy” Faulk.
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