Kunstschaunacht: In 80 Ateliers durch Kallmünz
Kallmünz. Die Legende lebt. Über 80 Erben von Charles Johann Palmié, Wassily Kandinsky und Gabriele Münter, Entdecker des pittoresken Kulturidylls an der Naab, öffneten am Samstag ihre Ateliers, Cafés, Galerien, Hinterhöfe, Kellergewölbe und Kultursäle für Kunstfreunde und Neugierige.

Kallmünz einmal mehr als lebendiges Atelier: Über 80 Künstlerinnen und Künstler öffneten ihre Türen und verwandelten den pittoresken Markt in eine schimmernde Galerie – eine Reminiszenz an Van Goghs Café-Terrasse unterm Sternenhimmel.
Von 16 Uhr an bis weit nach Mitternacht flanierten Besucherinnen und Besucher durch enge Gassen, über steinerne Brücken und in Felsen geschlagene Räume, um in den Werkstätten, Hinterhöfen und Kultursälen Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Plastiken und Fotografien zu bestaunen – mal ernsthaft, mal heiter, stets liebevoll präsentiert.
Mit einigen Neuerungen lud das KulturEck zur KunstSchauNacht. Das sogenannte FACETTENKallmünz in der Tiefgarage unter dem VG-Gebäude spannte dabei den Bogen zwischen historischem Dorfkern und zeitgenössischer Inszenierung: Alte Heimatfilme der Firma Küffner zeigten im Scheinwerferlicht den Bau markanter Häuser, während Videoprojektionen („So klingt die Heimat“) junge Perspektiven auf das gewachsene Ensemble warfen.
Jazz aus der Kulturschmiede
Durch die kopfsteingepflasterten Gassen wehte Jazz aus der Kulturschmiede, Harfenklänge spülten die Menschen in einen Innenhof, und in der Dorfkirche Rohrbach erfüllte ein Mondscheinkonzert die kühlen Mauern mit Klangteppichen aus Violine und Cello. Kindergruppen und Schulklassen präsentierten eigene Werke in eigens reservierten Räumen, und in Dinau wie in Rohrbach öffneten Außenstellen ihre Türen.
Zwischen den Ateliers lud man zum Verweilen an Ständen lokaler Caterer und Vereine, während Gästeführer wie Charly Söllner und Bruno Gallhuber die historischen Winkel Kallmünz’ mit launigen Anekdoten und kulturellen Kostbarkeiten beleuchteten.
Kunstgeschichte in der Roten Amsel
Die Geschichte dieses Künstlerdorfs begann vor über hundert Jahren. Im Sommer 1901 entdeckte Charles Johann Palmié den kleinen Ort an der Naab und legte damit den Grundstein für eine blühende Künstlerkolonie – im gleichen Jahr traf er erstmals im frisch eröffneten Gasthof „Rote Amsel“ ein und brachte bald Freunde und Kollegen mit.
Zwei Jahre später, im Sommer 1903, kamen Wassily Kandinsky und seine Schülerin Gabriele Münter auf Einladung der Münchner Malklasse nach Kallmünz; rund acht Wochen lang arbeiteten und liebten sie unter freiem Himmel, und bis zu 38 Maler folgten ihrem Beispiel und siedelten sich zeitweise im Ort an.
Rauschen der Naab in magischen Gärten
Aus jener Zeit stammen jene kleinen Landschaftsstudien, in denen die Farbflächen pastos aufgetragen und Häuser in sanften Linien skizziert wurden. Gerade hier, zwischen der mittelalterlichen Steinbrücke und den schroffen Felshäusern, fanden Kandinsky und Münter ihren Sehnsuchtsort – ein Motiv, das bis heute in unzähligen Aquarellen und Fotografien weiterlebt.
Bei der Abschlussnacht der KunstSchauNacht 2025 ist dieser Geist spürbar: Flaneure drängen sich in engen Fluren aneinander vorbei, lassen sich von versteckten Hinterhöfen verzaubern, treten in lichtdurchflutete Ateliers, versinken in sinistren Kellergewölben oder wälzen sich knarzende Holzstufen hinauf. Ein wenig neidisch treten sie in magische Gärten, in denen nur das sanfte Rauschen der Naab als Begleitmusik zu hören ist und in denen eine Bewohnerin ihre Skizzenbücher füllt – mitten im historischen Herzen Kallmünz’.
KunstSchauNacht 2025: Ausstellungsorte
- Autohaus Feldmeier
Eröffnungshalle und Infopunkt (Markt 1) - VG-Parkdeck (FACETTENKallmünz)
Unterirdische Videoinstallationen und historische Filmprojektionen - Kultursaal im Alten Rathaus
Ständige Galerie (Oberer Markt 3) - Stadtatelier Haus Palmié
Stammsitz der historischen Künstlerkolonie (Markt 8) - Pop-Up-Galerien
– Weberhaus (Hauptstraße 12)
– Baderhaus (Hauptstraße 9)
– Wohnatelier Schmid (Am Stadtgraben 4) - Ständige Galerien & Atelierhäuser
– Galerie Kallmünz (Brückenstraße 2)
– Atelierhaus Naab (Uferweg 5) - Private Wohnhäuser mit offenen Ateliers
– Haus Eberl (Markt 14)
– Haus Weber (Am Felsenhof 7)
– Haus Mayer (Brückenstraße 6) - Felsenhäuser & Kellergewölbe
– Felsenhaus Müller (Felsengasse 3)
– Stadtkeller-Räume (Unterer Markt 10)
– Gewölbekeller im Pfarrhof (Kirchplatz 1) - Historische Gassen & Innenhöfe
– Hinterhof am Weberhaus (Hauptstraße 12)
– Arkadengang am Alten Rathaus (Oberer Markt 3)
– Malerhof (Stadtgraben 2) - Pfarrkirche Rohrbach
Konzertsaal & Sonderausstellung (Rohrbach 15) - Außenstelle Dinau
Dorfkirche und Gemeindesaal (Dinau 7) - Außenstelle Rohrbach
Altes Pfarrhaus & Backhaus (Rohrbach 10) - Restaurants & Cafés mit Kunststationen
– Café Naabblick (Uferweg 2)
– Gasthof Rote Amsel (Markt 5)
– Biergarten am Mühlbach (Mühlstraße 1) - Stände von Vereinen & Caterern
Mehrere Pavillons rund um den Marktplatz und am Flussufer - Infostand Stadtentwicklung (Marktplatz)
Beratung zu Denkmalschutz, Renovierung und Förderprogrammen - Geführte Rundgänge
- Treffpunkt Marktplatz – historische Touren und Kirchenführungen.
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