Plädoyer für die oberpfälzer Küche

Erbendorf. Zu wenig Bewegung, zu wenig menschliche Wärme, zu wenig Stressabbau und schlechte Ernährung – für Karl Schwanner sind die Ursachen der verbreiteten Volkskrankheiten offensichtlich. Der niederbayerische Qigong-Lehrer sieht in den Lehren der chinesischen Medizin den Schlüssel zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden. Beim Landfrauentag des BBV Kreisverbandes Tirschenreuth präsentierte er nicht nur verblüffende Rezeptideen.

Von Benedikt Grimm

Aus seiner Haltung zum gänzlichen Verzicht auf Nahrungsmittel tierischen Ursprungs machte er keinen Hehl. „Vegetarisch, das ist einfach nur normal ungesund. Das kann jeder machen wie er will. Aber vegan ist direkt gesundheitsgefährdend“, warnte Schwanner. Manche würden ihre Einstellung zur veganen Ernährung wie eine radikale Religion praktizieren. Dabei lernten Medizinstudenten schon im ersten Semester, dass der menschliche Stoffwechsel ohne tierische Fette aus dem Gleichgewicht gerate. Und radikale Einstellungen passen schon gar nicht zu den Erkenntnissen der chinesischen Medizin. Die fuße auf fünf „Pflöcken“ – Ernährung, Bewegung, Glaube, Meditation und Faulenzen. Stets gelte die Grundregel: „Genieße von allem ein bisschen, aber übertreibe es nicht.“

Für alle Liebhaber traditioneller oberpfälzer Küche hatte Schwanner beruhigende Nachrichten. Ganz viele der chinesischen Rezepte seien richtige „Oma-Rezepte“. Ein wahres Wundergericht sei das Kartoffelbratl. „So viele Orangen kann man gar nicht essen, wie da Vitamine drin sind“, schwärmte der Niederbayer über die Erdäpfel. Dazu gibt es Sauerkraut, das eines der wichtigsten Mittel bei Problemen mit dem Darm sei. Mit Kümmel verfeinert stärke es von innen heraus. Nicht fehlen dürfe das „fette Wammerl“. Große Stücke hält Schwanner auch auf die Kartoffelsuppe, die nach der Einnahme von Antibiotika zur Wiederherstellung der Darmflora beitrage.

Wenigstens eine Viertelstunde entspannt bewegen

Der zweite wichtige Pflock sei Bewegung. Das Argument mancher körperlich arbeitender Frauen und Männer, dass sie ja schon den ganzen Tag auf den Beinen seien, greife nicht. „Das zählt absolut null“, betonte der Referent, der mit seiner humorvollen Art die rund 250 Landfrauen und Gäste bestens unterhielt. Man brauche eine andere Bewegung, um aus dem Arbeitsrhythmus herauszukommen. „Nur eine Viertelstunde, besser zwanzig Minuten, sollte man übrig haben.“

Durch das Programm des Landfrauentags führte Kreisbäuerin Christa Söllner. Für die Musik sorgte wie in all den Jahren zuvor der Landfrauenchor – allerdings zum letzten Mal unter der Regie des langjährigen Dirigenten Fritz Söllner. „Der Söllner Fritz ist der Hahn im Landfrauenchor, und führt in an seit zehn Jahr. Hat er doch ein Lied geschrieben, für den Ulrich und für mich, darum will ich mich verbiegen, und ihm machen ein Gedicht“, reimte Kreisobmann Ely Eibisch zur Verabschiedung des Chorleiters. Dessen Nachfolge tritt Sieglinde Kusche-Konrad an.

Lob für die Landfrauen

„Ihr seid diejenigen, die auf dem Hof für den notwendigen Rückhalt sorgen. Dafür möchte ich Ihnen allen danken“, sagte stellvertretender Landrat Dr. Alfred Scheidler an die Landfrauen gerichtet. Die „einvernehmliche Chemie“ unter allen Beteiligten und die aufwendige Saaldekoration mit bunten Tulpen, Primeln und kleinen Vogelhäuschen lobte der Erbendorfer Bürgermeister Hans Donko. Leitender Landwirtschaftsdirektor Wolfgang Wenisch stellte den Nutzen ökologischer Vorrangflächen heraus. Inzwischen würden fast überall im Winter Zwischenfrüchte angebaut. Im Sommer verschönerten Blühflächen die Landschaft. „Daran sieht man, wie die Landwirtschaft den Landkreis gestaltet“, betonte der Leiter des Landwirtschaftsamtes Tirschenreuth.

Stellvertretende Bezirksbäuerin Johanna Fischer hob in ihrem Referat über die Vielfalt der Landfrauen die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit hervor. Viele, vor allem junge Leute, hätten falsche Vorstellungen von der Landwirtschaft. Deshalb müsse man die Menschen mit einer starken Öffentlichkeitsarbeit informieren. Auch der Zusammenhalt sei wichtig. „Einzeln sind wir ein Wort oder eine Blume. Zusammen sind wir ein Gedicht oder ein Strauß – das sieht man auch an diesem Saal hier“, sagte Fischer.

Christa Söllner
Kreisbäuerin Christa Söllner
Wolfgang Wenisch
Wolfgang Wenisch, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Tirschenreuth
Johanna Fischer
Johanna Fischer, stellvertretende Bezirksbäuerin
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Der Experte für chinesische Medizin und Qigong, Karl Schwanner, räumte mit so manchen Ansichten moderner Ernährungstrends gehörig auf. Auch die guten, alten „Oma-Rezepte“ seien gesund.
Saal
Rund 250 Landfrauen und Ehrengäste verbrachten in der Stadthalle Erbendorf einen abwechslungsreichen Landfrauentag.
Eibisch
Kreisobmann Ely Eibisch (vorne rechts) verabschiedete den langjährigen Leiter des Landfrauenchors Fritz Söllner (vorne links) mit einem selbstgereimten Gedicht.
Schwanner 1

Bilder: B. Grimm

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