Landrat Richard Reisinger sieht die „Integrierte ländliche Entwicklung“ als Meilenstein und die Ansiedlung der OTH als “Jahrhundertereignis”

(Advertorial). Landkreis Amberg-Sulzbach. Ländliche Entwicklung und Kreislaufwirtschaft sind Themen, mit denen sich Landrat Richard Reisinger mit seiner Stabstelle L6 Wirtschaftsförderung & Kreisentwicklung und die OTH Amberg-Weiden seit Jahren eingehend befassen.

Die Kreislaufwirtschaft ist eines von vielen Themenfeldern, auf denen die OTH Amberg-Weiden wichtige Forschungsarbeit betreibt. Foto: Fraunhofer Umsicht

Am Beispiel der Kooperation mit der Forschungseinrichtung Fraunhofer UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg wird deutlich, dass das Amberg Sulzbacher Land außerordentlich vom Wissens- und Technologietransfer profitiert, aber auch die gesamte Oberpfalz, die Metropolregion Nürnberg und weite Teile darüber hinaus. Im Interview erklären Professor Dr. Wolfgang Weber und Landrat Richard Reisinger, warum das für die Region und die ländliche Entwicklung so wichtig ist.

Zusammenarbeit seit vielen Jahren

Das Fraunhofer-Institut UMSICHT, Institutsteil Sulzbach-Rosenberg, und die OTH Amberg-Weiden arbeiten seit vielen Jahren in den Bereichen Umwelt-, Prozess- und Energietechnik sowie Kreislaufwirtschaft und Recycling zusammen.

Seit 2022 zählt Fraunhofer UMSICHT auch zu den “Innovativen LernOrten” (ILO) der OTH Amberg-Weiden. Das Institut leistet einen nachhaltigen Beitrag zur Energie- und Rohstoffwende durch wirtschaftsnahe Innovationen in der Energie- und Anlagentechnik, der biologischen Verfahrenstechnik sowie in der Kreislaufwirtschaft. Außerdem erarbeitet man im Institut Abfallwirtschaftskonzepte für das Recycling von Verbundmaterialien (Elektronikschrott).

Professor Dr. Wolfgang Weber, OTH-Vizepräsident Forschung und Entwicklung, Transfer; Leitung Institut für Angewandte Forschung (IAF); Professur Wirtschaftsgeografie und Makroökonomie. Foto: privat

Die OTH Amberg-Weiden und das Thema integrierte Ländliche Entwicklung: Wo gibt es konkrete Verknüpfungspunkte, Herr Professor? Was hat und kann die Hochschule hier bewirken?

Wolfgang Weber: Eine markante Zahl ist, dass die OTH Amberg-Weiden auf mittlerweile 31 Jahre ihrer Errichtung, damals als Fachhochschule, zurückblicken kann. Wir erinnern uns gerne an die intensive Vorbereitungsphase ab 1990, die wesentlich von der regionalen Wirtschaft und Politik mitgetragen wurde und an die Gründung der Hochschule im Mai 1994. Diese wurde von zwei wesentlichen Zielen geprägt: Ein zukunftsorientiertes Studienangebot vor Ort, und die Unterstützung der Hochschulregion in ihrem Strukturwandel, der bis heute anhält. Zu Recht wurde die neue Hochschule mit dem Prädikat „Jahrhundertereignis“ verbunden.

Wir haben unseren Doppelstandort in einem ländlichen Raum Bayerns, und damit eine direkte Querverbindung zur integrierten Ländlichen Entwicklung und zu den Herausforderungen für die ländlichen Räume. Hier ist insbesondere die demographische Entwicklung, der Weg der Unternehmen in die Digitalisierung, Industrie 5.0 und Künstliche Intelligenz in der Fertigung, aber auch der regionale Arbeitsmarkt mit seinem Fachkräftebedarf hervorzuheben, der sich mit dem baldigen Eintritt der Baby-Boomer-Generation in den Ruhestand noch deutlich ausweiten wird. Zu den Herausforderungen zählen aber auch die Themen der Nachhaltigkeit, einer Circular Economy, des verantwortungsvollen Umgangs mit knappen Ressourcen und die Sicherung der Daseinsvorsorge im Infrastrukturangebot, so etwa im Gesundheitswesen oder der regionalen Angebote für eine älter werdende Gesellschaft.

Was steckt hinter der ILE?

Bei einer ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) arbeiten verschiedene Kommunen zusammen an den Themen der ländlichen Entwicklung und profitieren sowohl vom gemeinsamen Ressourceneinsatz, Synergieeffekten als unter anderem auch von diversen Förderzuschlägen – die man nur als ILE erhält.

Die Handlungsfelder werden zum Teil durch das Amt für ländliche Entwicklung gefördert, das die ILE-Gemeinschaften betreut und unterstützt.

Die Handlungsfelder der ILE
  • Orts- und Innenentwicklung
  • Landwirtschaft, Landschaft und Biodiversität
  • Wirtschaft, Gewerbeentwicklung und Energie
  • Mobilität und Grundversorgung
  • Zusammenarbeit in kommunalen Angelegenheiten
  • soziales und kulturelles Leben
  • Freizeit und Erholung
  • Digitalisierung

Weitere Infos über die „ILE“ unter:
https://www.ale-oberpfalz.bayern.de/132642/index.php

“Wer Bildung sät, wird Zukunft ernten”

Ganz konkrete Beispiele für die regionale Relevanz der OTH Amberg-Weiden sind zum Beispiel unsere 33 Innovativen Lernorte, kurz ILO, mit Schwerpunkt in der Oberpfalz bei Unternehmen, Institutionen, Behörden (wie das Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz in Tirschenreuth), Forschungseinrichtungen wie Fraunhofer UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg, Kliniken und Klöstern, 34 Mitgliedsunternehmen in unserem Kooperationsmodell Partner Circle, und fünf Technologietransferzentren (TTZ) mit ihren jeweiligen fachlichen Schwerpunktsetzungen für einen intensiven Wissens- und Technologietransfer von der Hochschule in die Praxis mit ihren Standorten in Amberg, Weiden, Schwandorf, Weiherhammer und Kemnath.

Hinzu kommt eine Vielzahl weiterer Formen der Zusammenarbeit in der und für die Region, so etwa Partnerschaften mit Landkreisen, den Hochschulstädten, weiteren Kommunen, Verbänden, den Kammern oder Schulen. Und wenn von unseren in der Zwischenzeit über 9.500 Absolventinnen und Absolventen 80 Prozent nach ihrem Studienabschluss bei Arbeitgebern in der Hochschulregion bleiben, ist dies sicherlich die Erreichung eines der wesentlichen Ziele bei der Gründung der Fachhochschule, heute eine Technische Hochschule mit Promotionsrecht.

Dies alles ist auch mit einem regionalökonomischen Effekt der Wertschöpfung verbunden: Wenn wir (grob) davon ausgehen, dass ein Studierender im Monat im Schnitt etwa 600 Euro ausgibt, dann beträgt dies bei unseren 4.200 Studierenden ein Volumen von monatlich rund 2,5 Millionen Euro an Kaufkraft, das der Region einschließlich den beiden Hochschulstandorten und der Region zugutekommt. Ähnliche, in der Regel höhere Werte können für die über 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berechnet werden.

Und eine hiermit eng verbundene, durchaus berechtigte Frage ist für mich: Wo wären die Studierenden über die vielen Jahrgänge, die Ehemaligen und Beschäftigten, wenn die Hochschule nicht gegründet worden wäre? Ich gehe davon aus, weit überwiegend nicht in der Oberpfalz. Kurz gesagt: Wer Bildung sät, wird Zukunft ernten!

Landrat Richard Reisinger (links) und OTH-Präsident Prof. Dr. Clemens Bulitta (rechts) mit IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes sowie Prof. Dr. Matthias Franke von Fraunhofer UMSICHT (Zweiter und Dritter von links) beim Unternehmerabend im Kultur-Schloss Theuern. Foto: Joachim Gebhardt

Herr Landrat Richard Reisinger, was macht die ländliche Entwicklung für Sie so besonders und was bewirkt die Hochschule im regionalen Raum?

Richard Reisinger: Integrierte ländliche Entwicklung (ILE) hat für uns einen ganz besonderen Stellenwert, besonders im vergangenen Jahr haben wir es – auf Initiative unserer Landkreis-Wirtschaftsförderin Angela Seidel hin – geschafft, dass wir nun vier ILE-Gemeinschaften unser „Eigen“ im Landkreis nennen dürfen. So sind 25 unserer 27 Kommunen in einer geförderten ILE-Gemeinschaft und unter der Leitung der Bürgermeister engagieren sich so unter anderem Bürger, Angestellte und Unternehmer gleichermaßen und schaffen gemeinsam wirkliche Fortschritte für die Zukunft.

In der Arbeit der ländlichen Entwicklung sind Forschungseinrichtungen, Netzwerke und Expertise – wie die von OTH und Fraunhofer UMSICHT – absolut unerlässlich und ein wahrhafter Gewinn. Landrat Richard Reisinger

Die Entscheidung zur Ansiedelung einer Hochschule in unserem Raum ist bis heute ein Segen für die regionale Gesellschaft. So hat die OTH natürlich einen weitreichenden Einfluss auf Firmenansiedlungen und -innovationen, Fachkräfteentwicklungen, regionale Wertschöpfungsketten & Co. In dieser Hinsicht ist sie ein absoluter Meilenstein, oder – ich bestätige: ein „Jahrhundertereignis“, das definitiv unverzichtbar ist. Zudem finalisiert die Hochschule unsere Bildungslandschaft und eröffnet damit attraktive Arbeits- und Lebenskonzepte für junge Menschen, die entweder hierherkommen und gar nicht erst wegziehen müssen.

Was erwarten Sie sich von der Forschungskooperation zwischen OTH und Fraunhofer UMSICHT?

Richard Reisinger: Wissenschaft, Bildung und die beherzte Umsetzung zukunftsweisender Innovationen bilden das fruchtbare Fundament dynamischer Wirtschaftsregionen, die robust auf die vielfältigen Herausforderungen der Zeit reagieren können. Insofern verfolge ich als Landrat, aber auch persönlich, mit großem Interesse den Wissens- und Technologietransfer von der Wissenschaft in die Praxis, der sich insbesondere in den Bereichen Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit, Wärmenetz, Energie, Automobil mit Wasserstoff und Künstlicher Intelligenz abzeichnet und ganz gewiss segensreiche Entwicklungen bringen wird. Ganz im Sinne einer integrierten ländlichen Entwicklung für das Amberg Sulzbacher Land.

Frage an Professor Wolfgang Weber: Was müsste aus Ihrer Sicht – auch von staatlicher Seite – getan werden, um das “flache Land” nicht abgehängt zu lassen?

Wolfgang Weber: Für einen Wirtschaftsgeographen und Regionalökonomen ist besonders interessant, wohin eine Region steuern will, welche endogenen Potentiale sie hierfür einsetzt, welche Ideen aus der Region selbst kommen und vor allem auch umgesetzt werden, wie ein regionales Management aufgestellt ist, und wie Netzwerke zwischen den Akteuren in ländlichen Räumen ausgeprägt sind. Kurz gesagt: Wo Kreativität, Innovation und Impulse in den Regionen vorhanden sind, kann auch mit Unterstützung gerechnet werden. Solche kreativen Milieus entstehen nur im engen Schulterschluss vor Ort, mit gegenseitigem Vertrauen und dem Ziehen an einem Strang, und zwar in dieselbe Richtung. So kann es gelingen, aus Regionen heraus Entwicklungsinitiativen zu setzen, und mit überzeugenden Ideen zu punkten.

Ein gutes Beispiel hierfür sind unsere fünf Technologietransferzentren in Kooperation mit Unternehmen, Landkreisen, Städten und Kammern, oder auch die Vielzahl von geförderten Projekten in Forschung, Entwicklung und Transfer im Umfang von rund 11 Millionen Euro pro Jahr. Und so gelingt es, aktuell an der OTH Amberg-Weiden das Doppelte an Drittmitteln pro Professur einzuwerben als im Bundesdurchschnitt der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften bzw. Technischen Hochschulen.

Unbestritten ist, dass die OTH Amberg-Weiden seit ihrer Gründung durch den Freistaat Bayern auf Basis einer seinerzeit erfolgreichen Antragstellung aus der Region einen herausragenden harten und gleichzeitig weichen Standortfaktor für die regionale Entwicklung darstellt. Die gesamte Region hatte sich vor über 30 Jahren für die Gründung der Hochschule am Doppelstandort Amberg und Weiden eingesetzt, sie ist nicht mehr wegzudenken. Die OTH Amberg-Weiden ist ein Nukleus, ein Wachstumspol, der nach innen und außen ausstrahlt, ein Erfolgsfaktor der Regionalentwicklung.

Ich denke neben Forschung, Studium und Lehre nur beispielsweise an die spill-over-Wirkungen von Kooperationen, an den ausgeprägten Wissens- und Technologietransfer, an die Auslösung von Existenzgründungen, Anreizwirkungen für die Ansiedlung von Unternehmen, an die vielen Projekte mit der Praxis, an unsere beiden Fördervereine bis hin zum ehrenamtlichen Engagement für und in unserer Hochschulregion. Und so flach ist unser ländlicher Raum nun auch nicht, wir leben in einer gut und vielfältig strukturierten Chancen-Region, die eine Vielzahl von Entwicklungsperspektiven bietet, man muss sie nur kennen und nutzen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wir sind sicherlich nicht abgehängt, aber man darf in den ländlichen Räumen auch nicht die Züge verpassen, die aus dem Bahnhof fahren. Die rasanten Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft können nur in Verbünden, in Netzwerken, in einer regionalen Resilienz und im engen Schulterschluss der Akteure vor Ort bewältigt werden.

Professor Wolfgang Weber sieht gute Chancen für die ländliche Entwicklung und befürchtet keinen “Ausverkauf” junger Menschen. Foto: OTH

Situation hat sich grundlegend verändert

Angesichts der “Stadtflucht” vieler vor allem junger Menschen: Ist das “flache Land” überhaupt noch zu retten oder ist es künftig nur noch ein “Alterssitz” für Rentnerinnen und Rentner?

Wolfgang Weber: Ich kann aus der regionalökonomischen Perspektive keine Abwanderung der Jugend in überregionaler Reichweite oder größerem Stil erkennen. Dieses Problem hatten wir aber durchaus in den 1960er bis 1980er Jahren, ein Zeitraum, in dem junge, gut ausgebildete Menschen in Verdichtungsräume abwanderten, da der periphere Raum nur eingeschränkte Perspektiven bot. Bezeichnet als „Brain Drain“ reichten die Push-Faktoren vom Studium bis in den Arbeitsmarkt. In aller Regel kamen diese Menschen dann auch nicht mehr zurück. Diese Situation hat sich jedoch ab den 1990er Jahren grundlegend verändert. Wohnortnahe Bildungs- und Studienplätze, neue Hochschulen, Fördermittel, Dezentralisierung, High-Tech-Unternehmen, ein positives Image der ländlichen Räume und insgesamt ein überaus erfolgreich bewältigter Strukturwandel hin zu Zukunftsbranchen sind hier wesentliche Treiber.

Die demographische Entwicklung in den ländlichen Räumen Bayerns wird heute insgesamt wesentlich positiver eingeschätzt als in früheren Prognosen. So kommt das Bayerische Statistische Landesamt in seiner neuesten regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung bis 2043 zu dem Ergebnis, dass nur noch sechs Landkreise und kreisfreie Städte in Bayern mit einer Negativentwicklung zu rechnen haben, vor allem bedingt durch eine höhere Zahl von Sterbefällen als Geburten.

Aus meiner Sicht sind Bildung, Wissen und Anwendung von Know-how die Kompetenzen der Zukunft. Daher müssen wir noch stärker als heute das gesamte Spektrum der Bildung und Ausbildung für die und in der Region verknüpfen. Und wir tragen zu einem positiven Selbst- und Fremd-Image unseres ländlichen Raumes auch in Zukunft bei, wenn wir aktiv vermitteln: Die Oberpfalz ist eine Wissensregion und bietet eine Vielzahl und Vielfalt von Möglichkeiten und Potentialen im gesamten Lebenszyklus, vor allem auch für die Jugend. Dies trägt zur Verankerung der jungen Menschen in der Region bei, und stärkt insgesamt die nördliche und mittlere Oberpfalz als Zukunfts-Standort. Wir sind in meinen Augen eindeutig eine Chancen-Region, und sollten dies noch mehr als heute selbstbewusst nach innen und außen kommunizieren. Und wir müssen vor allem alles dafür tun, die Jugend in unserer Region zu halten, sie ist der Erfolgsfaktor der Zukunft!

Studiengang Umwelttechnik seit 1997

Thema Kreislaufwirtschaft: Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen der OTH Amberg-Weiden und dem Fraunhofer-Institut UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg konkret aus?

Wolfgang Weber: Seit Gründung der Hochschule Amberg-Weiden zählt die nachhaltige Energieversorgung, insbesondere erneuerbare Energien, sowie die Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz zu den Kernkompetenzen in Lehre und Forschung. So hatten wir bereits 1997 den Studiengang Umwelttechnik eingerichtet. Mit dem Forschungsschwerpunkt „Energie- und Ressourceneffizienz“, der in der Fakultät Maschinenbau/Umwelttechnik angesiedelt ist, ist die OTH Amberg-Weiden seit 2014 in der bundesweiten Forschungslandkarte der Hochschulrektorenkonferenz vertreten.

Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, Institutsteil Sulzbach-Rosenberg, und die OTH Amberg-Weiden arbeiten seit Jahrzehnten, schon mit der Vorläufer-Institution ATZ-EVUS, in den Bereichen Umwelt-, Prozess- und Energietechnik sowie Kreislaufwirtschaft und Recycling zusammen. Diese enge Kooperation bauten beide Partner im Jahr 2022 weiter aus, indem Fraunhofer UMSICHT ein Innovativer Lernort der Hochschule wurde.

Konkrete, ausgewählte Beispiele dieser Kooperation in Forschung, Entwicklung und Transfer sind Projekte im Rahmen der Optimierung von Elektrofiltern für Biomassefeuerungen, im Bereich Altfahrzeugrecycling, in der Entwicklung neuer Materialien der additiven Fertigung oder im Recycling von High-Tech-Metallen.

Wer profitiert in welcher Form von einer zukunftsorientierten Kreislaufwirtschaft im Allgemeinen und vom Innovativen Lernort der OTH Amberg-Weiden im Besonderen?

Wolfgang Weber: Von der Forschung und Entwicklung hin zu einer zukunftsorientierten Kreislaufwirtschaft soll vor allem auch die Praxis im Sinne des Wissens- und Technologietransfers profitieren, hier insbesondere kleine und mittlere Unternehmen aus Industrie, Handwerk und Dienstleistungen. Ein Beispiel für diesen Effekt ist die gemeinsam zwischen OTH Amberg-Weiden und Fraunhofer UMSICHT durchgeführte Konzeption und Koordination eines Forschungsverbundes ForCYCLE II zur Steigerung der Ressourceneffizienz in der bayerischen Wirtschaft. Ein weiteres großes Forschungsprojekt ist das Verbundprojekt „Reststoff2Kraftstoff“, das zum Ziel hat, Abfälle aus der Papier- und Zellstoffindustrie zu CO2-neutralem Bio-Kraftstoff zu verarbeiten.

Im Innovativen Lernort werden wir diese Zusammenarbeit noch weiter intensivieren. Kooperative Vorhaben zu fortschrittlichen Biokraftstoffen, zur Prozesswärmeversorgung der Industrie oder im Bereich Kraft-Wärme-Kopplung sind bereits geplant. Wir wollen zudem ein gemeinsames Vorhaben zur Rückgewinnung von High-Tech-Metallen aus End of Life-Produkten fortsetzen. Vor allem lebt eine solche Kooperation vom persönlichen Austausch, in den wir auch unsere Studierenden in Bachelor- und Master-Studiengängen sowie Promovierende eng miteinbinden.

Der Fraunhofer UMSICHT-Institutsteil in Sulzbach-Rosenberg. Foto: Fraunhofer

Lebensqualität in der Region sichern

Können Sie schon etwas über den Stand eines OTH-Technologiezentrums bei Fraunhofer UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg sagen?

Wolfgang Weber: Wir bereiten eine gemeinsame Antragstellung von OTH Amberg-Weiden, Fraunhofer UMSICHT Sulzbach-Rosenberg, dem Landkreis Amberg-Sulzbach und der Stadt Sulzbach-Rosenberg mit dem Arbeitstitel “TECH4C: Technologies for Carbon Circularity, Compensation and Conversion” vor. Die Inhalte, die auf die CO2-Neutralität ausgerichtet werden sollen, haben wir unter anderem in einem Unternehmerabend und über Absichtserklärungen der regionalen Wirtschaft diskutiert. Potentiale für Transfer sehen wir beispielsweise in Stoffströmen der Kreislaufwirtschaft, biogenen Kohlenstoffquellen und dem Weg von einer Rohstoff- hin zu einer Ressourcenregion. Ein solches Konzept möchten wir im Rahmen einer Ausschreibung dann gemeinsam weiter ausarbeiten.

Was sehen Sie als vordingliche Aufgaben der OTH Amberg-Weiden und warum ist die Hochschule für die Region so wichtig?

Wolfgang Weber: Wir sollten weiterhin alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die Lebensqualität in unserer Region zu sichern und auszubauen. Hier spielen Faktoren der Daseinsvorsorge eine Rolle, wie Flächenmanagement, Reaktivierung von Ortszentren und Leerständen, Versorgung im Handel und Gesundheitswesen, Angebote für alle Altersgruppen, Bildungs-Infrastruktur, ÖPNV-Angebot und im Zuge der Veränderung der Arbeitswelt eine flächendeckende hochleistungsfähige Internetanbindung.

Der Wettbewerb um die besten Köpfe wird sich im Zuge der Demographie noch deutlich verschärfen. Dieser Wandel bedeutet gleichzeitig ein laufendes Älterwerden der Gesellschaft. Auch hier sind zukunftsorientierte Konzepte gefragt. Wichtig ist zudem die Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit der kleinen und mittleren Unternehmen im ländlichen Raum im Zuge von KI und Digitalisierung. Hierzu leisten wir z.B. mit unseren Technologietransferzentren einen Beitrag.

Voraussetzung attraktive Rahmenbedingungen

Der zentrale Aspekt ist mich das endogene Potential in den ländlichen Räumen. Pull-Faktoren sind solche, die dazu führen, dass Menschen in die ländlichen Räume kommen oder bleiben. Dies setzt attraktive Rahmenbedingungen in Wohnen, Umwelt, Handel, Freizeit- und Kulturwert voraus. Ein solcher Pull-Faktor kann auch der Wandel in der Arbeitswelt durch die Digitalisierung sein. Junge Familien müssen im Zuge von Home-Office nicht mehr unbedingt in einem Verdichtungsraum bleiben, sondern können aus dem ländlichen Raum herausarbeiten, zurückkommen und sich hier eine Zukunft aufbauen. Das ist ein Faktor für Dezentralisierung und eine große Chance für die demographische Zukunft unserer Region.

Kontakt zur Wirtschaftsförderung

Wollen auch Sie sich bei der integrierten ländlichen Entwicklung einbringen?
Kontaktieren Sie Ihre Wirtschaftsförderung:

Landkreis Amberg-Sulzbach
L6 Wirtschaftsförderung & Kreisentwicklung
Telefon: 09621/39-170
E-Mail: wirtschaft@amberg-sulzbach.de
https://www.zukunftsregion-as.de/zukunftsregion-as/integrierte-laendliche-entwicklung/

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