Grundstein für Karriere im Agrarbereich gelegt

Neustadt/WN. „Staatlich geprüfter Wirtschafter für Landbau“ – diesen Titel dürfen 24 Absolventen der Landwirtschaftsschule Weiden jetzt führen. In der Stadthalle der Kreisstadt erhielten die 23 Herren und eine Dame aus den Landkreisen Neustadt, Tirschenreuth und Bayreuth nach der dreisemestrigen Fortbildung ihre Abschlusszeugnisse. Diese bescheinigen nicht nur das Können, um ein landwirtschaftliches Unternehmen zu führen.

Von Benedikt Grimm

20 der Absolventen hatten den Beruf Landwirt bereits in ihrer Erstausbildung erlernt. „In den vergangenen zwei Jahren haben Sie sich intensiv fortgebildet“, lobte Schulleiter Dr. Siegfried Kiener. Dabei galt es eine immense Stofffülle zu bewältigen und parallel dazu auf den elterlichen Familienbetrieben vor und nach dem Unterricht mit anzupacken. Als Ausbildungsziel stünde nicht mehr die theoretische Wissensvermittlung im Vordergrund, sondern das Erlernen von Handlung- und Entscheidungskompetenzen als Betriebsleiter und landwirtschaftlicher Unternehmer. Im Rahmen der Wirtschafterarbeit am Ende der Fortbildung zeigten die Absolventen die Entwicklungsmöglichkeiten eines landwirtschaftlichen Betriebes auf. Als Grundlage wurden mehrjährige betriebliche Daten und Buchführungsergebnisse, zumeist von den eigenen Höfen, ausgewertet.

Ethische und soziale Anforderungen

Der Persönlichkeitsbildung dienten unter anderen zwei jeweils einwöchige Seminare an der Landvolkshochschule Feuerstein. „Und ich halte diese Kombination aus fachlichen, sozialen und ethischen Inhalten wichtig für den zukünftigen Betriebsleiter, besonders in einer Zeit, in der immer weniger Landwirte immer mehr Menschen ernähren“, betonte Dr. Kiener. Landwirten komme eine zunehmende Verantwortung bezüglich der Erzeugung gesunder und unbedenklicher Nahrungsmittel zu. Die Ausbildung in der Landwirtschaft stelle keine Sackgasse dar. Die Absolventen könnten sich zum Landwirtschaftsmeister weiterbilden und die Höhere Landbauschule am Milchviehzentrum Almesbach besuchen. Das dort erworbene Wissen ermögliche eine Karriere im mittleren Management des Agrarbereichs.

Dr. Siegfried Kiener
Leitender Landwirtschaftsdirektor Dr. Siegfried Kiener

Schulbeste geehrt

Neben Abschlusszeugnis und Urkunde erhielten die Schulabsolventen den Sachkundenachweis im Pflanzenschutz, ein Buch über moderne Landwirtschaft von der Raiffeisenbank Weiden und einen USB-Stick von den Vereinigten Sparkassen. Als Bester schloss Matthias Lippert aus Neualbenreuth mit einem Notendurschnitt von 1,57 ab. Georg Völkl aus Vohenstrauß erreichte einen Schnitt von 1,64 und den dritten Platz teilten sich Josef Marzi aus Trabitz und Andreas Nickl aus Vorbach (jeweils 1,78). Alle vier dürfen sich über ein Weiterbildungsstipendium und einen 50-Euro-Warengutschein von der Raiffeisenbank im Stiftland freuen.

Schulbeste Landwirtschaftsschule 2016
Matthias Lippert (von links), Georg Völkl, Josef Marzi und Andreas Nickl sind die besten Absolventen der Landwirtschaftsschule im Jahr 2016.

Für beispielhafte Leistungen im Bereich der artgerechten Tierhaltung zeichnete Günter Rodestock, Vorsitzender der Kreisrinderzuchtgenossenschaft Weiden, Mario Rößler aus Bärnau aus. Die Semestersprecher Johannes Dietz und Josef Marzi blickten mit einem Bildervortrag auf Betriebsbesichtigungen und Aktionstage zurück.

Mario Rößler Rinderzüchtere
Mario Rößler setzt auf das Wohlergehen seiner Tiere. Das wurde mit einer Sonderauszeichnung von der Kreisrinderzuchtgenossenschaft honoriert. Von links: Dr. Siegfried Kiener, Günter Rodestock und Landtagsabgeordneter Tobias Reiß.

Strategien gegen den Welthunger

Im Festvortrag sprach Klaus Schwaab, Agrarreferent der Landvolkshochschule Feuerstein und selbst Absolvent einer Landwirtschaftsschule, über die Herausforderungen der Landwirtschaft im 21. Jahrhundert. „Wachsen oder Weichen“ habe schon das Thema seines Semestervortrags vor 32 Jahren gelautet. 1950 habe die verfügbare landwirtschaftliche Nutzfläche pro Person noch 5000 Quadratmeter betragen. Bis 2025 werde diese Fläche auf unter 2000 Quadratmeter sinken. Sei also Ertragssteigerung die Lösung, fragte Schwab und vergleich zwei Bilder an der Leinwand. Während das eine Bild ein afrikanisches Kind mit leeren Händen zeigt, steht auf dem anderen Bild ein europäischer Junge vor einem überfüllten Supermarktregal. Schon jetzt werde weltweit über den Bedarf hinaus produziert. 20 Prozent der Lebensmittelproduktion landeten aber im Müll. Der Welthunger könne nicht bei uns bekämpft werden, sondern müsse in den Entwicklungsländern durch Geburtenkontrolle und kleinbäuerliche Landwirtschaft geregelt werden.

Klaus Schwaab
Klaus Schwaab, Agrarreferent an der Landvolkshochschule Feuerstein und Umweltbeauftragter der Erzdiözese Bamberg.

Bilder: B. Grimm

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