Letzter gebürtiger Haager kehrt zurück

Vilseck. Pater Robin Xavier segnete die Gräber auf den Friedhöfen. Zu den Gräbern ihrer Vorfahren, hatten drei eine ganz besondere Beziehung.

Pater Robin Xavier sprach die Gebete im Haagerer Friedhof und segnete die Grabstellen. Werner Stubenvoll (links) gab Erläuterungen zur Geschichte der aufgelösten Dörfer Haag und Langenbruck. Bild: Gerald Morgenstern
Pater Robin Xavier nahm die Segnung vor. Bild: Gerald Morgenstern
Werner Stubenvoll am Grab seiner Vorfahren. Bild: Gerald Morgenstern
Der 90-Jährige Paul Zeilmann (links) ist wohl der letzte gebürtige Haager, er tauschte Erinnerungen mit Erhard Stümpl aus. Bild: Gerald Morgenstern

Erstmals nach den coronabedingten Pausen betete man wieder auf den Friedhöfen in Haag und Langenbruck im Übungsplatz. Zu den Gräbern ihrer Vorfahren hatten drei Gläubige ganz besondere Beziehungen. Die Friedhöfe der ehemaligen Gemeinden im Truppenübungsplatz gelten als historische Kulturgüter, insbesondere der Haager Friedhof ist ein Kleinod im Sperrgebiet. Kunstvoll gestaltete Grabmäler aus Sandstein sind dort vorzufinden.

1992 sanierten Arbeiter der Bundeswehr und des Forsts den brachliegenden Friedhof. Der Langenbrucker Friedhof am Rande des Südlagers ist schon nach der Auflösung von einem US-Sergeant und später von den zivilen Mitarbeitern der US-Armee gepflegt worden. Seit 1992 finden zur Allerheiligenzeit die Friedhofsbesuche statt, mit denen die früheren Bewohner und deren Nachkommen auch die Verbundenheit zu ihrer alten Heimat zeigen.

Besondere Beziehungen

Pressesprecher Franz Zeilmann von der US-Armee Garnison Bavaria organisierte die Fahrt. Er begleitete auch seinen Onkel Paul Zeilmann. Der heute 90-Jährige dürfte der letzte gebürtige Haager sein. 1938 musste er seinen Geburtsort verlassen, die Familie siedelte nach Schlicht um. Durch den Druck des Nazi-Regiems zogen die „stolzen Hoocher“ damals wehmütig fort. Paul Zeilmann konnte auch danach öfters in das leere Dorf zurückkehren, er arbeitete beim Forstamt des Übungsplatzes im Revier Schwarzer Berg.

Der Vorsitzende des Soldaten- und Kriegervereins Sorghof, Werner Stubenvoll begrüßte am Haager Friedhof die Gläubigen. Sein Urgroßvater und Großvater waren einst die Bürgermeister von Haag. Für das Verfassen der Haager Chronik ehrte man seinen Großvater sogar von Prinzregent Luitpold mit einer Medaille. Werner Stubenvoll blickte auf die Entstehung des Dorfes Haag zurück, das an der alten Handelsstraße der späteren Reichsstraße 85 lag.

Gebete vor dem Friedhofskreuz

500 Seelen zählte der Ort bei der Absiedlung. Stubenvoll zitierte aus dem Gedicht des Haager Heimatdichters Erhard Trummer: “Wenn wir ferne sind und weit, wer wird denn am Grabe beten zur Allerseelenzeit”. Die Gebete sprach der Vilsecker Pfarrer, Pater Robin Xavier, er nahm auch die Segnung der Grabstellen vor. Die Besucher legten Blumen an den Ruhestätten in der verlassenen Heimat nieder und stellten Grablichter auf.

Die Gebete in Haag fanden vor dem Friedhofskreuz statt, dass der 1997 verstorbene Grafenwöhrer Georg Stümpfl fertigte. Sein Sohn Erhard Stümpfl erinnerte an seinen Vater, der in Bergfried bei Haag zur Welt kam. Aus Holzbalken von der alten Stadtweiherbrücke zimmerte der Stümpfl-Girch als gelernter Schreiner bei der Sanierung des Gottesackers das Friedhofskreuz.

Schon immer eine Herzensangelegenheit

Die Wiederherstellung des alten Friedhofs war Georg Stümpfl immer eine Herzensangelegenheit. Erst kurz vor seinem Tod brachte man ein blechener Christus-Korpus am Haager Friedhofskreuz an, dessen farbliche Gestaltung er auch finanzierte.

Auf der Rückfahrt aus dem Sperrgebiet wiederholte man die Feier am Langenbrucker Friedhof.

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