Liga 2, adieu: Jahn Regensburgs letzter Tango am Böllenfalltor

Darmstadt. Sonntag, 15. 30 Uhr: Die Lilien verkaufen Apfelwein im Plastikbecher, der Gästeblock brüllt noch einmal „Scheiß DFL“ – und beide Parteien wissen: An der Tabelle rüttelt weder der SSV Jahn, noch der SV Darmstadt 98 im grauen Mittelfeld.

Rasim Bulic und der SSV Jahn werfen sich gegen Darmstadt in jeden Zweikampf. Foto: jrh

Eine Saison in 100 deprimierenden Worten: Auswärtsbilanz zwei Zähler, Trainer raus, Co-Trainer rein, Ex-Co-Trainer raus, neuer Co-Trainer rein … egal. Dazu Stockfehler im Sekundentakt, Pressing wie Kaffeefahrt-Animation. Außer Spesen nichts gewesen.

Aber immerhin Herzblut-Restbestände in den Knochen im Jahn-Stadion: Heimserie siebenmal ungeschlagen, zuletzt ein lauwarmes 2:2 gegen den KSC, meist zäh, mit grotesken Streuseln wie der Rücknahme einer denkbar überflüssigen Roten Karte gegen einen Karlsruher durch VAR-Slapstick in der Nachspielzeit. So viel Zeit muss sein.

Fazit: Abstieg als unumstrittenes Schlusslicht, floppende Neuzugänge, alle halbwegs geradeaus laufenden Kicker vor dem Absprung nach Magdeburg, Hamburg und Köln – Restart in Liga 3 hoffentlich besser als der SV Sandhausen?

Und nun? Raychouni, der Insolvenzverwalter

Munier Raychouni, einst Co-Pilot, jetzt Trümmer-Verwalter, stapft mit Klemmbrett und höflichem Dauerlächeln über den Trainingsplatz. „Ich sehe Charakter in den Jungs“, sagt er, während der Rasenmäher über Maulwurfhügeln holpert. Die Wahrheit: Raychouni soll das Schiff nur in den Drittliga-Hafen manövrieren, bevor ein neuer Kapitän anheuert. Wer das ist?

  • Michael Köllner: Coach-Äquivalent zum bärtigen Indie-Singer: detailverliebt, aber zickig.
  • Marco Antwerpen: Motivations-Monster, manchmal mehr Kettensäge als Taktiker.
  • Stefan Ruthenbeck: Kölsch im Blut, Nachwuchs im Blick, Rheinland-Rabauke.
  • Sreto Ristić: Drittliga-Erfahrung, Pressing-DNA, aber defensiv last Season.
  • Achim Beierlorzer hat die Bewerbungsmappe auf dem Nachttisch, den Wecker auf „Wiederaufstieg 2026“ gestellt. Nichts Genaues weiß man nicht.
Michael Köllner, ehemaliger Spieler des SC Luhe-Wildenau, ehemaliger Trainer von 1860 München und dem 1. FC Nürnberg. Foto: Norbert Tannhäuser

Fan-Mikrofon: Bitter, blamabel, böse,

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Die Kommentarspalten laufen über vor bitterbösen Beschimpfungen. Fankultur ist eben kein Poesie-Album. Realismus, das Stichwort der Saison, wabert durch Kommentarspalten wie Nebel über der Donau. Zwischen Zynismus und Zuneigung eben:

  • @Olli_Realo: „Realismus-Banner bleibt hängen, bis einer einen Doppelpass ohne Querschläger spielt.“

Zum Jahn-Post „Die Saison 2024/25 geht auswärts in Darmstadt zu Ende ⚽️“ etwa:

  • Top-Fan Erich Kaes: „Endlich vorbei, Danke!“
  • Top-Fan Andreas Poppen: „Der nächste Knaller 😂😂😂!“
  • Robert Bock: Welch ein erbärmliches Schauspiel der SSV in dieser Saison geboten hat. Warum strebt man überhaupt einen Aufstieg an, wenn man dann in Liga 2 mit einem Team antritt, das in Liga 3 grad mal so Mittelmaß dargestellt hätte?!
Die Stimmung auf der Dult war besser als in den Fan-Foren. Screenshot FB SSV Jahn:

Böllenfalltor Blues

Immerhin, das Hinspiel macht im Rahmen der Jahn-Möglichkeiten ein wenig Mut: Nach dem damaligen Weihnachtswunder keimte Hoffnung auf: „Im Keller brennt noch Licht!“ Der SSV Jahn hatte den dritten Sieg der Saison eingefahren – dank Leistungssteigerung gegen den SV Darmstadt in der zweiten Halbzeit und ging folgerichtig in Führung. Am Ende stand ein wackliges 2:1. Da es am Sonntag um nichts mehr geht, können beide befreit oder lustlos aufspielen – beides ist denkbar: ein spektakuläres 4:4 oder ein müdes 1:1.

Lilien-Cheftrainer Florian Kohfeldt war trotz der 1:2-Niederlage vergangene Woche mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden – sie sei über 90 Minuten die bessere Mannschaft gewesen: „Dafür möchte ich meiner Mannschaft ein großes Lob aussprechen.“ Zumal es für den SV nicht mehr um existenzielle Dinge, sondern lediglich um Plätze im Mittelfeld gehe. „Emotional und fußballerisch dann so eine Leistung zu bringen, das zeigt den Charakter dieser Mannschaft.“

Epilog: Kopf aus, Liga 3 an

Der Jahn hat in zwölf Monaten mehr Voodoo erlebt als mancher Verein in einem Jahrzehnt: Schultergott, VAR-Farce, Trainer-Karussell de luxe. Jetzt geht’s runter – nicht ins Niemandsland, sondern in eine Liga, die brüllt, beißt und manchmal schöner rockt als alles darüber.

Drei Hausaufgaben bis Juli:

  1. Trainer fixieren – mit Spielidee, Pressing-Plan und Humor.
  2. Kader-Logik – weniger Name, mehr Nische; weniger Ego, mehr Einheit.
  3. Fan-Flamme wachhalten – Banner „Realismus“ umdrehen: „Renaissance“.

Dann steht vielleicht 2026 wieder ein Party-Bus vorm Jahnstadion – diesmal mit Rückfahrkarte nach oben. Und wenn nicht? Dann schreiben wir eben weiter Schulter-Sonette und VAR-Klamauk. Denn wie sagte schon Opa Herda im Block O: „Absteigen schmerzt nur dann, wenn du nie wieder aufstehen willst.“ Der Jahn will. Und das reicht fürs Erste.

Kader-Domino oder „Bye-bye, Breunig?“

Sportchef Achim Beierlorzer weiß: halber Kader weg, halber Kader bleibt – der Rest wird Regio-Schnäppchen.

  • Wurm & Breunig: Zweitligaclubs schnuppern. Beide Verträge laufen – doch Ausstiegsklauseln unterschreiben schneller als du „Transferschluss“ buchstabierst.
  • Kühlwetter: Will bleiben, will brennen, will Rekorde. Gute Nachricht.
  • Loan-Boys Suhonen & Adamyan: Finanziell wie Butterbier in Hogwarts – nett, aber zu teuer.
  • Junge Wilde: Hein (Kopf > Wand-Strategie), Ganaus (Gazelle ohne Ziel), Wurm (Rohdiamant) – müssen jetzt liefern, nicht instagrammen.

Alles neu macht Liga 3?

  • Mia san Tradition: 1860 München, Hansa Rostock – Lauter als ein Motörhead🔥🔥🔥
  • Audi-Cleverle:  FC Ingolstadt – Geld okay, Zuschauer mau, Anspruch hoch🔥🔥
  • Ruhrpott-Rumble: RW Essen, MSV Duisburg, Derbys, Dauerchaos, Dauerfeuer 🔥🔥🔥
  • Absteiger von oben: Jahn, Ulm, Münster (?) – Wir kommen wieder? – sagt jeder 🔥
  • Absteiger nach unten: SV Sandhausendurchgereicht auf Nimmerwiedersehen?🔥
  • Absteiger nach oben: Arminia & Dresden vermutlich raus, Randale bleiben uns erspart
  • Aufsteiger-Hipster: Schweinfurt 05unterfränkische Bratwurst im Anflug🔥

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