Erkan bringt Nationen zusammen

Wurz. Es ist eines der internationalsten Gasthäuser in der Nordoberpfalz: Bei Erkan schaffen Türken, Tschechen und Deutsche Hand in Hand.

Von Udo Fürst

Erkan Kükcü Lipperthof Wurz
Erkan Kükcü in seinem Element und mit seinen Lieblingstieren, frischen Garnelen.

Wo gibt es die größte und leckerste Portion Spaghetti mit Garnelen? Beim Italiener natürlich. Stimmt aber nicht ganz. Der „Italiener“ ist in diesem Fall nämlich ein Türke, der italienisch kocht. Erkan Kükcü betreibt seit elfeinhalb Jahren den Reiterhof Lippert in Wurz und das ist nicht die einzige internationale Komponente. Sein Personal rekrutiert sich aus Tschechen und Türken – und einem Pfaffenreuther: Karl Meiler, genannt Koko, ist der Thekenchef.

Freitagabend im Reiterhof: Erkan steht in der Küche, jongliert die Pfanne mit den Riesengarnelen durch die Luft und gibt gleichzeitig Anweisungen an sein Personal: „Die Muscheln raus, Tortellini sind auch soweit, das Pizzabrot ist fertig.“ Lautstark, aber freundlich kommen die Kommandos.

Lipperthof Wurz Restaurant Erkan Kükcü
Erkan (vorne, Mitte) mit seinem internationalen Team: Am Lipperthof arbeiten Türken, Tschechen und Deutsche Hand in Hand.

Harmonie trotz Ehe-Aus

Es ist ein eingespieltes Team ohne Verständigungsprobleme, auf das Erkan baut: Zdenek Rupprecht, Erkans Bruder Özkan und Rabiye Yildiz in der Küche, Simone Wachs und Iveta Kükcü. Mit letzterer war Erkan sechs Jahre verheiratet, zusammen haben sie eine 18-jährige Tochter. Dass sie seit nun zehn Jahren geschieden sind, stört beide nicht. Iveta arbeitet trotzdem weiter im Reiterhof und beide machen auch zusammen Urlaub.

„Wir verstehen uns nach wie vor gut und sind wie eine große Familie hier“, sagt Iveta, die zusammen mit ihrer Schwester Simone für den Service zuständig ist. Die 85 Plätze im Reiterhof sind vor allem am Wochenende meist restlos belegt, was im Sommer auch für die Terrasse mit weiteren 130 Plätzen gilt. „Das sind zu 99 Prozent Stammgäste“, erzählt Kükcü. Das beweise, dass die Leute zufrieden seien mit seiner Küche, die er sich selbst angeeignet habe.

Vor 44 Jahren kam der 55-Jährige mit seinen Eltern und drei Brüdern nach Windischeschenbach, wo er seine Jugend verbrachte. Später arbeitete Kükcü als Kellner in verschiedenen Restaurants, ehe er in Wurz das Gasthaus Mois kaufte und den Reiterhof pachtete. Vor einem Jahr baute er das Gasthaus, das sein Bruder Özkan führt, mit sechs Fremdenzimmern zur Pension um.

Was die Speisekarte besonders macht

Gasthaus Restaurant Lipperthof Wurz Erkan Kükcü
Gutgelaunte und zufriedene Gäste sind für den türkischen Koch und Gastronomen das Wichtigste.

Erkans Leidenschaft aber ist das Kochen und das merkt man der Qualität der Speisen an. „Ich verwende zu 95 Prozent frische Zutaten aus der Region und ich koche nur das, was mir auch selbst schmeckt.“ Hauptbestandteil von Erkans handgeschriebener Tageskarte, die er spätestens nach zwei Wochen wechselt, sind Nudelgerichte und Salate. Neben Erkans Spezialität „Spaghetti Garnele“ findet man da Spaghetti mit Pfifferlingen oder Steinpilzen, mit Meeresfrüchten, Lachs, Pute, Spargel oder Spinat. Für die Fleischfans gibt es Steaks und Schnitzel.

„Gekocht mit Liebe“ schreibt er ans Ende jeder Speisekarte, was sie genauso zum Markenzeichen macht wie die kleinen, liebenswerten Rechtschreibfehler, die Erkan immer wieder mal einstreut. „Ich bin nur zufrieden, wenn es auch meine Gäste sind. Das ist mir wichtiger als Geld“, sagt der „Italiener mit türkischen Wurzeln“.

Bilder: Udo Fürst 

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