Macher der Nordoberpfalz im Interview: Stefan Zieglers Holzbau-Revolution [mit Video]

Plößberg. Die einen feiern seine Tatkraft. Die anderen fürchten seinen Einfluss. Was ist Stefan Ziegler, Chef des Plößberger Holz-Imperiums für ein Typ? Im Interview mit OberpfalzECHO beschreibt der Unternehmer seine Ziele.

Stefan Ziegler auf der Loggia seiner Unternehmenszentrale in Plößberg. Bild: Jürgen Herda
Herr Ziegler, kein Holzweg, unser Eindruck von außen: Sie kaufen derzeit alles, was nicht bei 1, 2, 3 auf den Bäumen ist – was treibt Sie an?

Stefan Ziegler: Da gibt es drei unterschiedliche Gründe. Erstens, wenn die Nachfolge nicht geregelt ist. Mir werden jede Woche ein, zwei Unternehmen angeboten, weil der Senior keinen Nachfolger findet und nicht will, dass sein Lebenswerk in die Hände eines Konzerns gerät. Da werde ich emotional, weil ich will, dass ein familiengeführtes Unternehmen nicht zerschlagen wird.

Zweitens werde ich gefragt, ob ich Interesse habe, wenn ein Unternehmen in finanzielle Schieflache gerät. Irgendwann hast du diesen Ruf. Und drittens haben wir uns, seit ich 2008 mitten in einer Wirtschaftskrise als Geschäftsführer angefangen habe, immer wieder neu erfinden müssen: Wo willst du hin, welches Puzzleteil fehlt noch? Da geht es um die Vervollständigung der Produktpalette auf dem Weg zum Hausbau. Wie zuletzt die Leimholzfirma Hermsdorf, die in unserem Sortiment noch gefehlt hat. Wenn man so eine selber bauen wollte, dauert das zwei bis drei Jahre.

Sie haben die Nachfolge Ihres Vaters in einer schwierigen Phase angetreten: Einfach ein Sprung ins kalte Wasser oder sahen Sie von Beginn an die Chance der Krise?

Mein Vater hat ein großes Sägewerk aufgebaut. Wir haben uns 2005 zusammengesetzt und uns gefragt, was ist der nächste logische Schritt? Das war mitten im Immobilienboom 2007, weshalb wir unsere Kapazitäten massiv ausgebaut haben. Als wir in Betrieb gingen, ist die Immobilienblase geplatzt und wir hatten eine Wirtschaftskrise. Das war mein erstes eigenverantwortliches Jahr. Wir hatten die dreifache Kapazität aufgebaut, und alle Kunden, die versprochen hatten, sie würden bei uns kaufen, wussten nichts mehr davon. Unsere Leute waren verunsichert, die Banken wollten wissen, wie’s weiter geht.

Wie kommt man aus so einer Krise wieder raus?

Ich habe mich in den Flieger gesetzt und bin einmal um die Welt geflogen. Marokko, China, Japan … Ich habe überall Klingeln geputzt. Mein Glück war, dass ich in Dubai einen Auftrag an Land ziehen konnte. Ein Geschäftsmann hatte einen Sohn im gleichen Alter, der sein Geschäft altersbedingt noch nicht führen konnte, und da hat es ihm imponiert, dass ich mich so auf die Hinterbeine gestellt habe. Mein Englisch war höchstens mittelmäßig, aber die Zahlen habe ich gewusst.

War das so, wie man es sich vorstellt, ein Scheich?

Nein, die Geschäfte in Dubai sind meistens in der Hand von Indern und Pakistani. Heute ist dieser indische Geschäftsmann einer unserer wichtigsten Kunden – und der größte Holzhändler des Emirats. Der Scheich von Dubai hat sich mittlerweile allerdings beteiligt.

Die Parallelen zwischen den Wirtschaftskrisen 2000 (Platzen der New-Economy-Blase), 2008 (Finanzkrise) und der Pandemie: Die Folgen der Vernetzung globaler Märkte, Abhängigkeit von Lieferketten, Verlust von Autonomie. Ihre Schlussfolgerung war eine Autonomisierung ihrer Produktionsprozesse. Was kann das Land aus Ihrer Conclusio lernen – existenzielle Produktionen (Medikamente und Zubehör, Magnesium u.v.m.) aus Asien zurückholen?

Zur Krise der New Economy kann ich nichts sagen, da hatte ich noch andere Interessen, ging in die Disco (lacht). Wie anfällig das System ist, wenn die Märkte wegbrechen, haben wir dann aber 2008 am eigenen Leib erfahren. Alles wurde nach Asien ausgelagert, wenn dann die Lieferketten abreißen, fehlen die wichtigsten Rohstoffe und Produkte wie Halbleiter. Ich finde es sehr schwierig, wie sich das alles entwickelt hat, weshalb ich versucht habe, alle Fertigungsschritte vom Holzimport bis zum Hausbau in unser Unternehmen zu holen. Ich halte es für essenziell, vieles, was wir ausgelagert haben, wieder nach Zentraleuropa zurückzubringen.

Stefan Ziegler auf der Loggia seiner Unternehmenszentrale in Plößberg. Bild: Jürgen Herda

Wie würden Sie die Ziegler Group Stand heute beschreiben: Wie fügt sich das Ganze zu mehr als der Summe der einzelnen Teile?

Alle Schritte, die wir unternehmen, basieren auf einem Problem, das gelöst werden musste. Ich habe zwei Bahnhöfe gekauft, die mir angeboten wurden. Wir haben die Logistik aufgebaut, mit Luft- und Seefracht, wir unterhalten eine Flotte mit 160 Lkw und fahren auch für alle großen Unternehmen der Region. Viele unserer Oberpfälzer Firmen leben vom Im- und Export. Deshalb haben wir uns gefragt, was muss nach der Logistik kommen, wie geht’s mit unserer Gruppe weiter? Der Export ist viel zu krisenanfällig, wenn etwa ein US-Präsident mal wieder auf die Idee kommt, Strafzölle zu erheben. Deshalb will ich nicht nur Bretter ausliefern, sondern habe eine kleine, aber feine Hausbaufirma gekauft.

Übrigens gab es auch dort wieder eine Nachfolgethematik. Seitdem wir dieses Geschäft betreiben, sind Ideen für weitere Zukäufe und Neubauten entstanden. Die Decken und Wände können wir selber fertigen. Wir planen ein Holzfaserdämmwerk, weil das ein Wachstumsmarkt ist. Wir haben eine Leimholzfirma gekauft, um unsere eigenen Leimbinder und Deckenelemente herstellen zu können. Wir haben uns mit dem Thema Heizung beschäftigt, weil hier alle Systeme für den Neubau schwierig zu produzieren sind. Wir beziehen jetzt ein innovatives Heizsystem aus Bayreuth. So setzt sich alles zusammen. Das Ziel hinter allem ist immer, den Absatz von Schnittholz sicherzustellen.

Ist das Sägewerk trotzdem noch immer der Kern, der Ihre Welt im Innersten zusammenhält?

An allem hängt immer das Sägewerk dran, das ist die Drehscheibe.

Welche Philosophie verfolgen Sie mit Ihren Holzhäusern?

Wir haben zwei verschiedene Produktgruppen. Hochpreisige Architektenhäuser, individuell geplant aus einer Edelmanufaktur. Es sind nicht die Materialien, die die hohen Kosten verursachen, es ist die aufwendige Planung, die Manpower. Wenn ich mit Familien gesprochen habe, warum sie sich gegen unser Haus entschieden haben, nannten sie immer den Preis. Deshalb habe ich mich damit beschäftigt, wie sich mit Konfiguratoren günstiger planen lässt. Ich beschäftige dafür inzwischen zehn Programmierer. Das Ziel ist, das nachhaltige, ökologische und bezahlbare Haus für Jedermann. Und ich will nicht anderen Holzhausherstellern Marktanteile abnehmen, sondern das gemauerte Haus nach unten fahren. Nur dann können wir unsere Klimaziele erreichen.

Sie wollen also die Reihenhaussiedlungen aus Beton und Ziegeln durch Holzhäuser ablösen. Halten die auch Wetterextremen statt, die immer häufiger auf uns zukommen – in den USA weht’s die bei jedem Tornado weg?

Prinzipiell sind die Häuser, die wir bauen, so stabil, dass du die mit heutigen Standard aus Stein nicht hinbekommst. Was es da in den USA wegweht sind eher so eine Art Pappschachteln.

Denken Sie Prozesse immer bis zum Ende durch und wieder zurück, nach dem Motto: Was fehlt uns noch zur Perfektion, der Landbesitz der Fürsten von Thurn und Taxis, eigene Container-Schiffe, ein Hafen, Lufttaxis? Und wo hört das auf: Bei einer neuen Arche Noah, falls die Klimaziele nicht erreicht werden?

Wo die Reise genau hingeht, ist schwer zu sagen. Ich habe mich auch mit Schiffen beschäftigt, aber da ist die Nachfrage zu groß. In die Seefahrt einzusteigen, geht heute nicht mehr. Ich habe den Entschluss gefasst, im Bausektor zu bleiben. Es ist an der Zeit, nachhaltig mit Holz in die Höhe zu bauen. Da sind wir in Deutschland noch nicht so weit, die Vorschriften für Statik und Brandschutz sind veraltet und mittlerweile durch den technischen Fortschritt im Holzbau überholt. Ein Land wie Österreich ist da weiter.

Außerdem brauchen wir Produkte, bei denen man die Ressource Holz schonen kann. Wenn wir immer mehr mit Holz bauen, wird auch dieser nachwachsende Rohstoff knapp. Wir können ein Produkt entwickeln, bei dem wir den Holzverbrauch halbieren. Was wir allerdings auch brauchen, ist jede Menge Fachkräfte, weshalb ich auch schon mit dem Gedanken gespielt habe, eine Holzbau-Hochschule in Tirschenreuth anzusiedeln.

Was machen die Österreicher besser?

Die Sägeindustrie in Österreich hat einen deutlich höheren Stellenwert. Die meisten unserer deutschen Sägewerke sind inzwischen an Österreicher oder Skandinavier verkauft. Wenn ich in meiner Jugend ins Wirtshaus ging, hieß es, „fünf Bier fürs Sägewerk“, weil man das immer nur mit einfachen Tätigkeiten in Verbindung brachte. In Wirklichkeit ist das nicht nur eine der schönsten Produktionsstätten, die Natur und Handwerk verbindet, sondern ein hochspezialisiertes Unternehmen mit jeder Menge IT-Arbeitsplätzen.

Und wie schaffen Sie es, mit weniger Holz genauso hochwertig und stabil zu bauen?

Wir sind dabei, ein Produktionsverfahren zu entwickeln, bei dem man mit der Hälfte auskommt und dennoch genauso große Spannweiten statisch überbrücken kann wie mit den dicken Stämmen. Was ist denn 2030, wenn alle mit Holz bauen? Ich beziehe heute 40 Prozent aus Tschechien, 60 Prozent aus Deutschland. Wenn man die Holzzufuhr abdreht, habe ich mit der kompletten Lieferkette ein Problem.

Wo sollen die Flächen für die benötigten Forste herkommen?

Wir müssen da gemeinsam ein Konzept entwickeln. Ich halte den derzeitigen Trend zum Waldumbau für falsch. Das Laubholz wird bei Trockenheit genauso absterben, und es hat den Nachteil, dass man nicht mit Laubholz bauen kann. Das fällt uns auf die Füße, weil nur durch eine Bauwende der Klimawandel zu stoppen ist.

Was war zuerst da: Ihr natürlicher Rohstoff oder die Überzeugung, dass Wirtschaft nachhaltiger und klimaneutral werden muss – sind Sie ein überzeugter Öko-Unternehmer?

Das komplette, nachhaltige Denken ist im Lauf der Zeit gewachsen. Das hat sich wie ein Mosaik zusammengesetzt: Was führt alles zur Erderwärmung? Wir fahren alle Auto mit fossilen Brennstoffen, heizen mit Öl oder Gas, betreiben immer noch Kohleabbau. Wir hatten das Glück, als Unternehmen auf das richtige Pferd eines nachwachsenden Rohstoffs zu setzen. Das Umdenken in der Bevölkerung hat aber inzwischen begonnen.

Sie sagen, Sie sind ein überzeugter Klimaschützer: Ärgert Sie es da, wenn Naturschützer gegen ihre Bauprojekte protestieren, weil sie befürchten, dass seltene Tierarten dadurch gefährdet sind?

Mich ärgert das nicht. Ich finde es gut, dass sich Menschen mit dem Artenschutz beschäftigen. Ich möchte ein Projekt umsetzen, das langfristig zum Klimaschutz beiträgt. Der Vorschlag, wo ich bauen kann, kommt dann von politischer Seite. Gemeinden bieten mir eine Fläche an. Wenn das aus Artenschutzgründen dort nicht möglich ist, bin ich der Letzte, der das durchsetzen will. Aber irgendwo muss ich bauen. Und ich bevorzuge natürlich einen Standort, der auch logistisch passt. Eine Hausfabrik in Tirschenreuth spart uns viele Lkw-Fahrten, die ökologisch unsinnig sind.

Viele Naturschützer gehen davon aus, dass solche Projekte nicht dem Klimaschutz, sondern dem Profit dienen …

Geld interessiert mich nicht. Alle Gewinne bleiben im Unternehmen. Ich habe natürlich ein Gehalt, ein Haus, ein Auto. Aber ich habe dem Unternehmen noch nie aus privaten Gründen Geld entzogen. Wir verfolgen die Vision, mit unserer Produktionsweise einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Und meine anderen Aktivitäten, mein Sponsoring, mein Engagement im Sport, der Kultur, der Gastronomie, sollen dafür sorgen, dass die Leute hier in der Region etwas unternehmen können.

Was erwarten Sie von der vermutlich neuen Ampel-Regierung, was wünschen sie sich, was fordern Sie – was können Sie für Ihr Land tun?

Die meisten Parteien der Mitte nehmen sich nichts. Die Hauptaufgabe aller ist der Klimaschutz, dann kommt die Digitalisierung. Ich hoffe, dass das jetzt schneller vorangetrieben wird. Aber noch haben wir ein größeres Problem, die vierte Welle der Corona-Pandemie. Wir alle tragen da soziale Verantwortung. Impfen ist die einzige Lösung. Deshalb würde ich versuchen, die 2G-Regel durchzusetzen, wo immer es geht. Menschen, die sich ohne medizinische Gründe nicht impfen lassen wollen, müssen mit Einschränkungen leben. Ich finde es schade, wenn es so kommt, weil es ja ein Lösung gibt.

Ziegler und die nördliche Oberpfalz: ein Zweckbündnis oder eine leidenschaftliche Liaison?

Ich war bei meinen Reisen schon auf der ganzen Welt, in jeder großen Stadt, in bestimmt 30 Ländern. Aber das Gefühl, wenn du in die Oberpfalz zurückkommst, ist unbeschreiblich. Es ist für mich die schönste Landschaft mit den bodenständigsten, fleißigsten Menschen, die ich kennengelernt habe. Es ist sehr schön, hier zu leben. Und deshalb versuche ich, der Region etwas zurückgeben.

Regionalmarketing: Aufgabe eines kleinen Vereins in Regensburg oder von uns allen – Politik, Unternehmer, Kulturschaffende, Medien? Und wenn ja wie?

Welcher Verein? Es ist wahrscheinlich kein gutes Zeichen, wenn man von dem noch nichts gehört hat. Aber klar, das ist die Aufgabe von uns allen. Die Politik ist gefordert, die Unternehmen tragen große Verantwortung, Kultur und Sport zu unterstützen, um die Region immer noch ein Stück lebenswerter zu machen – auch für Fachkräfte aus aller Welt, die wir dringend brauchen. Das tun schon einige, aber es könnten noch mehr sein. Man darf an das Sponsoring nicht so ran gehen, dass man sich von jedem gespendeten Euro zwei zurückwünscht. So funktioniert das nicht.

Ziegler und die Blue Devils Weiden: eine verhängnisvolle Affäre oder einfach Sportmarketing?

Wir haben uns ganz oben auf die Fahnen Umweltschutz und Sportunterstützung geschrieben. Zum Eishockey kam ich aus Zufall. 2016 wurde ich gefragt, ob ich aufs Trikot möchte. Jetzt bin ich vorne drauf. Nach ein paar Jahren waren meine Kinder größer, und ich bin mit dem Sohnemann immer am Samstag zu den Bayern-Spielen in die Allianz-Arena und an den Freitagen oder Sonntagen zu den Heimspielen der Blue Devils. Die Bayern haben immer gewonnen, die Devils immer verloren. Du gehst da mit Vorfreude hin und mit langen Gesichtern raus. So macht das auf Dauer keinen Spaß. Deshalb hat mich der Ehrgeiz gepackt, mit meinem Netzwerk den sportlichen Erfolg nach Weiden zu bringen. Es ist genauso, wie wenn du eine Firma übernimmst. Wo hängt‘s? Letzte Saison war die erste, bei der ich aktiv an der Budget- und Kaderplanung dabei war. Diese Saison das erste Mal, dass ich mich aktiv an Entscheidungen beteiligt habe.

Bisher läuft’s ganz gut …

(lacht) Ja schon, aber du kannst den Erfolg nicht erzwingen. Wichtiger ist das nachhaltige Konzept dahinter. Wir gehen in die Schulen, wollen die Kinder wieder aufs Eis bringen.

Ziegler und SpVgg SV Weiden: Nach Redbull Leipzig jetzt auch Ziegler Group Weiden in die Champions League?

Erst einmal bin ich auch dort wieder am Trikot, die genauen Strukturen kenne ich noch nicht. Ich schaue mir an: Wo sind die Probleme? So viel Handlungsbedarf gibt es da ja nicht. Wir fahren ungefähr das gleiche Konzept wie beim EV Weiden.

Der SSV Jahn Regensburg war vor zehn Jahren auch noch ein Fall für den Insolvenzrichter. Heute steht er nicht nur in der Spitzengruppe der Zweiten Bundesliga, sondern auch finanziell solide da, weil man auf junge Nachwuchsspieler, Kontinuität und Bodenständigkeit gesetzt hat. Kann man sich das zum Vorbild nehmen?

Der Jahn ist da auf jeden Fall ein Vorbild, genauso wie die Straubinger Ice-Tigers im Eishockey. Der Teamgeist muss stimmen, die Struktur des Vereins familiär sein und das ist nicht mit Geld zu erkaufen. Und man braucht einen vernünftigen Trainer.

Ziegler und Gourmetküche: Wie wär’s mit einer Kochsendung im Holzfellas à la Bio – Stefanissimo?

Eigentlich hatte ich mir geschworen, nie eine Burg und nie ein Wirtshaus zu kaufen – wie so viele andere Unternehmer. Aber dann kamen die Wirtsleute auf mich zu, die für ihr traditionelles Wirtshaus zwischen Bahnhof und Industriegebiet einfach keinen Käufer fanden. Ich habe mir gedacht, ich muss meine Kunden immer in Weiden unterbringen, dann kann ich das auch hier machen. Also habe ich angefangen zu entkernen.

Dem Chefkoch, der jetzt die Gastronomie leitet, habe ich mein Konzept vorgestellt. Und er hatte Lust, es mit mir aufzubauen. Er hat sich die Küche angeschaut und gesagt: Was hast du da für einen Scheiß gebaut? (lacht) Das kommt raus, wenn ein Holzbauer eine Küche plant. Wir haben sie dann seinen Wünschen entsprechend umgebaut.

So wie Sie jetzt hier sitzen, wirken Sie so, als würden Sie in sich ruhen. Ihre Geschäftsaktivitäten sprechen eine andere Sprache. Sind Sie eher ein getriebener oder ein zufriedener Mensch?

(nachdenklich) Egal, was ich mache, ich bekomme das Gefühl der Zufriedenheit nicht. 2020 habe ich mich als einer der ersten mit Corona angesteckt. Acht Wochen war ich schwer erkrankt. Da habe ich mich schon gefragt, macht das alles Sinn, was du machst? Aber langsam liegt mir einfach nicht. So wie’s ist, ist es genau das, was mir Spaß macht. Wir wissen, wie es geht zu wachsen, Firmen zu integrieren. Mit Verantwortung habe ich überhaupt kein Problem. Man muss mit öffentlicher Kritik klarkommen, aber jede Kritik bringt mich dazu, mich neu zu erfinden.

Hier schließt sich der Kreis: Wissen wir nicht seit dem Club of Rome, dass grenzenloses Wachstum zerstörerisch ist – und ist das bei nachhaltiger Wirtschaft anders?

Nachhaltiges Wachsen ist ein sauinteressanter Bereich. Ich habe noch viele Sachen vor, bis der Punkt x eintritt, und ich das Unternehmen in die Konsolidierung führe und im optimalen Fall an meine Kinder übergebe.

Wissen die das schon?

(lacht) Ja, aber das sollen sie selber entscheiden.

Und nur der Vollständigkeit halber: Sollen wir wirklich glauben, dass Sie zu der seltenen Spezies gehören, die sich überhaupt nichts aus Geld machen?

Geld ist für mich überhaupt kein Antrieb. Ich weiß, dass es für viele Menschen immer wieder den Anschein hat, als sei Profit der Motor allen Handelns. Dabei ist der Gewinn lediglich wie eine Zeugnisnote. Habe ich gut oder schlecht gewirtschaftet?

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