Manfred Zieglers Rekordsprung: Vom Bayerischen zum Weltrekord

Vohenstrauß. Manfred Ziegler erringt im Hochsprung neue Rekorde: Bayerischer, deutscher, Europarekord und Weltrekord für M65 im Freien. Sein Erfolg setzt sich aus intensivem Training und der Fähigkeit, trotz Alters, hohe Sprünge zu realisieren.

Foto: Manfred Ziegler
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Manfred Ziegler (TB Weiden) überwindet im Hochsprung weiter Grenzen und sorgt für neue Höchstmarken: Bayerischer Rekord, deutscher Rekord, Europarekord, Weltrekord. Nach den Masters Hallen-Bestmarken der Altersklasse M65 ist ihm nun das gleiche Kunststück im Freien gelungen. Bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Frankfurt egalisierte er die Weltbestmarke mit 1,68 Metern. Keine drei Monate später setzte er nun am Wochenende in Vohenstrauß ein weiteres sportliches Ausrufezeichen.

Im Interview erzählt Ziegler über seine Erlebnisse

ECHO: Bayerischer Rekord, deutscher Rekord, Europarekord, Weltrekord. Sie haben es schon wieder gemacht.
Ziegler: Ja, das war mein zweites ganz großes Ziel für 2025. In Frankfurt bei der Masters DM in der Halle habe ich den Weltrekord von Dusan Precelj nach zehn Jahren egalisiert, gesprungen in Istanbul 2015. Im Freien wollte ich an das Hallenergebnis möglichst schnell anschließen. Beim Rolf-Watter Meeting in Regensburg habe ich nach 1,63 Meter drei Mal vergeblich versucht, den Rekord zu knacken. In Vohenstrauß gelang dann der zweite Weltrekord.

ECHO: Das Wettkampfprotokoll zeigt ein ungewöhnliches Bild.
Ziegler: In der Regel steigert man in fünf Zentimeter Schritten und wechselt auf drei Zentimeter oder zwei Zentimeter Schritte bei größeren Höhen. Da ich außer Wertung gemeldet war, konnte ich die Höhen frei wählen. Nach übersprungenen 1,57 Meter habe ich als nächste Höhe gleich 1,68 Meter einmessen lassen, elf Zentimeter Steigerung und Weltrekordhöhe. Um mein etwas angeschlagenes Sprunggelenk zu schonen, wollte ich so wenig Sprünge wie möglich absolvieren. Gleich der erste Flug war perfekt und danach habe ich den Wettkampf ohne weitere Sprünge beendet.

ECHO: Wann ist Ihnen der Gedanke gekommen, dass Sie Weltrekord können?
Ziegler: Als ich mich vor Jahren mit den Rekordbüchern beschäftigte, schienen die Leistungen unerreichbar zu sein. Etwas überraschend gelang mir dann im letzten Jahr mit dem deutschen M65 Rekord von Thomas Zacharias gleichzuziehen. Zacharias war ja Olympiateilnehmer in Mexiko 1968 und weltbester Hochspringer der Profis im Jahr 1971. Er hält aktuell auch noch die Weltbestmarke M50 mit exakt zwei Metern. Von diesem Zeitpunkt an habe ich mich dann monatelang mit großem Aufwand auf meinen Traum vom Masters Weltrekord vorbereitet.

ECHO: Wenn man von Rekorden spricht, reist man ja auch immer in die Vergangenheit.
Ziegler: Das ist richtig. Die europäische Bestmarke M65 im Freien hatte wiederum der Slowene Precelj aufgestellt, als er 2014 im türkischen Izmir 1,67 Meter gesprungen ist. Noch viel früher, 1976, ist er mit 2,15 Meter Balkanrekord gesprungen. Mit dem Weltrekord lag ich mit dem US Amerikaner Bruce McBarnette im Fernduell, der 2023 in Columbia, USA, 1,68 Meter überquerte. Somit teile ich mit ihm aktuell den Rekord im Freien. Und McBarnette ist ja auch kein schlechter. Zwölf Mal hat er in der Vergangenheit bereits die Masters WM gewonnen, 35 Titel bei US Seniorenmeisterschaften eingesammelt. Bereits 2009 wurde er in die USATF Masters Hall of Fame aufgenommen.

ECHO: Was reizt Sie so an den Rekorden?
Ziegler: Rekorde haben ein Alleinstellungsmerkmal ob auf Landesebene, national oder international. Man blickt auch auf die Entwicklung einer Sportart, einer Disziplin und man vergleicht. Zum Beispiel Carlo Thränhardt. Aktuell hat er immer noch die deutsche Masters M55 Bestmarke mit 1,90 Metern. Da war ich vor zehn Jahren komplett chancenlos. Man darf nicht vergessen, dass er als Profi einmal Hallen-Weltrekord mit unglaublichen 2,42 Meter gesprungen ist. Heute darf ich mich über meine Ergebnisse und meine Weltrekorde freuen.

ECHO: Wie bereitet man sich auf so eine Bestmarke vor?
Ziegler: In einer technischen Disziplin können unterschiedliche Lösungsansätze zielführend sein. Aber ohne tägliches, umfangreiches Training geht gar nichts. Konzentriert habe ich mich vor allem auf ein Training der Maximalkraft und der Schnellkraft, um für die Sprungbelastungen stabil zu sein.

ECHO: Nach Frankfurt bei der Hallen DM haben Sie jetzt auch in Vohenstrauß geliefert.
Ziegler: Ja, Frankfurt war der letzte Wettkampf und die letzte Chance in der Hallensaison. Bei einem Rekord versucht man alle Energie auf einen einzigen, explosiven Moment zu verdichten. Es ist ein Versuch, der zwar nur wenige Sekunden dauert, bei dem man aber alle Leidenschaft, monatelanges Training, Wünsche und Ziele auf einen kurzen Augenblick komprimiert.

ECHO: Sie springen heute genauso hoch wie vor 10 Jahren. Wie haben Sie ihre Sprungleistung trotz fortschreitendem Alters so lange konservieren können?
Ziegler: Nun, man verliert ja ab einem Alter von 30 Jahren bereits ein Prozent seiner Muskelkraft, ab etwa 50 Jahren dann schon circa zwei Prozent. Zehn Jahre bedeuten dann aufgerechnet schon eine ganze Menge an Muskelmasseverlust und somit weniger Kraft. Für mich war klar, dass der Muskelerhalt nur über kontinuierliches Krafttraining führt und das ist mir gelungen. Die Arbeit an der Technik und die Bereitschaft, neue Trainingsmethoden auszuprobieren, gehörten ebenfalls dazu.

ECHO: Was ist für Sie der Hochsprung?
Ziegler: Hochsprung ist für mich Physik und Emotion zugleich. Man muss im Absprung seine Körperlängsachse optimal treffen und danach den Flug über die Latte geschickt gestalten. Gelingt das Vorhaben, sind die anschließenden Freudensprünge die Schönsten am Hochsprung. Der Mensch springt ja schließlich vor Freude.

ECHO: Wann haben Sie mit dem Hochsprung begonnen?
Ziegler: Vor wirklich sehr sehr langer Zeit, mit dreizehn Jahren. Dabei ist mir die Hochsprunglatte noch besonders gut in Erinnerung geblieben. Heute besteht diese ja komplett aus Kunststoff. Damals war das eine kantige Eisenstange, vor der wir großen Respekt hatten. Darauf wollte wirklich niemand landen.

ECHO: Mit den Weltrekorden haben Sie in ihrer Altersklasse alles erreicht. Wie geht es nun weiter?
Ziegler: Die Freiluft Saison ist noch jung. Natürlich wünscht man sich, noch höher zu springen. Andererseits spürt man auch seine Belastungsgrenzen und der Grad zwischen neuen Höhen und Verletzung ist sehr schmal. Auf Dauer lässt sich das so auch nicht durchhalten. Da gäbe es auch noch internationale Meisterschaften, die europäischen Titelkämpfe auf Madeira im Oktober und im nächsten Jahr die gleiche Veranstaltung in der Halle im polnischen Torun. Der Titel eines Masters-Europameisters oder Weltmeisters fehlen noch. Bleibe ich gesund, wären das denkbare Ziele für die Zukunft.

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