Mehr als nur so eine kirchliche Stellenbörse

Nordoberpfalz. Das Evangelisch-Lutherische Dekanat Weiden geht mit dem Projekt „Anders als geglaubt“ neue Wege bei der Gewinnung von Mitarbeitenden.

Öffentlichkeitsreferentin Susanne Götte, Pfarrer Klaus Weber und Dekan Thomas Guba (von links) geben den Startschuss für die neue Plattform. Foto: Franz Rieger

Was in der Wirtschaft schon lange gang und gäbe ist, erfährt jetzt in der Kirche eine Premiere. Das Evangelisch-Lutherische Dekanat Weiden sucht dringend Personal und hierfür gehen die Verantwortlichen auch neue Wege. Ein Team um Dekan Thomas Guba hat in Zusammenarbeit mit einer Tirschenreuther Agentur die Website „Anders-als-geglaubt“ initiiert.

Viele theologisch-pädagogische Mitarbeitende in der bayerischen Landeskirche haben die Oberpfalz einfach nicht auf dem Schirm. Sie gilt häufig immer noch als rückständig und abgelegen. Aber das stimmt nicht. Wir in der Oberpfalz sind eine ländliche Region in der Mitte Europas, die unglaublich viel zu bieten hat. Das möchten wir zeigen und dadurch qualifizierte neue Leute in unser Dekanat locken.Dekan Thomas Guba

Stufe Eins gezündet

Die Plattform bündelt die Stellenangebote des Dekanats und soll als erste Stufe des Projekts Pfarrerinnen und Pfarrer, Diakone und Religionspädagogen auf die Oberpfalz aufmerksam machen und Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen für die evangelische Kirche als Arbeitgeber interessieren. Denn es gibt immer noch viele Vorurteile über die Region.

Dass die Oberpfalz katholisch geprägt ist, hat nach Aussage von Inga Hinz, die Geschäftsführerin der evangelischen Kindertagesstätten im Dekanat Weiden, auch Auswirkungen auf das Bewerberinteresse in den evangelischen Kitas. „Bei vielen herrscht noch die Meinung vor, dass man evangelisches Kirchenmitglied sein muss, um bei uns arbeiten zu können. Dabei sind wir grundsätzlich offen für alle, die entsprechend qualifiziert sind“, so Hinz.

Attraktive Nordoberpfalz

Für potenzielles Fachpersonal ist die Nordoberpfalz oft noch ein weißer Fleck auf der Landkarte – auch das möchte das Dekanat ändern. Das Ringen um Facharbeiter treffe auch auf Pfarrer zu. So war Thomas Guba anfangs ebenfalls skeptisch, konnte sich aber schnell von Gegenteil überzeugen. „Mir geht es hier richtig gut. Weil es ein cooles Dekanat ist“, sagt Guba. Auch diese Botschaft möchte die neue Homepage transportieren.

Die neue Website stellt nicht nur alle Einrichtungen des Dekanates mit zahlreichen, im Rahmen des Projektes fotografierten Bildern vor. Sie präsentiert gleichzeitig die Oberpfalz als attraktive Region zum Leben und Arbeiten. Zentraler Bestandteil ist außerdem ein einfach zu bedienendes Online-Bewerbungsformular, mit dessen Hilfe Interessierte Kontakt aufnehmen und ihre Unterlagen hochladen können.

Attraktive Arbeitsplätze sind aber nur die eine Seite der Medaille, ein ebenso ansprechendes Umfeld mit Arbeitsmöglichkeiten für die Partner, Schulen für die Kinder und attraktiven Freizeitoptionen die andere. So wird das Dekanat auch zu einem Botschafter der Nordoberpfalz, das Interessierte gerne mit ihren Familien für ein Wochenende in die Region einlädt.

Der Name ist Programm

„Wir wollen all diese Irrtümer mit einem Augenzwinkern aufgreifen und Lust machen auf einen Wechsel zu uns. Und der soll möglichst einfach und unkompliziert ablaufen“, sagt Pfarrer Klaus Weber, der in Weiden für die Dekanatsentwicklung zuständig ist.

Hierfür nahm man viel Geld in die Hand, insgesamt werden etwa 50.000 Euro in das Projekt investiert. „In der evangelischen Landeskirche sind wir die ersten, die das ausprobieren. Wir sind sehr froh, dass wir im Rahmen der Digitalstrategie unserer Landeskirche dafür eine Förderung erhalten“, erklärt Dekan Thomas Guba.

Das Dekanat Weiden

Rund 27.000 evangelische Christinnen und Christen leben im Dekanat Weiden in 35 Kirchengemeinden, zum kleineren Teil in evangelisch geprägten Orten, zum größten Teil in der Diaspora unterschiedlicher Ausprägung.

Acht evangelische Kinderbetreuungseinrichtungen (Krippen, Kindergärten, Horte, Hausaufgabengruppen) in Weiden, Floß, Vohenstrauß, Grafenwöhr, Erbendorf und Tirschenreuth werden in einem Trägerverbund gemeinsam von einer Geschäftsführerin verwaltet. Rund 100 pädagogische Fachkräfte betreuen und fördern hier wochentags 620 Kinder und Jugendliche.

* Diese Felder sind erforderlich.