“Miechad” ist das ‘Oberpfälzer Wort des Jahres 2025’

Regensburg. Radio Ramasuri hat die Initiative ergriffen und die Aktion "Oberpfälzer Wort des Jahres" ins Leben gerufen. Nun wurde die Entscheidung der Jury im Beisein von Bezirkstagspräsidenten und Schirmherrn Franz Löffler in Regensburg vorgestellt.

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In Regensburg wurde das “Oberpfälzer Wort des Jahres 2025” vorgestellt. Foto: Martin Stangl

Gerne kürte Bezirkstagspräsident Franz Löffler an seinem Amtssitz in Regensburg das erste “Oberpfälzer Wort des Jahres 2025”. In seiner Begrüßung wies er auf die Wichtigkeit von regionaler Mundart hin: “Dialekt schafft regionale Identität und ein unglaubliches Zusammengehörigkeitsgefühl. Gerade in Zeiten der voranschreitenden Globalisierung ist dies als Gegengewicht für die Menschen wichtig. Deshalb habe ich auch sehr gerne die Schirmherrschaft für diese tolle Aktion übernommen.”

“Aufmüpfig” war das erste deutsche Wort des Jahres

Jährlich präsentiert die renommierte Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) aus Wiesbaden das Wort des Jahres. Seit 1971 entscheidet eine hochkarätige Jury aus Sprachwissenschaftlern und Medienexperten über ein besonders markantes deutsches Wort. Der erste Preisträger war damals das Wort “aufmüpfig”.

Nachdem sich in den vergangenen Jahren die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass Dialekt ein wertvoller Bestandteil der regionalen Identität ist, haben immer mehr Kulturschaffende für ihre Region ihr Dialektwort des Jahres gewählt. Auf Initiative von Radio Ramasuri wurde nun endlich auch in der Oberpfalz “das Wort des Jahres” gekürt.

Knapp 300 interessante Vorschläge eingereicht

Seit mehreren Wochen ruft der Lokalsender seine Hörer auf, ihr Oberpfälzer Lieblingswort preiszugeben. Moderator Markus Pleyer: “Die Reaktion war riesig. Fast 300 Oberpfälzer Begriffe gingen in der Redaktion ein. Es hat unglaublichen Spaß gemacht, sich der sprachlichen Vielfalt unseres Sendegebietes zu nähern.” Redaktionsleiter und Ideengeber Jens Stenglein ergänzt: “Für viele von uns waren bekannte, aber auch gänzlich unbekannte Worte dabei.”

Vom Klassiker bis zum herrlichen Exoten

Die eingereichten Dialektwörter reichten vom Klassiker bis zum Exoten.

Eine Auswahl:

Fläinggiagl (nicht ernstzunehmender Mann)
Hawadehre (Gruß)
Zinterer (Rausch)
olegg (erstaunter Ausruf, ähnlich oje)
Oaschgriezlaschdauan (Weißdornbusch)
graawln (schimmeln)
ungampert oder unglampert (ungeschickt oder auch unförmig)
Guzagaagl (böser Geist)
wäidarawäll (egal wie)
hoodanschwölch (schlapp)

Die Liste der benannten Mundartwörter war bunt gemischt. Alle Ausdrücke stammen aus dem täglichen Leben. Die Aktualität spielte jedoch eine untergeordnete Rolle, denn die Politik war nicht dabei: weder die Schwoazn, noch die Roudn, noch die Gräina noch Flichtling.
Sehr oft wurde tatsächlich Hawadehre genannt.

Eine besondere Rolle spielten die Graffdaasdrick (Schimpfworte). Dabei ging es um Roodzniegl (ungezogener Junge). Oaschgwaf (belangloses Geschwätz), Haageing oder Heigeing (häßliche Frau).

Anspruchsvolle Aufgabe für die Jury

Aufgrund der Vielfältigkeit der Einsendungen hatte die Jury keine leichte Aufgabe einen Favoriten für das Jahr 2025 zu küren. Dabei hat jedes Jurymitglied einen ganz besonderen Bezug zum Dialekt in der Oberpfalz:

  • Prof. Dr. Ludwig Zehetner (Honorarprofessor für bairische Dialektologie an der Universität Regensburg, Schriftsteller, Mundartforscher)
  • Franziska “Franzi” Glaser (nach eigener Einschätzung ‘Oberpfälzer Rampensau’, Moderatorin, Entertainerin)
  • Hubert “Tschuppy” Treml (Musikpoet, Entertainer, Kabarettist)
  • Josef “Bäff” Piendl (Gstanzlsänger, Humorist, Autor)
  • Markus “Lucky” Lukas (Gstanzlsänger)
  • Martin Stangl (Ex-Bouchdaandlara, Autor “Oberpfälzer Wörterbuch – Vo Augndeggl bis Zintara”)
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Das “Oberpfälzer Wort des Jahres 2025” wurde im Bezirkstag in Regensburg präsentiert. Mit dabei: Jens Stenglein, Dr. Tobias Appl (Bezirksheimatpfleger), Markus Lukas, Franzi Glaser, Franz Löffler (Bezirkstagspräsident), Markus Pleyer, Bäff Piendl, Martin Stangl (von links.) Foto: Martin Stangl

Oberpfälzer Wort des Jahres: ‘miechad’

Im Beisein zahlreicher Medienvertreter enthüllte der Bezirkstagspräsident schließlich das “Oberpfälzer Wort des Jahres 2025”. Das Rennen hat bei der Jury einstimmig das Wort ‘miechad’ gemacht.

[mi:çɐd] oder [mi:çɐt]

Erklärung der Laute:

  • [m] – wie in “Mund”
  • [i:] – langes i wie in “Diesel”
  • [ç] – ich-Laut wie in “ich”
  • [ɐ] – ein schwaches, unbetontes “a” (Schwa-Laut)
  • [d] oder [t] – je nach Dialekt und Sprecher kann der Endkonsonant stimmhaft [d] oder stimmlos [t] ausgesprochen werden

Mundartprofessor Dr. Zehetner würdigt die Entscheidung der Jury folgendermaßen:
“Das Wort “miechad” war mir als in Oberbayern Aufgewachsener unbekannt. Es begegnete mir erst in der Oberpfalz. Es ist ein echtes oberpfälzisches Spezifikum und kam zurecht auf den 1. Platz. Das Eigenschaftswort leitet sich her von mittelhochdeutsch “mügen” (heute “mögen”). “A miechads Kind” ist also ein Kind, das zu mögen ist, das man gernhat. Eine Besonderheit ist, dass es nicht ein Kind bezeichnet, das etwas gern möchte, sondern eines, das man gerne mag.”

Zur Erheiterung trug die ganz spezielle Auslegung des Wortes ‘miechad’ von Bäff bei. Bei ihm steht das Wort in der Beliebtheitsskala aber aus einem anderen Grund ganz oben: “I miechad nu a Halbe!”

Das oberpfälzische Lieblingswort des Bezirkstagspräsidenten

In seinen Dankesworten an alle Mitwirkenden outete sich Franz Löffler als absoluter Dialektfan: “Ich versuche in allen Reden meine oberpfälzische Herkunft durchblicken zu lassen. Deshalb scheue ich mich auch nicht, das eine oder andere Dialektwort einzustreuen!”

Auf sein oberpfälzisches Lieblingswort angesprochen, braucht der Bezirkspräsident nicht lange zu überlegen: “Oachkaatzlschwoaf”.

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