Mit Vulkanos und Carla Chamäleon auf Lesereise

Schwarzenbach. Kann man ganz ohne Regeln gut miteinander auskommen? Gewiss nicht. Und trotzdem: Keine Regel ist heilig, und manchmal ist es sogar hilfreich, eine Regel zu brechen.

Franziska Gehm (links) liest Kindern Bücher vor. Bild: Bernhard Piegsa

Diese Lektion lernen die regelungswütigen „Schneggels“, als sie auf ihrer „furztrockenen“ Insel unerwarteten Besuch von den „Vulkanos“ Krato und Flambia erhalten und die beiden Freunde ihnen ausgerechnet durch einen Gesetzesbruch zum langersehnten Regen verhelfen.

Auf kindgerecht unterhaltsame Weise nützliche Lebenslehren vermitteln: Das ist das Geheimnis eines guten Kinderbuches, und diese hohe Kunst beherrscht auch Franziska Gehm, die auf Einladung des Büchereiteams die Schwarzenbacher Gemeindebibliothek im Alten Pfarrhof besuchte, um den Kindern der Grundschule in der Naturparkgemeinde mit Kostproben aus zwei ihrer in 18 Jahren geschriebenen rund 50 Bücher Lust aufs Lesen und auf den Besuch der frisch eröffneten Bücher-Schatzkammer zu machen.

Für die Mädchen und Buben der kombinierten ersten und zweiten Klasse hatte sie aus ihrer achtbändigen „Vulkanos“-Reihe den Titel „Die Vulkanos geben Gas“ ausgesucht. Nicht ohne Überraschung nahm die auch durch Kinderbuchserien wie „Die Vampirschwestern“ oder „Familie Pompadauz“ bekannte Schriftstellerin zur Kenntnis, dass sie sich nicht lange damit aufzuhalten brauchte, ihrem jungen Publikum zu erklären, was ein Vulkan ist: Denn zwischen Parkstein und dem Kulm wissen da die ABC-Schützen schon.

Spontane Beobachtung führt zum Erfolg

Für die Eleven der dritten und vierten Jahrgangsstufe las die Wahl-Münchnerin mit Thüringer Wurzeln aus dem ersten ihrer bisher vier „Carla Chamäleon“-Bücher vor: „Oh Schreck, ich bin weg“.

Auf den Einfall zu der Geschichte über ein schüchternes Mädchen, das bei Stress oder Angst buchstäblich unsichtbar wird, habe sie ihr Sohn gebracht: „Der hatte einmal einen Pyjama an, dessen Stoff das gleiche Muster wie seine Bettwäsche hatte.Wenn er sich aufs Bett legte, war es so, als ob er wie ein Chamäleon unsichtbar würde.“

Diese spontane Beobachtung, die sie wie alle potenziellen Geschichtenideen in ihrem immer griffbereiten kleinen Notizbuch aufgeschrieben habe, sei freilich nur der erste Baustein gewesen: „Ich habe überlegt, was man daraus machen kann, und dabei ist mir eingefallen, wie oft man in peinliche oder verängstigende Situationen gerät, in denen man sich wünscht, unsichtbar werden oder im Erdboden versinken zu können.“

Kinder inspirieren Autoren

In ihrem Buch ist es dann ausgerechnet der flapsige Klassenclown Jan Ole, der seiner unter ihrem Anderssein leidenden Klassenkameradin einfühlsam klar macht, dass sie vielleicht ein „Freak“ sei – aber ein „freak of nature“, eine „Laune der Natur“, die einfach deshalb so sei, weil „die Natur Laune hatte“. Daran sei nichts Schlechtes, und erst recht müsse man das nicht partout durch fragwürdige „Heilmittel“ ändern wollen.

Aufmerksam und mit großem Vergnügen hörten die Kinder der Schriftstellerin zu und sparten nicht mit Fragen. Sogar ein paar Anregungen für neue Bücher bekam Franziska Gehm mit auf den Weg – wobei sie freilich Bedenken hatte, ob das von einem Kind vorgeschlagene Buch über Autoreifen Aussicht auf Bestsellerehren haben würde.

Im Namen des Büchereiteams dankte Sandra Neubauer der Autorin für ihren Besuch in Schwarzenbach. Ein Dankeschön ging außerdem an den Deutschen Literaturfonds, der die beiden Lesungen im Rahmen des „Neustart Kultur“-Programms der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziell unterstützt hatte.

Die Schwarzenbacher Gemeindebücherei ist mittwochs von 14 Uhr bis 16 Uhr und samstags von 10 Uhr bis 12 Uhr geöffnet. Rund 1.100 Bücher, Spiele und Hörspiele, darunter auch etliche Titel von Franziska Gehm, warten dort auf vor allem junge Leseratten. Weitere Informationen erhält man auf der Homepage der Gemeindebücherei Schwarzenbach.

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