Mit Zukunftstechnologie in der Fischzucht wird in Bärnau gegen den Klimawandel angekämpft

Bärnau. Die Fischzüchter im Land der tausend Teiche werden immer häufiger mit großen Herausforderungen konfrontiert. Mit einer modernen Indoor-Zuchtanlage und einem Forschungsprojekt zur Insektenproduktion versucht die Fischzucht Stier in Bärnau die Kulturlandschaft am Leben zu erhalten.

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Gut 3500 Teichwirte bewirtschaften die über 14.000 Teiche in der Oberpfalz. Der Klimawandel mit einer unsicheren Wasserverfügbarkeit sowie starken Temperaturschwankungen und Fressfeinde wie Otter und Kormoran sorgen jedoch für große Verluste bei den Teichwirten. Wegen dieser Unsicherheiten, die mancherorts nahezu alle Fischbestände ausrotten, steht die Zukunft vieler Fischereibetriebe in der Schwebe.

Mit moderner Technik in die Zukunft

Die Familie Stier aus Bärnau hat sich entschieden, in modernste Anlagen zu investieren, um ihren Familienbetrieb nach 40 Jahren klassischer Teichwirtschaft breiter aufzustellen. In einer Indoor-Zuchtanlage können 365 Tage im Jahr Fische und sogar Garnelen gezüchtet werden.

Die Produktion bei der Fischzucht Stier beginnt mit dem Ei. In Unterstromkästen werden die Fische gebrütet und wachsen heran, bevor sie in Teich oder eben in riesige Wasserbecken umgesetzt werden. Der gravierende Unterschied zwischen beiden Lebensräumen: „In der Natur müssen wir mit erheblichen Verlusten rechnen. In unseren Indooranlagen wissen wir schon vorher, dass normalerweise alle Fische ungestört heranwachsen können“, erklärt Juniorchef Josef Stier.

Die Indoor-Zuchtanlage wurde auf der Wendermühle neben den traditionellen Teichanlagen errichtet. Foto: OberpfalzECHO/David Trott

Weil in den Becken stets die optimalen Wasserbedingungen herrschen, können sich die Fische auch weitaus schneller entwickeln. Die Zander aus Bärnau werden natürlich auch zur Stärkung der natürlichen Bestände in die Natur entlassen, brauchen dort aber bis zu 4-mal länger, bis sie die Geschlechtsreife erreichen. Neben Zander werden aber auch vom Aussterben bedrohte Aale, Regenbogenforellen, Bachforellen, Lachsforellen und sogar Garnelen in Bärnau gezüchtet. Weil die Garnelen und Fische von der Fischzucht Stier so beliebt sind, werden sie nicht nur in mehrere Feinkostläden und Restaurants angeboten, sondern sogar an das Münchener Oktoberfest geliefert.

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Natürlich wird viel elektrische Energie und Wärme benötigt, um ganzjährig Fische und Meeresfrüchte in der Oberpfalz züchten zu können. Die Anlage in Bärnau verfügt aber über eigene Tiefbrunnen, einen mit Hackschnitzel befeuerten Holzvergaser, ein Blockheizkraftwerk und einer Photovoltaik-Anlage. Diese Kombination macht es möglich, eine nachhaltige und kosteneffiziente Produktion sicherzustellen. Weil das Wasser in den Kreislaufanlagen kontinuierlich mechanische und biologische gereinigt sowie mit UV-Licht behandelt wird, ist auch der Wasserverbrauch extrem niedrig.

Josef Stier zeigt den Holzvergaser mit Blockheizkraftwerk, der die notwendige Energie und Wärme für die Anlage erzeugt. Foto: OberpfalzECHO/David Trott

Im Rahmen eines Forschungsprojekts mit der Landesanstalt für Landwirtschaft wird nun sogar eigenes Fischfutter in Bärnau produziert. Aus organischen Abfällen reifen in einer modernen robotergestützten Anlage proteinreiche und hochwertige Insekten. „Die Verwendung von Insekten als Futtermittel in der Fischzucht ist für uns ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltiger und verantwortungsvoller Lebensmittelproduktion“, meint Josef Stier.

Eine Investition in die Zukunft

Weil der Fischwirt erst 20 Jahre alt ist, sieht er es als wichtig an, den Betrieb breit aufzustellen. „Ich möchte den Familienbetrieb schließlich langfristig betreiben und für die Zukunft gewappnet sein.“ Zwar sei die herkömmliche Fischzucht in Teichen noch das Hauptstandbein des Unternehmens, mit der Indooranlage sei man jedoch bestens für künftige Herausforderungen gewappnet.

Mit derartigen Rückschlägen können Fischwirte konfrontiert werden

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