Mörder, Henker und ungeklärte Todesfälle – Weidens dunkle Seite

Weiden. Die nördliche Oberpfalz ist lange nicht so friedlich wie wohl so mancher meint. Der ungelöste Mordfall von Walter Klankermeier spukt zum Beispiel immer noch in den Köpfen der Weidener herum. Der ein oder andere Mörder und Henker trieb hier auch sein Unwesen. Genaueres darüber erfuhr man bei der Verbrecherstadtführung von Eva Ehmann.

Von Theresa Ehmann

Am Sonntag, den 12. März machten sich viele Interessierte daran mehr über verschiedene Verbrechen zu verschiedenen Zeiten in Weiden zu erfahren.  Mit der Stadtführerin und Geoparkrangerin Eva Ehmann begaben sie sich auf Spurensuche. Erste Station war das Stadtrichterhaus, ein Haus mit besonderer historischer Bedeutung. Es stand lange Zeit außerhalb der städtischen Gerichtsbarkeit und war auch keinen bürgerlichen Steuerleistungen unterworfen. Größtenteils befand sich hier der Sitz des Stadtrichters, ersichtlich auch an der Gefängnis- und Verhörzelle. Stadtrichter war einst ein Ehrenamt. Man musste einen ehrbaren Lebenswandel führen und ein Pferd vorhalten. Das war wichtig, wenn Verbrecher außerhalb der Stadtmauern verfolgt werden mussten, vergleichbar mit den heutigen Polizeiautos.

Walter Klankermeier – ein ungelöstes Rätsel

Besonders interessierte der ungelöste Mordfall des Walter Klankermeier, über den in der Judengasse – hier befand sich einst die Wohnung des Mordopfers – erzählt wurde. Es ist ein Mordfall, wie ihn sich ein Krimiautor nicht besser hätte ausdenken können: Walter Klankermeier war bekannt in Weiden und darüber hinaus. Der gelernte Metzger war vorher in Augsburg und Chicago in der Abendgastronomie tätig, bevor er nach Weiden kam und dort für Furore sorgte. Er brachte Sex and Crime in die kleine Stadt in der Oberpfalz. In seiner „Fortuna-Bar“ wurde ein Programm geboten, das in Bayern für Aufruhr sorgte. Am 14. Juni 1982 verschwindet der schillernde Weidener Gastronom aber spurlos. Acht Wochen später findet eine Spaziergängerin seine Leiche. Todesursache: Ein Schuss ins Herz. Mehrere gebrochene Rippen lassen vermuten, dass er vorher gefoltert wurde. Die Tat ist bis heute nicht aufklärt. Noch immer wartet die Belohnung auf denjenigen, der Hinweise zur Klärung der Tat beiträgt.

Verbrecherstadtführung Eva Ehmann

Brudermörder Felix Schieder

An der Regionalbibliotek beziehungsweise dem Keramikmuseum erfuhren die Teilnehmer, dass bis in die 30iger Jahre im Innenhof Hinrichtungen stattfanden. Einer der letzten Hingerichteten war der Brudermörder Felix Schieder aus Wendersreuth, der 1933 sein Leben lassen musste. Er soll aus Eifersucht seinen Bruder, dessen Frau und Kind mit Beil und Axt erschlagen haben. Im Vorhinein hatte er ihn schon mehrmals bedroht. Ob er tatsächlich die Tat begangen hat, ist bis heute nicht sicher, schließlich plädierte Schieder stets darauf, nicht schuldig zu sein. “Ich bin unschuldig wie ein kleines Kind”, sagte er während seines Prozesses aus. Selbst in seinem Abschiedsbrief schrieb er noch davon. Die Beweise und Zeugen sprachen aber gegen ihn und so wurde er zum Tode verurteilt.

Verbrecherstadtführung Eva Ehmann

Der meistbeschäftigte Henker Deutschlands

Hingerichtet wurde er von Johann Reichhart. Als einer der vier Scharfrichter Hitlers richtete er im Akkord Verbrecher und Widerstandskämpfer hin, nach Kriegsende machten die Alliierten sich sein “Talent” zu Nutzen. Das war aber nicht immer so: Lange Zeit war er in den Niederlanden als Gemüsehändler tätig, ohne dass jemand von seinem wahren Beruf wusste. Als in mehreren Zeitungen jedoch Artikel über ihn erschienen, kam auch dort die Wahrheit ans Licht und er kehrte nach Deutschland zurück.

Der in der Gesellschaft eher unbeliebte Beruf war in seiner Familie praktisch Tradition. Nachdem er als Soldat, Metzger, Wirt und Fuhrunternehmer keinen Erfolg hatte, trat er nach dem Ruhestand seines Onkel das Amt des Henkers an. 3.165 Menschen hat Johann Reichhart in 23 Jahren hingerichtet, davon rund 250 Frauen. Zwischen 1940 und 1945 waren es allein 2.805. In Deutschland gilt er als der meistbeschäftigte Henker in der Geschichte des Landes. Erst mit Inkrafttreten des deutschen Grundgesetzes am 23. Mai 1949 sollte die Geschichte der Todesstrafe in West-Deutschland enden – und mit ihr eine blutige Familientradition.

Liebesspiel mit Folgen

Mit diesen Bildern im Kopf jedoch wollte die Stadtführerin ihre Gäste nicht entlassen. Schräg gegenüber befindet sich das Amtsgericht, in dem 2013 ein interessanter zivilrechtlicher Fall verhandelt wurde. Ein Pärchen bricht in eine Garage in Neuhaus ein und hat Sex auf dem Auto. Der Schaden: knapp 2.700 Euro. Weil das Pärchen nicht zahlen wollte, kam die Sache vor Gericht. Einen Preis hätten sich Richterin, Anwälte und Sachverständiger verdient, weil sie ernst bleiben konnten, als die pikante Materie detailliert aufgearbeitet wurde. Auch bei Aussagen wie der, dass die Dellen genau zum Bewegungsablauf passen. Und danken muss man der Haftpflichtversicherung der “Täter”: Hätte sie gleich bezahlt, wäre der Öffentlichkeit der ganze Fall sehr wahrscheinlich entgangen. Deutschlandweit bekannt ist nun die aphrodisierende Wirkung von Zoigl.

Weitere Informationen zu geplanten Führungen gibt es unter 0172/8797241.

Verbrecherstadtführung Eva Ehmann

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