„Mona Lisa“ an Häftlingswand aufgehängt: Stefan Krapf soll zahlen

Weiden/Flossenbürg. Seit Jahren zofft sich Abbruch-Gegner Stefan Krapf mit den Granitwerken Baumann in Flossenbürg. 2020 hängte er zum Protest die „Mona Lisa“ an die Häftlingswand. Das bringt ihn vor Gericht.

Stefan Krapf Mona Lisa Steinbruch
Prozestaktion: Stefan Krapf hängte eine Mona-Lisa in den Steinbruch, der an die KZ-Gedenkstätte angrenzt. Foto: Krapf/privat

2020 hat Stefan Krapf im Steinbruch von Granitwerke Baumann in Flossenbürg ein Bild der „Mona Lisa“ aufgehängt. Er wollte damit gegen den aus seiner Sicht frevelhaften Umgang mit der Häftlingswand protestieren.

Das bestreitet Krapf nicht. Aber er bestreitet, dass er das Kunststoff-Poster im Frühjahr 2022 noch einmal angebracht hat. Die Granitwerke Baumann werfen ihm genau dies vor. Die Firma fordert von ihm 1.310 Euro wegen Verstoß gegen ein Betretungsverbot.

Streit geht schon über zehn Jahre

Das juristische Scharmützel der beiden Parteien geht schon seit über zehn Jahren. Die Positionen sind verhärtet. Krapf wirft Baumann mit viel Polemik vor, seinen Abraum nicht wegzuräumen, so wie 2016 von der französischen Häftlingsvereinigung gefordert. Kostprobe: „Baumann ist wie ein böser Geist, der die Herrschaft über den Todesort von tausenden KZ-Häftlingen hat.“

Baumann wehrte sich 2021 juristisch erfolgreich gegen diese Herabwürdigungen. Krapf musste Schadensersatz zahlen und bekam ein Betretungsverbot auferlegt. Das Thema erledigt sich in Kürze ohnehin: Im März 2024 erlischt die Abbruchgenehmigung. Der Granitabbau in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Konzentrationslager Flossenbürg ist damit Geschichte. Richter Thomas Hys hoffte in der Verhandlung damals, dass der Streit um „gerade diesen Ort, der so viel Leid gesehen hat“, beigelegt ist.

Fortsetzung im April: Gericht steigt in Beweisaufnahme ein

Vorbei ist offenbar noch lange nichts. Fakt ist: 2022 hing die „Mona Lisa“ noch einmal an der Häftlingswand. „Ich war das nicht“, sagt Krapf. Seine Erklärung: Er habe das Kunststoff-Poster (Größe etwa 1 mal 1,50 Meter) 2020 im Wald liegen lassen, weil er es im Regen auf dem Rad nicht transportieren konnte. Jemand anders müsse es – inzwischen leicht bemoost – wieder aufgehängt haben. Den Vorwurf, er sei das gewesen, wertet Krapf als Retourkutsche der Granitwerke, weil er im Frühjahr 2022 per Mail mal wieder ein Wegräumen des Abraums gefordert habe.

Ein Gütetermin Anfang März 2023 vor Amtsrichter Roland Güll endete ergebnislos. Am Montag, 27. März, verkündete Güll nun, wie er weiter verfahren will. Fazit: Das Amtsgericht Weiden steigt in die Beweisaufnahme ein. In einer Verhandlung im April will der Richter drei Zeugen anhören: zwei Mitarbeiter des Steinbruchs sowie die Mutter von Krapf, die einmal mit vor Ort war.

Möglicherweise ist auch das nicht das letzte Mal, dass sich ein Gericht mit dem Dauerstreit befassen muss. Krapf kündigt jetzt schon Berufung an, sollte er verlieren und zu einer Strafe verurteilt werden.

Der Steinbruch Wurmstein

In dem großen Steinbruch wird blaugrauer, mittel- bis grobkörniger Zweiglimmergranit gewonnen. Klüftung und Bankung sind in dem Granit so ausgebildet, dass große Blöcke gewonnen werden können.

Im Steinbruch am Wurmstein mussten in den 1930er- und 40er-Jahren Häftlinge des KZ Flossenbürg Granit abbauen, der bei nationalsozialistischen Prestigeprojekten (z.B. Reichsparteitagsgelände Nürnberg) eingesetzt wurde.

Eine Wand an der südwestlichen Begrenzung des Steinbruchs wurde seither unberührt gelassen. Am oberen Ende dieser “Häftlingswand” gewährt heute eine Aussichtsplattform einen Einblick in den aktiven Steinbruch. Schautafeln informieren hier über die frühere Zwangsarbeit. Die Aussichtsplattform
ist vom Parkplatz am Schlossberg über den “Wurmsteinweg” erreichbar. (Quelle: Umweltatlas Bayern)

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