Musisches Defizit: Was ist uns die Kreismusikschule wert?
Tirschenreuth. Überall muss gespart werden. Auch der Landkreis Tirschenreuth ist angehalten, im Sinne der Haushaltskonsolidierung Kosten zu reduzieren. Aber will man deswegen auch gleich das musikalische Erbe über Bord werfen? Ein Lösungsvorschlag liegt auf dem Tisch.
Manuel Enders von der Finanzverwaltung schildert den Bürgermeistern des Landkreises Tirschenreuth beim Gemeindetag unaufgeregt die Situation der Kreismusikschule: „Der Gemeindeanteil ist letztmals 1991 erhöht worden“, lässt er erahnen, dass die Schule damit nicht auf Rosen gebettet sein dürfte.
„Ursprünglich war vereinbart, dass je zu einem Drittel der Freistaat, die Kommunen und die Schüler die Kosten tragen.“ Das sei so nicht mehr gegeben. Stand jetzt deshalb: „Das Defizit beläuft sich auf 1,4 Millionen Euro. Staat und Kommunen müssten also ungefähr je 480.000 Euro berappen. Tatsächlich belaufe sich die staatliche Leistung auf schlappe 180.000 Euro, lediglich 12 Prozent. Den Rest müssten Landkreis und Gemeinden aufbringen.
„Das würde bedeuten“, folgert Enders, „wir müssten von den Gemeinden das Doppelte kassieren.“ Deshalb wolle er heute vorsichtig vorfühlen: „Der Gemeindeanteil beträgt 200 Euro“, erklärt der Finanzer, „wenn die Gemeinden sagen, ,wir wollen das nicht mehr zahlen‘, müssen die Schüler den zusätzlichen Teil übernehmen.“ Dem Landkreis sei daran gelegen, eine einheitliche Lösung zu finden, die alle mittragen könnten.
Wie bekommt man die Schüler in Vereine?
Die Gebührenerhöhung habe bereits zu einer Mehrbelastung der Schüler geführt: „Deshalb werden die Schülerzahlen sukzessive zurückgehen.“ Durch die Erhöhung des Schulbetrags auf 200 Euro pro Schüler zum Schuljahr 2025/26 ließen sich Mehreinnahmen von 37.000 Euro erzielen. Plößbergs Bürgermeister Lothar Müller bricht als erster eine Lanze für eine Beitragserhöhung: „Ich denke, nach der langen Zeit kann man durchaus darüber sprechen.“ Je nach Schülerzahl werde es die Gemeinden freilich unterschiedlich treffen.
„Wenn man unsere Musikanten anschaut“, sagt Müller, „wir haben vielleicht zehn Schüler, die 50 Euro sollten wir finanzieren.“ Schließlich wolle man die jungen Leute motivieren, wieder mehr zu musizieren. Eine andere Baustelle sei aber: „Was kann man machen, dass wir sie dann auch zu den Vereinen bringen?“ Bürgermeisterkollege Johannes Reger aus Erbendorf unterstützt den Vorschlag: „Das sehe ich genauso.“ Und auch für ihn stelle sich die Frage: „Wie schaffen wir es, das musikalische Potenzial gesellschaftsfähig zu nutzen?“
Wer im Verein musiziert, soll weniger zahlen
Landrat Roland Grillmeier geht das Thema systematisch an: „Was leistet die Kreismusikschule?“, fragt er in die Runde, „und wie stellen wir die Verbindung zu den Kapellen her?“ Schulleiter Tobias Böhm sei selber Kapellmeister: „Der ist pragmatischer als mancher Vorgänger“, sagt Grillmeier. „Wir haben dort hochkarätige Talente, das gelingt aber nur, weil wir auch die musikalische Früherziehung in den Kindergärten fördern.“ Der Landrat sei selbst oft bei Konzerten: „Es ist faszinierend, wie viele junge Leute dabei sind.“ Da man die Beiträge jahrelang nicht mehr angepasst habe, müsse man aufpassen, das Angebot nicht immer weiter zurückzufahren.
„Wenn wir nur noch in Tirschenreuth oder Kemnath unterrichten, brechen die Zahlen noch mehr ein.“ Man habe ohnehin nur das Wichtigste finanziert, weshalb man auch im Kostenrahmen geblieben sei. „Herr Böhm hat ja die Verbindung zu den Blaskapellen, er sollte selbst berichten, was da schon geschieht.“ Bad Neualbenreuths Bürgermeister Klaus Meyer setzt auf Anreize: „Wenn einer sein Können einem Verein zur Verfügung stellt, könnte man seinen Beitrag reduzieren.“
Weihnachtsfeier der Bürgermeister
Diese Frage bleibt bis zum Schluss des Bayerischen Gemeindetags offen: „Gibt es jemand, der sagt, ich würde gerne die Weihnachtsfeier ausrichten?“, versucht Plößbergs Bürgermeister Lothar Müller beim Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ die Herzen seiner Kollegen zu rühren.
Und tatsächlich lässt sich Waldershofs Bürgermeisterin Margit Bayer nicht lange bitten: „Kommt’s zu uns ins Wirtshaus zur Stieglmühle.“ Der Termin ist auch schnell gefunden: „Sagen wir am 10. Dezember.“
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