Nach der Übernahme: Eisen Knorr wird fit für die Zukunft gemacht

Zum Jahreswechsel wurde ein neues Kapitel in der mehr als 250-jährigen Geschichte von Eisen Knorr aufgeschlagen. Das Traditionsunternehmen in der Max-Reger-Stadt wurde in die große Ziegler Group-Familie aufgenommen. Seitdem lenkt Christian Rauchfuß die Knorr-Geschicke. Der Oberösterreicher war Prokurist bei einem der wichtigsten Sanitär- und Heizungsgroßhändler der Alpenrepublik, ehe er beruflich in die Oberpfalz wechselte. Im Gespräch mit OberpfalzECHO lässt der Geschäftsführer die vergangenen zehn Monate Revue passieren.

Fast ein Jahr Knorr liegt hinter Ihnen, wie wars?

Rauchfuß: Es war ein sehr intensives Jahr. Wir mussten zum einen den Betrieb restrukturieren und zum anderen kräftig in die Instandhaltung des Gebäudes investieren. Es ist ja doch schon ein bisserl in die Jahre gekommen.

Was wurde angepackt?

Rauchfuß: Es wurden sämtliche Leitungen neu verlegt, vom Strom, über WLAN bis zum Telefonkabel, auch die Liftanlage musste auf Vordermann gebracht werden. Um nur einige Beispiele zu nennen. Wir haben zudem ein neues Warenwirtschaftssystem installiert, das Sortiment im Online-Shop verdoppelt. Und dann haben wir ja mit dem Küchenstudio KüchenWerk und der Ziegler Haus-Bemusterung zwei neue Abteilungen dazubekommen. Andere Bereiche wiederum wurden umstrukturiert.

Unterbrochene Lieferketten, Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung. Wie lief aus unternehmerischer Sicht bislang 2022?

Rauchfuß: Unser Haustechnik-Sparte verzeichnet gute Umsätze. Die Auftragsbücher der Handwerksbetriebe waren voll. Die hohe Inflation und die gestiegenen Preise machen sich allerdings im Neubaubereich mittlerweile schon bemerkbar. Viele Projekte werden storniert oder werden erst gar nicht angepackt. Das wird sich natürlich auf die Auftragslage auswirken. Es wird aber gleichzeitig auch den enormen Druck vom Markt nehmen. Ich denke, dass es gerade im Renovierungsbereich noch jede Menge zu tun geben wird. Wir bei Knorr blicken daher recht zuversichtlich in die Zukunft.

Lagerwert um 50 Prozent erhöht

Weil Sie das Thema Materialbeschaffung angesprochen haben. Wir haben unseren Lagerwert um 50 Prozent aufgestockt, um so möglichen Lieferengpässen aus dem Weg zu gehen. Denn ich befürchte, dass sich die Beschaffungssituation auch im kommenden Jahr nicht verbessern wird. Bei uns gab es heuer wegen der explodierenden Energiepreise zum Beispiel einen extremen Run auf Öfen aller Art. Mittlerweile sind sogar alle Ausstellungsstücke weg. Da werden wir, so vermute ich, so schnell auch keinen Nachschub bekommen.

Welche Pläne gibt es für das kommende Jahr?

Rauchfuß: Wir werden eine neue Badausstellung bekommen, mit neuem – auch verstärkt digitalem – Konzept. Die Effizienz in den Prozessketten wollen wir steigern. Wir werden uns auch intensiv mit dem Thema Vorprodukte beschäftigen. Den Handwerksbetrieben fehlen die Leute. Hier wollen wir helfen. Indem wir, um beim Beispiel Bad zu bleiben, nicht mehr die Einzelteile liefern, sondern zum Beispiel die Badewanne bei uns so weit fertigstellen, dass der Handwerker sie passgenau als komplettes Element bei seinem Kunden einbauen kann.

Outdoor-Bereich wird neu gestaltet

Wir werden den Outdoor-Bereich neu gestalten und hier alle Themen vom Grill bis hin zu den Gartenmöbeln bündeln. Wichtig ist für uns die Fachkompetenz. Die soll weiter gestärkt werden. Es wurden neun Auszubildende eingestellt und ein Lehrlingsausbildungsprogramm aufgelegt. Wir bieten außerdem Produktschulungen und Weiterbildungsmöglichkeiten an. Wir investieren in die Stärkung der Kompetenz und die Persönlichkeitsentwicklung unserer Beschäftigten, um sie und damit das ganze Unternehmen fit für die Zukunft zu machen. Ach ja, wir bekommen eine neue Lkw-Flotte. Bestellt sind die Fahrzeuge schon, bei uns am Hof werden sie wahrscheinlich im ersten Quartal des kommenden Jahres stehen.

Wird es auch Änderungen im Sortiment oder Produktgruppen geben?

Rauchfuß: Unsere Bau-Produktgruppe haben wir bereits eingestellt. Wir hinterfragen natürlich das gesamte Portfolio. Müssen wir zum Beispiel noch Wolle verkaufen, was wir ja augenblicklich noch tun. Wir wollen uns auf Kernthemen konzentrieren und die heißen Werkzeug, Küche, Kochen, Grillen, Haustechnik und Garten.

Wenn man durch das Haus geht, merkt man, dass es schon weihnachtet.

Rauchfuß (lacht): Ja, vor zwei Wochen haben unsere Hausleiterin Martina Schatz und ihr Team wieder den traditionellen Knorr-Weihnachtsmarkt aufgebaut. Wir hatten anfangs ein bisserl Sorge, ob angesichts der Krisen und Probleme die Kunden überhaupt dafür empfänglich sind. Doch das Feedback, das wir bekommen haben, ist eindeutig: Die Leute wollen, Inflation hin, explodierende Energiepreise her, sich die Weihnachts-Freude in keinster Weise vermiesen lassen.