Naturgarten als Erlebniswelt: “Schlupfwinkel” bekommt Umweltpreis

Letzau. Auch wenn Kinder vom Land Kühe nicht lila malen, haben sie kaum mehr eine Vorstellung, wie viel Mühe etwa im Kultivieren von Kartoffeln steckt. So etwas kann man im „Schlupfwinkel“ lernen, der dafür mit dem Umweltpreis des Landkreises ausgezeichnet worden ist.

Bürgermeisterin Marianne Rauh hat das Kinder- und Jugendteam der Gemeinde vorgeschlagen und ist beim Landkreis auf Gegenliebe gestoßen. 1.000 Euro stehen damit den beiden Leiterinnen des Teams, Beate Spickenreuther und Martina Heimann, für die weitere Arbeit in dem Erlebnisgarten am Ortsausgang Letzaus zur Verfügung.

Ein Garten, in dem Kinder nicht nur lernen, wieviel Zeit und Arbeit es kostet, bis das Säckchen Kartoffeln im Supermarkt liegt. In diesem Garten sind Kinder ganz nah an der Natur, mittendrin im Werden und Vergehen der Jahreszeiten, und sie gewinnen dabei Erkenntnisse, die kein Film, kein Lehrbuch ähnlich einprägsam vermitteln könnten.

Bürgermeisterin Marianne Rauh und die beiden Leiterinnen des Kinder- und Jugendteams, Beate Spickenreuther und Martina Heimann, am Lorenz-Schuller-Weg (von links). Foto: Gabi Eichl

Viertklässler baut ganz allein einen Weg aus alten Pflastersteinen

Manche Kinder eignen sich im „Schlupfwinkel“ auch erstaunliche Fertigkeiten an. So hat der Viertklässler Lorenz Schuller ganz allein einen Weg durch den Garten gebaut, hat die Pflastersteine geschleppt, sauber verlegt, eingesandet und schöne Muster gestaltet. Dass der Weg jetzt Lorenz-Schuller-Weg heißt, ist für alle eine Selbstverständlichkeit.

Ziel: Kinder und Jugendliche an die Natur heranführen

Marianne Rauh hatte den Vorschlag für den Umweltpreis damit begründet, dass es ein ganz großes Anliegen des Kinder- und Jugendteams sei, Kinder und Jugendliche mit allen Sinnen an die Natur heranzuführen, ihnen Tiere und Pflanzen vorzustellen, ihnen die Bedeutung einer intakten Umwelt vor Augen und Hände zu führen.

Das bestätigen Beate Spickenreuther und Martina Heimann. Gleichzeitig sei ihnen wichtig, sagen beide, zu zeigen, was man alles mit gebrauchten Materialien schaffen kann, wie gut sich Sachen wiederverwenden lassen.

So sah der Garten Anfang 2018 aus, als das Kinder- und Jugendteam begonnen hat, daraus einen Naturgarten zu machen. Foto: Beate Spickenreuther

Die Idee entstand vor vier Jahren. Rauh fragte Spickenreuther damals angesichts des vollkommen verwilderten Gartens: „Beate, willst du dir das wirklich antun?“ Beate wollte. Kollegin Martina Heimann auch. Vier Jahre später ist aus der Wildnis durch viel Arbeit und mit Unterstützung von Gemeinde und örtlichen Firmen mit Arbeitsgerät und -material ein Garten geworden, der überall Natur erleben lässt. 

Kinder sind an fast allem ganz handfest beteiligt

Der Kartoffelacker gehörte mit zu den ersten Projekten – und die von den Kindern bemalten Zaunbretter, die das Aushängeschild des Gartens sind. Kartoffeln werden seither jedes Jahr gesteckt, aber im „Schlupfwinkel“ passiert noch so viel mehr.

Und fast alles bauen die Kinder selbst oder helfen zumindest handfest mit, zum Beispiel beim Bau des Weidentippis, bei der Pflanzung von Sträuchern und Bäumen, beim Bau von Vogelscheuchen und Nistkästen.

Corona konnte die Arbeit im “Schlupfwinkel” nicht ausbremsen

Etwas schwierig war die Arbeit im Corona-Jahr 2020, aber komplett ausbremsen ließ sich das Kinder- und Jugendteam nicht. Familien arbeiteten jeweils allein im Garten oder bastelten zu Hause. So entstanden ein Blumenbeet, Lorenz Schullers Weg und ein Sonnenblumenfeld, außerdem wurde der Kartoffelacker umgesetzt.

Bitte: Keine Kotbeutel mehr in den Garten werfen

Für heuer geplant ist unter anderem ein Gartenhäuschen, für das das Team die 1.000 Euro des Umweltpreises gut brauchen kann. Und noch etwas ist für dieses Jahr geplant: ein Schild, das deutlich darauf hinweist, dass der Naturgarten „Schlupfwinkel“ kein Hundeklo ist.

Denn – es fällt schwer, das zu glauben – es werden tatsächlich Plastiktütchen mit Hundekot in den Garten geworfen, sagt Spickenreuther. Und sie fügt an: „Natürlich nicht von den Hunden. Das Problem hängt ja immer am anderen Ende der Leine.“

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