Naturpark geht eigenen Weg

Steinwald sagt Nein zum gemeinsamen Naturparkzentrum

Friedenfels/Neustadt/WN. Kooperationen und eine enge Zusammenarbeit sind heutzutage auf vielen Ebenen selbstverständlich und oft gewinnbringend. Dies scheint man beim Naturpark Steinwald nicht ganz so zu sehen und geht einen anderen Weg.

Glasschleif Steinwald Albert Rupprecht Tobias Reiß  (6)
Da waren sie noch friedlich vereint: Naturpark-Vorsitzender Eberhard von Gemmingen-Hornberg und Geschäftsführer Ernst Tippmann (Dritter und Vierter von rechts). Das Bild entstand beim Besuch von MdB Albert Rupprecht (Zweiter von rechts) und MdL Tobias Reiß (Dritter von links) beim Naturparkbesuch vor zwei Jahren. Mit auf dem Bild auch Heimatkundler Adalbert Busl und Steinwaldia-Vorsitzender Norbert Reger (von links) sowie Pullenreuths Bürgermeister Hubert Kraus (rechts). Foto: OberpfalzECHO

Ziemlich genau vier Monate ist es her, als eine Nachricht den Verein Naturpark Steinwald erschütterte. Wegen des “gestörten Vertrauensverhältnisses” legte Vorsitzender Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg seinem Geschäftsführer Ernst Tippmann telefonisch den Rücktritt nahe. Den dieser vier Tage später auch annahm – aber nicht, wie der Vorsitzende dem früheren Fuchsmühler Verwaltungsleiter vorgeschlagen hatte, “aus gesundheitlichen Gründen”, sondern weil auch laut Tippmann “keine vertrauliche und gedeihliche Zusammenarbeit mehr möglich ist”.

Zusammenschluss gescheitert

Hintergrund des Zwistes war die Idee eines gemeinsamen Naturparkzentrums (NPZ) zusammen mit dem Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald. Im Oktober war öffentlich geworden, dass sich der Naturpark Steinwald von diesem Projekt verabschiedet hat. Der Vorsitzende von Gemmingen-Hornberg sagte damals: “Wir haben beschlossen, die Idee nicht mehr weiter zu verfolgen. Zurzeit prüfen wir aber nach wie vor die Möglichkeiten eines NPZ für den Steinwald. Alles ist noch offen.”

“Sehr sinnvoll”

Geschäftsführer Tippmann vertrat jedoch eine andere Meinung und hatte sich damals für ein gemeinsames NPZ ausgesprochen. Unter anderem wegen der Kosten. “Zwei Zentren kosten das Doppelte.” Und er verwies auf die Förderrichtlinien, die für ein Zentrum circa 20.000 Besucher im Jahr erforderten. “Alleine ist das kaum zu erreichen”, ist er nach wie vor überzeugt. Zudem sei der Standort für das gemeinsame NPZ am Geozentrum an der KTB in Windischeschenbach aus seiner Sicht optimal. “Dann hätte die Fläche des Naturparks, der sich ohnehin ausdehnen wollte, bis zur KTB gereicht.”

28 Jahre ehrenamtlich im Naturpark

Ernst Tippmann arbeitete fast 28 Jahre ehrenamtlich für den Naturpark Steinwald, davon die letzten elf Jahre als Geschäftsführer. Die Nachricht seines “Chefs” im Oktober vergangenen Jahres habe ihn hart getroffen, gesteht er. Er habe sich gefühlt, als wäre ihm ein “Kind weggenommen worden”. Tippmann bedauert auch, dass er keine Möglichkeit mehr hatte, sich zu rechtfertigen. “Es ist viel passiert in den vergangenen Jahren. Der Naturpark steht super da. Die Arbeit hat mir immer, obwohl ich dafür viel Freizeit geopfert habe und alles ehrenamtlich war, viel Spaß gemacht.”

Dank und Lob

Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg dankt Tippmann ausdrücklich. Gegenüber OberpfalzECHO sagte er: “Er hat wahnsinnig viel für den Naturpark geleistet. Zahlreiche Projekte wie Artenschutz, Biotopverbesserung oder Besucherlenkung konnten unter seiner Federführung umgesetzt werden. Der Naturpark Steinwald steht so gut da wie noch nie, und dies ist auch ein Verdienst von Ernst Tippmann.” Nun gelte es aber, den Blick nach vorne zu richten und die wichtigen Aufgaben nicht aus den Augen zu verlieren. Deshalb habe man auch beschlossen, einen hauptamtlichen Geschäftsführer einzustellen, der ab April seine Arbeit aufnehmen soll.

Ein Berg von Aufgaben

Vor dem Naturpark und seinen Mitarbeitern liege laut dem Freiherrn ein Berg von Aufgaben. Dazu gehörten unter anderem die Erweiterung um den Hessenreuther Wald, die Planung, Bauüberwachung und Leitung des Naturparkzentrums, die Fortschreibung des Pflege- und Entwicklungsplans, Artenschutzmaßnahmen, Vorträge und Lehr-Exkursionen, der Naturparkkindergarten, die Naturparkschule oder die Infostelle Flussperlmuschel Grenzmühle, die demnächst eröffnet werde.

“Mit all dem werden wir eine Dimension erreichen, die nur von einem hauptamtlichen Geschäftsführer geleistet werden kann”, sagt der Freiherr. Deshalb sei man sehr dankbar, dass der Landkreis und die Gemeinden die Finanzierung dieser neuen Position erheblich unterstützten.

Landkreis und Kommunen zahlen mehr

Um einen hauptamtlichen Geschäftsführer bezahlen zu können, schlug der Vorsitzende eine Gebührenerhöhung vor. Die angeschlossenen Kommunen sollen statt 15 Cent pro Einwohner und Jahr künftig einen Euro beitragen. In den meisten Stadt- und Gemeinderäten wurde die Erhöhung bereits bewilligt.

Der Landkreis beteiligte sich am Naturpark bisher nur mit einem Cent pro Einwohner, also rund 720 Euro im Jahr, sowie pauschal 7.500 Euro. Nun also soll der Kreis 50.000 Euro jährlich übernehmen, was im Kreisausschuss ausführlich diskutiert und schließlich auch, in etwas abgespeckter Form, genehmigt wurde.

Diskussion im Kreisausschuss

Der Naturpark könne eine hauptamtliche Kraft nicht aus eigenen Mitteln bezahlen, bat Landrat Roland Grillmeier um Zustimmung. Auch die beiden Nachbar-Naturparke Fichtelgebirge und Nördlicher Oberpfälzer Wald, in denen der Landkreis Mitglied sei, würden hauptamtlich geleitet. “Im Ehrenamt ist das kaum zu leisten”, war auch Bernd Sommer (CSU) überzeugt. Man schätze die Arbeit des Naturparks sehr, war in der Sitzung von allen Seiten zu hören.

In der Sitzung gab es jedoch auch kritische Töne. Ely Eibisch (Freie Wähler) stellte eine ungeprüfte Pauschale in Frage. Bei ähnlichen freiwilligen Leistungen müssten die ungedeckten Kosten nachgewiesen werden. Uli Roth (SPD) empfand den Antrag auch als Schlag ins Gesicht von Ernst Tippmann: “Der Naturpark ist nicht unprofessionell geführt worden.” Man wolle bei der Neuausrichtung gerne unterstützen, aber 50.000 Euro bedeuteten immerhin den sechsfachen Betrag und sollten die defizitabhängige Obergrenze sein.

Pauschale mit Deckelung

“Wir schätzen die Arbeit des Naturparks ungemein”, versicherte auch Josef Schmidt (Grüne), hinterfragte jedoch das Vorgehen. Wenn die Mitgliederversammlung das beschließe, wäre der Betrag auf ewig verankert und könne vom Kreis nicht mehr verändert werden. Ein Kompromissvorschlag kam von Bernd Sommer: Der Naturpark erhält jährlich pauschal 35.000 Euro sowie bis zu 15.000 Euro als Defizitausgleich. Über einen entsprechenden Entwurf soll nun in einer der nächsten Kreisausschussitzungen abgestimmt werden.

“Eigenes Zentrum denkbar”

Im Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald (NOW) wird die Entscheidung des Naturparks Steinwald bedauert. “Obwohl wir nach wie vor denken, dass ein gemeinsames Zentrum die beste Lösung wäre, ist auch ein eigenes Naturparkzentrum für den Naturpark NOW durchaus denkbar”, sagt NOW-Vorsitzender und Landrat Andreas Meier. Auch den Standort am Geozentrum halte man immer noch für sehr gut geeignet. Man werde darüber in der nächsten Vorstandssitzung beziehungsweise Mitgliederversammlung noch in diesem Frühjahr beraten, betont Meier.

Kooperation mit der OTH

Was wird aus der ins Spiel gebrachten Stelle eines Energie- und Nachhaltigkeitsmanagers für den Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald? Meier: Sollte ein eigenes Zentrum gebaut werden, ist die Verortung einer solchen Person dort denkbar.” Auch ein Ausbau der Zusammenarbeit mit der OTH Weiden ist geplant. “Da wir mit der OTH schon sehr lange Themen rund um Energie und Nachhaltigkeit bearbeiten, wäre in einem solchen Fall die Hochschule natürlich unser erster Ansprechpartner für eine enge Kooperation.”

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