Neue Stolpersteine: Ein starkes Statement gegen das Vergessen

Weiden. Mit der Verlegung der Stolpersteine im November wurde ein neues Kapitel der Erinnerungskultur aufgeschlagen. Auch in diesem Jahr werden 16 Steine dieses deutschlandweiten Kunstprojekts neu verlegt.

Die ersten Stolpersteine in Weiden zum Gedenken der Familie Kupfer. Foto: Ann-Marie Zell

Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Weiden organisiert zusammen mit dem Stadtarchiv die Verlegung der Stolpersteine in Weiden. Werner Friedmann von der Jüdischen Gemeinde, Pfarrer Alfons Forster und Schatzmeister Franz Häring von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit sowie Sebastian Schott und Petra Vorsatz vom Stadtarchiv stellten nun die Details vor.

Alfons Forster, Werner Friedmann, Petra Vorsatz, Sebastian Schott und Franz Häring (von links). Foto: Franz Rieger

Die Betonwürfel (10 mal 10 Zentimeter) mit verankerter Kupferplatte werden über Spenden finanziert. Aktuell stehen dem Verein für sein Vorhaben rund 3.500 Euro zur Verfügung, so Franz Häring. Dafür werden insgesamt 28 Stolpersteine verlegt.

Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist. Talmud

In diesem Jahr hänge die Terminplanung auch mit der Stiftung-Spuren-Gunter Demnig zusammen, auf die “Tatkraft des Herrn Demnik” wolle man auf keinem Fall verzichten. Als Termin fassen die Verantwortlichen den 9. November ins Auge. Dann sollen an insgesamt fünf Plätzen insgesamt 16 Steine verlegt werden. Ab 2024 sei dann eine “Selbstverlegung” möglich.

Verlegung von Stolpersteinen 2023

  • Familie Kohner, Frauenrichter Straße 52: Adelheid Kohner (Konzentrationslager Majdanek), Luise Kohner ( Majdanek) und Eduard Kohner (KZ Dachau).
  • Familien Hutzler und Kahn, Obere Bachgasse 8: Theresia Kahn, Betty Kahn, Hannelore Kahn, Emma Hutzler (alle verschollen im Transitghetto Izbica), Selma Hutzler (Lager Piaski).
  • Familie Hausmann und Josef Engelmann, Sedanstraße 20: Rosa Hausmann (Lager Zamosc), Otto Hausmann (Lager Piaski), Wilhelm Hausmann (Zamosc), Hermann Hausmann (KZ Majdanek), Josef Engelmann (KZ Theresienstadt).
  • Familie Steinhart, Unterer Markt 17: Paulina Steinhart (Lager Trawniki), Walter Steinhart (KZ Auschwitz).
  • Familie Fuld, Wörthstraße 14: Hermann Fuld (KZ Dachau).

Stolpersteine sind seit 1992 ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Die kleinen Gedenktafeln im Boden sollen an das Schicksal der Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet und vertrieben wurden. Sie werden vor den letzten Wohnadressen der NS-Opfer verlegt und gelten als größtes dezentrales Mahnmal der Welt.

Schon 2008 wurde darüber nachgedacht, Stolpersteine in Weiden zu verlegen. Allerdings teilte die jüdische Gemeinde die Bedenken, die beispielsweise auch Charlotte Knobloch in München geäußert hatte – Bedenken, weil man auf die Steine trete und sie so beschmutze. Als „Zwischenschritt“ wurde eine Tafel mit den Namen der Opfer im Rathaus angebracht. Inzwischen denken die Verantwortlichen anders über das Thema Stolpersteine. „Es ist besser als gar nicht zu erinnern“, sagt Werner Friedmann. Vergangenes Jahr wurden die ersten Stolpersteine in Weiden auf Wunsch der Familie Kupfer in der Bahnhofstraße verlegt.

Vielfältige Erinnerungskultur in Weiden

Die Verlegung der Steine ist ein sensibles Feld, das viel Fingerspitzengefühl und die Zustimmung der Hinterbliebenen verlangt. Aber sie bietet auch ein breites Spektrum der Erinnerung. Generell sei es laut Sebastian Schott möglich, auch Opfern zu gedenken, die ins Exil getrieben wurden. In Regensburg werde beispielsweise auch des Dompredigers Johann Maier gedacht.

Die Menschen müssen Gesichter bekommen

Die Stolpersteine sind das Symbol, die junge Generation soll sie mit zusätzlichem Leben füllen. „Die Jungen müssen den Gedanken und das Gedenken weitertragen“, sagt Petra Vorsatz. Deshalb liegen den Verantwortlichen besonders die Schulen am Herzen. Sie sollen in die Verlegung miteingebunden werden. Schülerinnen des Elly-Heuss-Gymnasiums beleuchteten bereits in einer Ausstellung zum Holocaust-Gedenktag das Schicksal mehrerer dieser Familien. Auch 2023 sind schon mehrere Schulen mit im Boot.

Vorsatz weist hierbei auch auf die allgemeine Entwicklung mit Archivbereich hin. „Archiv & Schule“ sei ihr schon immer ein besonderes Anliegen. Für interessierte Schüler und Bürgerinnen und Bürger steht das Stadtarchiv deshalb gerne für weitere Fragen offen – so werden diese individuellen Lebensgeschichten auch interessante Themen für Referate und Facharbeiten. Mit Sebastian Schott steht auch ein Experte zur Verfügung, der sogar seine Doktorarbeit dem Schicksal der Weidener Juden in der Zeit des Nationalsozialismus gewidmet hat.

So werden die Stolpersteine zum Symbol für eine lebendige Erinnerungskultur in Weiden. Fortsetzung folgt.

Spendenkonto

Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Weiden e.V.
GCJZ Weiden e.V.
Sparkasse Oberpfalz Nord
DE52 7535 0000 0000 192930

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