Neustadt/Kulm: Neuer Titel, neue Chancen

Neustadt/Kulm. Klein, aber nicht ohne Stimme: Neustadt am Kulm gehört als kleinste Stadt jetzt auch zum Bayerischen Städtetag. Was das bedeutet und was für Chancen sich damit auftun. 

Von Udo Fürst

Kulmain Bürgermeister Wolfgang Haberberger
Die kleinste Stadt der Oberpfalz gehört jetzt zum bayerischen Städtetag. Wolfgang Haberberger, Bürgermeister von Neustadt am Kulm macht das stolz. Bild: Udo Fürst.

Die kleinste Stadt der Oberpfalz kann diesen „Titel“ jetzt doppelt für sich in Anspruch nehmen. Seit einigen Tagen ist Neustadt am Kulm auch die kleinste Stadt im Bayerischen Städtetag. „Dadurch können wir den kommunalen Betrieb viel effizienter gestalten“, sagt Bürgermeister Wolfgang Haberberger nicht ohne Stolz.

Nach dem einstimmigen Beschluss des Stadtrats in der Oktobersitzung ist es jetzt amtlich: Das 1.115-Seelen-Städtchen ist Mitglied im Bayerischen Städtetag. In der vergangenen Woche empfing Haberberger hohen Besuch aus München: Bernd Buckenhofer, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags, überreichte dem Bürgermeister die Ernennungsurkunde persönlich. Er nutzte auch die Gelegenheit, sich über die Sorgen und Nöte seines jüngsten Mitglieds zu informieren.

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Die Ernennungsurkunde für die Mitgliedschaft im Bayerischen Städtetag überreichte der Geschäftsführer des Bayerischen Städtetags Bernd Buckenhofer (Mitte) an Bürgermeister Wolfgang Haberberger (rechts) in der Grundschule Am Rauhen Kulm. Das „Digitale Klassenzimmer“ ist ein Thema, für das sich der Städtetag engagiert. Zuvor hatte Schulleiterin Gabriele Bodner (links) ihren Gästen noch die neugestaltete Ganztagsschule vorgestellt. Foto: Udo Fürst

Bei einem mehrstündigen Gespräch im Rathaus erläuterte Haberberger die bevorstehenden Projekte und die Probleme, mit denen die Verwaltung derzeit konfrontiert ist. Er berichtete über die umfangreichen Vorarbeiten und Planungen zur Marktplatzsanierung und anderen Projekten der Stadt. Ein großes Problem sei der Facharbeitermangel, der bei kommunalen Aufträgen massiv durchschlage. In Verbindung damit stünden oft viel zu hohe Ausschreibungsangebote. Auch die Planungsarbeiten im Vorfeld seien viel aufwendiger und zeitintensiver als vor 20 Jahren. Entsprechend sollten unbedingt die Förderquoten überarbeitet werden.

Modernste Computerräume im Landkreis!

Der Ausbau der digitalen Klassenzimmer und deren Finanzierung ist ein aktuelles Thema, für das sich der Städtetag derzeit einsetzt. In der Grundschule Am Rauhen Kulm in Speinshart machte man sich vor Ort ein Bild. In seinem Hauptberuf ist Haberberger Lehrer und Systembetreuer für IT-Anlagen an der Berufsschule I in Bayreuth, an der Grundschule in Speinshart übt er diese Tätigkeit ehrenamtlich aus. Haberberger ist es zu verdanken, dass die kleine Schule einen der modernsten Computerräume im Landkreis hat.

In Speinshart führte Schulleiterin Gabriele Bodner die Gäste zunächst durch die neuen Räume der Ganztagsschule. Im Computerraum stellte Haberberger die modernen Rechner vor und berichtete über seine Tätigkeit, diese immer auf dem neuesten Stand zu halten. „Das kann ganz schön zeitaufwendig sein“, betonte Haberberger. Dieses Problem hätten alle Schulen. Es fehle an externen Dienstleistungen, um IT-Anlagen regelmäßig warten und auf dem neuesten Stand halten zu können. Bodner sagte, dass es der falsche Weg sei, Lehrer mit diesem Amt zu betreuen. „Dafür sind wir Lehrer nicht ausgebildet.“

Gleichwertige Bildungsmöglichkeiten

Bernd Buckenhofer erklärte, dass der Städtetag dieses Problem erkannt habe und deshalb neben der Hardwarefinanzierung auch eine dauerhafte Förderung der Dienstleistungen der IT-Anlagen fordere. Ziel sei es, in ganz Bayern für gleichwertige Bildungsmöglichkeiten zu sorgen. „Die Bildungsqualität darf nicht davon abhängen, in welcher Region ein Kind zur Schule geht. Die Ausstattung und Betreuung eines digitalen Klassenzimmers darf nicht von der Finanzkraft einer Kommune bestimmt werden, denn so werden Schüler in strukturschwachen Regionen benachteiligt“, sagte Buckenhofer. Damit alle Kinder gleiche Chancen haben, brauche es einheitliche Standards, geförderte Dienstleistungen für das digitale Klassenzimmer und ein pädagogisches Gesamtkonzept für IT-Ausstattung und IT-Anwendung. „Das muss von ganz oben, vom Kultus- und Finanzministerium geregelt werden.“

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Starke Position im Städtetag

Der Mitgliedsbeitrag im Bayerischen Städtetag beträgt derzeit 39,5 Cent je Einwohner, jährlich also 440,42 Euro. Man könne die Mitgliedschaft jährlich kündigen, erklärt Bürgermeister Wolfgang Haberberger und betont, dass man dabei auch vom Expertenwissen der großen Stadtverwaltungen profitieren könne. „Die kreisangehörigen Städte und Gemeinden haben im Städtetag eine starke Position. Es ist eine bekannte Marke, die in der gesellschaftlichen Debatte und im politischen Diskurs Themen setzt und Diskussionen prägt.“

Außerdem ist Neustadt am Kulm auch im Gemeindetag vertreten. Die insgesamt circa 200 Doppelmitglieder profitierten vom Service beider Verbände und stärkten so die kommunale Sache insgesamt. Ferner sorgten sie dafür, dass beide Verbände mit einer Stimme sprächen, sagt Haberberger.   [/box]

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