O du einsame Weihnachtszeit: Auf der Suche nach dem passenden Deckel

Weiden. Gerade in der sentimentalen Vorweihnachtszeit wächst bei vielen Singles der Wunsch nach Zweisamkeit. Die Zahl der Alleinlebenden in Deutschland ist aber auf einem Allzeithoch. Dennoch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.

Gerade jetzt in der “staaden” Zeit fühlen sich viele Alleinlebende besonders einsam. Symbolbild: Pixabay

Alleine aufwachen, alleine am Frühstückstisch und nach der Corona-Pandemie auch noch im Büro abgekapselt oder gar einsam im Homeoffice. Heutzutage keine Seltenheit. Gerade in der kalten, dunklen Jahreszeit wächst da bei vielen Singles der Wunsch nach einer Weihnachtszeit in trauter Zweisamkeit.

Streifzug durch die Singlebörsen der Region

Händchen haltend durch den Weidener Christkindlmarkt bummeln, sich vom Lachen der übers Eis rutschenden Kindern anstecken und vom Glanz der Lichter verzaubern zu lassen. Wäre das nicht wunderbar? Einen passenden Partner zu finden, ist aber gar nicht so einfach. Dennoch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Als Single ist man schließlich nicht alleine.

Nach einem Streifzug durch die Facebook-Single-Gruppen der Region und verschiedenen anderen Partnerbörsen verfestigt sich ein einheitlicher Trend: Alleinstehende Frauen und Männer sind gefrustet und haben reichlich Wärme- und Gesprächsbedarf. Eine Single-Dame, die nicht namentlich genannt werden möchte, hat OberpfalzECHO ihren tristen Tagesablauf geschildert.

Einblick in die monotone Einsamkeit

Wenn sie am Montagmorgen aufsteht, ist es draußen noch dunkel. Der Platz neben ihr im Bett ist genauso leer wie die kalte Küche. Die innere Leere begleitet sie den ganzen Tag. An der Bushaltestelle halten die in dicke Mäntel gehüllten Mitmenschen Abstand. Ein freundliches Lächeln ist in Zeiten, in denen sich die Krisen die Klinke in die Hand geben, seltener geworden. Jeder ist mit sich selbst und den eigenen Sorgen beschäftigt. Die Distanz setzt sich im Bus und später im Büro fort. “Kaum noch ein gemeinsames Mittagessen und nur die notwendigsten Gespräche”, bedauert sie.

Nach Feierabend ist die Sonne schon längst untergegangen. Weil auch das Geld wegen der Inflation und hoher Energie- und Nebenkosten nicht mehr ganz so locker sitzt, werden auch die Treffen mit Freunden in einer Kneipe oder bei einem gemeinsamen Abendessen seltener. Der einsame Spaziergang bei Matsch, Schnee und Kälte im Park oder durch die Altstadt kostet jede Menge Überwindung. „Mal zieht sich die Woche ins Unendliche und ein andermal verfliegt die Zeit wie Flug.”

Kostenlose Singlebörsen

Das Singledasein ist aber keineswegs singulär: Laut Landesamt für Statistik leben über 20 Prozent der Oberpfälzer alleine. Dazu kommen noch einmal zirka 19 Prozent Alleinerziehende. Einsamkeit hat sich zu einem traurigen Trend verfestigt. Potenzielle Partner gäbe es also anscheinend genug. Die Frage ist nur: Wo und wie kann man den möglichen Traumpartner finden?

„Viele suchen ihr Glück im Internet“, weiß Sonja Schmid. Sie ist Administratorin einer großen Facebook-Single-Gruppe in der Oberpfalz und betreut dort über 4.000 Partnersuchende. Das Alter der Singles reicht von 18 bis über 65 Jahre. Das Durchschnittsalter der Liebebedürftigen liegt bei etwa 35 Jahren. „Das virtuelle Kennenlernen liegt im Trend“, sagt Schmid.

Das Logo der Community “Singles aus der Oberpfalz – das Original” bei Facebook.

Große Auswahl an Lebenslagen

Die Auswahl an regionalen Single-Gruppen ist enorm und das Angebot kostenlos. Bei Facebook sind tausende in Gruppen wie „Singles aus der Oberpfalz – das Original“, “Singles Niederbayern-Oberpfalz- das Original” oder „Spotted: Singles Weiden“ aktiv. Selbst spezielle Partnerwünsche werden in Communitys wie „Singles aus der Landwirtschaft“ oder „Singles mit Kind“ erfüllt.

„Es ist aber auch Vorsicht geboten. Es gibt Fake-Profile, Menschen, die nur auf einen Seitensprung aus sind, und sogar Betrüger – Love-Scammer – die unsere Nutzer um ihr Geld erleichtern wollen“, erklärt die Administratorin. Gerade deshalb solle man nicht zu früh die Adresse, Telefonnummer oder Details zum Verdienst preisgeben.

Andrang auf kommerziellen Singlebörsen

Auch bei den kommerziellen Anbietern herrscht Hochkonjunktur. Bei „Parship“, „Elitepartner“ & Co. startet die Partnersuche meist mit einem digitalen Persönlichkeitstest sowie Fragen zum Bildungsabschluss und Verdienst. Diese Informationen werden verwendet, um einen passenden Partner zu ermitteln. „Ganz allgemein beobachten wir, dass rund um die Weihnachtszeit der Wunsch nach einer Beziehung ansteigt“, sagt Jeannine Michèle Kock von Parship.

Eine Parship-Umfrage von Ende November 2022 spiegle die aktuelle Gefühlslage wider. 60 Prozent der Singles würden sich aktuell mehr denn je nach einem Menschen an ihrer Seite sehnen. Dabei sei es 64 Prozent der Liebeshungrigen wichtig geworden, dass ein potenzieller Partner oder eine Partnerin die gleichen gesellschaftlichen Ansichten teilt. Ein Viertel der Singles sehnt sich sogar nach einer früheren Beziehung zurück.

Ehrlichkeit zahlt sich aus

Kock hat auch ein paar Tipps und Trick zur Online-Partnersuche parat. „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es am besten ankommt, wenn sich Singles möglichst natürlich, ehrlich und respektvoll beim Online-Dating zeigen.“ Dazu würden möglichst unbearbeitete Fotos sowie ehrliche und umfassende Angaben im Profil zählen. Außerdem rät sie, sich vor der Kontaktaufnahme mit dem Profil des Gegenübers zu befassen und möglichst individuelle Nachrichten zu verfassen. Ein wertschätzender, respektvoller und ehrlicher Umgang untereinander sei obligatorisch.

Die gute Nachricht: Die Suche nach dem richtigen Partner ist nicht aussichtslos. Immer wieder gibt es Heureka-Meldungen in den Single-Gruppen: „Ich werde die Gruppe jetzt verlassen, weil ich endlich meinen passenden Deckel gefunden habe. Ich wünsche euch auch viel Glück bei der Partnersuche!“ Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen, die mit ihrem Singleleben durchweg zufrieden sind und ihre Freiheit in vollen Zügen ausleben. Jedem Tierchen sein Pläsierchen, kann man da nur sagen.

Manche Menschen brauchen aber Unterstützung

Fehlende Nähe und Wärme gerade in der Vorweihnachtszeit kann sich aber auch zu einer ausgewachsenen Depression entwickeln. Unterstützung in verschiedenen Lebenslagen erhalten Menschen zum Beispiel bei der Beratungsstelle der Diakonie Weiden oder beim Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas. Die Diakonie hat vor kurzem sogar eine Selbsthilfegruppe zum Thema „Einsamkeit“ ins Leben gerufen. Die Gruppenteilnehmer wollen sich zukünftig an jedem ersten Montag im Monat treffen, um gemeinsame Spaziergänge, Radtouren, Walking-Touren oder Besichtigungen zu unternehmen.

Was im grauen Alltag oft im allgemeinen Rauschen der Geschäftigkeit untergeht, schmerzt manche Singles dann besonders, wenn Kollegen für ihre Liebsten nach Geschenken Ausschau halten oder vom Weihnachtsessen schwärmen. „Mache Leute ziehen sich immer weiter in die Einsamkeit zurück. Genau hier wollen wir mit unserer aktiven Gruppe entgegenwirken“, sagt Gruppenleiterin Rita Bauer. Ganz nach dem Motto von Marcus Tullius Cicero: „Fang nie an aufzuhören, hör nie auf anzufangen.“ Die Gruppenleiterin rät den Menschen: „Überwinden Sie sich, machen Sie den ersten Schritt und bereichern Sie ihr Leben.“

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