Oberpfalztag 2025 in Tirschenreuth: Echo‑Podium „Hauptsach’ g’sund!“
Tirschenreuth. Gar nicht so einfach, die Laufkundschaft beim Oberpfalztag in die Nische über der Wissenschaftsmeile zu locken: „Bleiben’s ruhig da! Keine Angst, wir verkaufen nix nicht mal Regenschirme – willkommen beim Echo-Podium Hauptsach’ g’sund!“

So heißt auch ein Programm der Kabarettistin Monika Gruber. Vom Kopf her wissen wir, dass Gesundheit ein hohes Gut ist. Aber wenn’s halt gerade so gut schmeckt! Und Winston Churchill postuliert: „Sport ist Mord“, dann ist die Couch einfach näher als die Laufstrecke durch den Wald.
„Hauptsach’ g’sund!“: So richtig ernst nehmen wir diese These erst, wenn’s so richtig zwickt. Krankheiten sind nicht nur lästig, sondern auch teuer. Unser Gesundheitssystem zählt zu den kostspieligsten der Welt – leider ist es damit noch nicht automatisch das Beste. Die Defizite, die Jahr für Jahr für die Kliniken Nordoberpfalz auflaufen, zwingen zu Reformen. Was ist uns die Gesundheitsversorgung wert?
„So g’scheide Leit wie heit werd’ S hier nimmer finden – also her mit euch, G’sunde, weniger G’sunde, Asketen, Genießer …“ Damit ist der Ton gesetzt – irgendwo zwischen Bierdeckel‑Philosophie und WHO‑Prosa. In Bayern gilt halt: Solange der Schweinsbraten schmeckt, bleibt Hauptsach’ g’sund mehr Wunsch als Wirklichkeit. Aber wehe, wenn’s zwickt! Dann wird Weißbier plötzlich durch Weizengras ersetzt … zumindest bis es wieder aufhört.
Das Quartett der Gesundheitsschwergewichte
- Prof. Clemens Bulitta: Hochschulpräsident, Allwetter‑Optimist und heimlicher Chief Networking Officer der Nordoberpfalz
- Prof. Christian Schmidkonz: Sport‑ & Präventionsprophet, unermüdlicher Athleten‑Flüsterer im ZLS
- Dr. Josef Scheiber: Molekular‑Magier, BioVariance‑Mastermind, liebt Gene & Gin gleichermaßen
- Dr. Maria Rammelmeier: Kultur‑Karawanenführerin, Regionalforscherin, Herrin über einen ganzen Stadel voller Lebensfreude.

Wissenschaft & Wohlstand: Der Präsident nimmt Maß
Bevor die ersten Regentropfen fallen, liefert Professor Clemens Bulitta eine kurzweilige Geschichtsstunde. Aus der „strukturschwachen Gegend am Eisernen Vorhang“ sei die Nordoberpfalz binnen dreier Jahrzehnte zum „Boom‑Beispiel“ gereift – dank Fachkräften aus der OTH, Technik und dem unterschätzten Charme gut ausgebauter Radwege.
Gesundheit bedeutet vollständiges körperliches, geistiges, seelisches und soziales Wohlbefinden. Seine Hochschule liefert die Munition dafür:
- Fachkräfte‑Pipeline für Industrie und Kliniken, inzwischen 40 Prozent internationale Studierende.
- Arztassistenz & Gesundheitsökonomie als Antwort auf Landarzt‑Notstand und Klinik‑Controlling.
- Gründerschmiede mit August‑Bär‑Motto: „Wer Bildung sät, erntet Zukunft“ – plus die eine oder andere Hafermilch‑Innovation.
Sein Fazit passt auf einen Bierfilz: „Mutig miteinander machen“ – und gern ohne Apokalypsengeheul.
Schweiß, Laktat & Craft‑Bier: Das ZLS als Fitness‑Börse
Das Zentrum für Leistungsdiagnostik & Sportmedizin klingt nach Weltraumlabor, riecht aber nach gesundem Fitness-Schweiß. Prof. Christian Schmidkonz zeigt, wie Olympiasieger und Mittelstands‑Manager gleichsam ans Gas‑Analysegerät geschnallt werden, während ein Assistent notiert, wie viele Milliliter Milchsäure pro Minute durchs System gurgeln.
- Prävention first: Krankheiten gar nicht erst in den Terminkalender lassen.
- Bayerische Dosis‑Regel: Zwei Halbe sind vielleicht noch Medizin, drei sind Feldforschung an sich selbst.
- Ökonomischer Haken: „Mit Knie‑OPs verdient man eben mehr als mit Kniebeugen.“ Doch wer zahlt, wenn die Kassen leer sind?

KI, Gene & die halbe Unsterblichkeit
Wenn Dr. Josef Scheiber loslegt, fühlt sich das Publikum plötzlich klein wie unter dem Elektronenmikroskop. Er zeichnet eine Zukunft, in der jeder sein persönliches Molekular‑Horoskop auf dem Handy trägt – sämtliche Gene, Bakterien und Stoffwechselprodukte fein säuberlich sortiert.
„Bei Kleidung akzeptiert jeder S, M, L. Bei Tabletten gilt immer noch Einheitsgröße … nicht mehr lange!“
- Datengalaxis: Uhren zählen Herzschläge, Kühlschränke petzen Kalorien, Zahnbürsten analysieren DNA.
- Digitaler Zwilling: Wer seinen gesunden Zustand abgespeichert hat, weiß später, wohin er zurück muss.
- Longevity‑Humor: „Der erste 200‑Jährige lebt bereits – vermutlich ein 75‑Jähriger mit guter Rente und noch besserem WLAN.“
- Datenschutz‑Zwicken: „Wenn die DSGVO ein Fitness‑Tracker wäre, sie läge nach 300 Metern mit Seitenstechen im Straßengraben.“

Kultur heilt – und manchmal heilt auch ein Starkbier
„Gesundheit ohne Seele ist nix“, doziert Dr. Maria Rammelmeier und lässt den Blick über das Publikum schweifen, als suche sie schon den nächsten Chorgesang. Kultur, sagt sie, sei der dritte Ort – zwischen Couch und Job brauche es Bühne, Wirtshaus, Kirchweih.
- Hybrid ist nett: Streams reichen für Couch‑Kartoffeln, ersetzen aber nicht den Gänsehaut‑Moment, wenn die Kapelle „Sierra Madre“ anstimmt.
- Netzwerke nähren: Ein Dorf mit drei Vereinen ist robuster als eines mit drei Apotheken.
- Ehrenamt als Brennstoff: „Nur wer selbst brennt, kann andere entzünden.“ Und wer brennt, löscht besser mit Radler als mit Benzin.

Kontroverse Runde: Pflegeroboter vs. Pfannkuchensuppe
Die Talk‑Phase gerät zur Ping‑Pong‑Partie zwischen Zukunfts‑Tech und Wirtshaus‑Realität.
- Fachkräftemangel droht, sobald die Babyboomer ihren letzten Stammtisch verlassen.
- Arztassistenz soll Landpraxen retten: Ein Doktor plus Assi = 30 Prozent mehr Patienten, 50 Prozent weniger Fluchen.
- Pflegeroboter heben schwer, aber trösten schlecht. Bulitta mahnt: „Der Mensch ist kein Auspuff, den man austauscht.“

Zukunftsmusik: Modellregion Oberpfalz 2035
Statt Grabesstimmung zeichnet das Quartett eine Landkarte voller Möglichkeiten:
- Versorgung vom Menschen her: Telemedizin trifft Seniorentaxi, WhatsApp trifft Hausbesuch.
- Soziale Netze knüpfen: Mehrgenerationen‑Dörfer à la ALIA statt Bettenburgen am Stadtrand.
- Innovation zulassen: Hybride Festivals, KI‑gesteuerte Präventionspfade, Craft‑Bier mit Omega‑3 (nur halb ironisch!).

Finale: Weniger Schimpfen, mehr Schaffen
- Scheiber ruft: „Verplempert 10 Prozent der Schimpf‑Zeit für Innovation – und ihr gewinnt!“
- Rammelmeier erinnert: „Willst lang und glücklich leben, lass kein Ehrenamt dir geben … und nimm’s trotzdem an!“
- Schmidkonz zwinkert: „Die Region ist zu schön, um unbeweglich zu sein.“
- Bulitta setzt den Schlussakkord: „Wir haben hier alles, was wir brauchen. Also: mutig miteinander machen.“
Applaus, drohende Regenschauer, erste Sonnenstrahlen – und das Publikum zieht weiter Richtung Wurstbuden. Auf den Lippen das ewige Mantra: Hauptsach’ g’sund!
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