Öffentliche Abendveranstaltung: Wenn aus Dokumenten und Daten Schicksale werden

Flossenbürg. Am 22. März, 18 Uhr, findet eine öffentliche Abendveranstaltung im Veranstaltungssaal im Bildungszentrum der KZ-Gedenkstätte statt.

Sowjetische Kriegsgefangene bei Gžatsk, Sowjetunion, November 1941, Museum Berlin-Karlshorst Foto: Albert Dieckmann

Warum sind die Schicksale so vieler sowjetischer Kriegsgefangener bis heute noch immer nicht oder nur teilweise geklärt? Diese Frage steht im Zentrum dieser Diskussionsveranstaltung. Sie ist eine Kooperation der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. sowie dem Deutschen Historischen Institut Moskau und gibt Einblicke in das gemeinsame Projekt „Sowjetische und deutsche Kriegsgefangene und Internierte“. Der Abend ist Teil des Rahmenprogramms zur Ausstellung „Dimensionen eines Verbrechens. Sowjetische Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg“, die bis zum 11. Juni 2023 in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg zu sehen ist.

Berührende Vergangenheit

Über Jahrzehnte stießen die Schicksale der sowjetischen Kriegsgefangenen sowohl in Deutschland als auch in der ehemaligen Sowjetunion auf nur wenig gesellschaftliches Interesse. In der Folge blieben auch die Angehörigen von etwa 3 Millionen ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen über Jahrzehnte im Ungewissen über das Schicksal ihrer Nächsten. Durch die Öffnung von Archiven und die Erschließung neuer Quellen seit den 1990er Jahren hat sich vieles zum Besseren gewandelt. Dennoch steht die Schicksalsklärung der ehemaligen Rotarmist*innen vor einigen Herausforderungen. Besonders, da die nötigen Informationen über viele Archive in unterschiedlichen Ländern verstreut sind.

Im Gespräch geben Sebastian Kindler (Deutsches Historisches Institut Moskau) und Dr. Heike Winkel (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.) Einblicke in die teils detektivische, oft berührende und dabei immer auch spannende Arbeit im internationalen Dokumentationsprojekt „Sowjetische und deutsche Kriegsgefangene und Internierte“. Wie können aus den recherchierten Dokumenten auch nach 80 Jahren noch Lebensgeschichten rekonstruiert werden? Was erzählen sie uns über den Umgang der nationalsozialistischen Machthaber mit den Gefangenen? Und wer hat die Deutungshoheit über die Geschichte? Besonders seit 2022 scheint diese Frage aktueller denn je.

Außerplanmäßig ist die Ausstellung „Dimensionen eines Verbrechens. Sowjetische Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg“ an diesem Tag bis 18.00 Uhr geöffnet.

* Diese Felder sind erforderlich.