Ostbayernring wird aufgerüstet: Netzbetreiber bekommt weiteres Darlehen

Weiden. Noch nie war das Thema Energie- und Stromversorgung so wichtig wie seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Auch deshalb kommt der Erneuerung des Ostbayernrings enorme Bedeutung zu. Nun bekommt Netzbetreiber TenneT einen Millionenkredit für den Ausbau.

Der Ostbayernring ist eine rund 185 Kilometer lange bereits bestehende Stromtrasse, die von Oberfranken über die Landkreise Tirschenreuth und Neustadt/WN (unser Bild zeigt Parkstein) bis nach Schwandorf führt. Foto: TenneT

Es ist eine Crux mit der Stromversorgung. Im Norden Deutschlands nahe Nord- und Ostsee wird immer mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt und gleichzeitig wurden in Bayern mehrere Wärme- und Kernkraftwerke stillgelegt. Deshalb müsse laut Netzbetreiber TenneT das bestehende Netz an die Herausforderungen der Stromübertragung von Norden nach Süden, aber auch zwischen den Regionen, angepasst werden. “Um die Versorgungs-, Netz- und Ausfallsicherheit für Oberfranken und die Oberpfalz auch künftig sicherzustellen, müssen die Transportkapazitäten des Ostbayernrings deutlich erhöht werden”, heißt es dazu von TenneT.

“Grüne Energie”

Der Ostbayernring spielt dabei für die Regionen Oberfranken und Oberpfalz eine wichtige Rolle: Entlang der Trasse wird oft deutlich mehr Strom aus Windkraft und Fotovoltaik erzeugt, als vor Ort verbraucht wird. Künftig kann diese “grüne Energie” in die großen Verbrauchszentren transportiert werden. “Das ist ein wichtiger Schritt für die Energiewende und die Versorgungssicherheit”, erklärt ein Firmensprecher.

Auf dieser Trasse läuft der Ostbayernring von Nord nach Süd bis Schwandorf. Grafik: TenneT

Projekt für den Klimaschutz

Ohne den Ausbau könne der Ostbayernring langfristig die Versorgungssicherheit nicht mehr erfüllen. Deswegen müsse die Übertragungskapazität zwischen Redwitz und Schwandorf erhöht werden. Das Projekt trage zum Klimaschutz bei, weil es die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien unterstütze.

Weil es genau diese Kriterien erfüllt, erreichte den Netzbetreiber kürzlich auch eine erfreuliche Nachricht: Die Europäische Investitionsbank (EIB) stellt TenneT ein Darlehen über 450 Millionen Euro bereit. Darüber freut sich auch Arina Freitag, Finanzvorstand von TenneT: “Wir begrüßen die erneute Unterstützung der EIB für unseren Netzausbau und somit für die Energiewende. Der Ostbayernring ist ein gutes Beispiel dafür, wie nachhaltige Finanzierungen gleichzeitig die Versorgungssicherheit und den grünen Wandel einer Industrieregion stärken können.”

Insgesamt 2,1 Milliarden Euro

Die EIB und TenneT, der einzige grenzüberschreitende Stromübertragungsnetzbetreiber in Europa, sind seit langem Partner. Mit dem neunten Darlehen erhöht sich die Gesamtfinanzierung der EIB für Projekte mit TenneT auf 2,1 Milliarden Euro. In Deutschland handelt es sich um die dritte Transaktion, nach Nordlink, die die Stromnetze Norwegens und Deutschlands über die Nordsee miteinander verbindet, und der Anbindung von Offshore-Windparks an das deutsche Netz.

Die Regierung der Oberpfalz hat mittlerweile den Planfeststellungsbeschluss des Abschnitts A für den Ersatzneubau der 380-kV-Höchstpannungsleitung für Drehstromübertragung zwischen dem Umspannwerk Redwitz und dem Umspannwerk Schwandorf als Ersatz für die bestehende 380/220-kV-Höchstspannungsleitung einschließlich deren Rückbau (Leitungsnummer B100) erlassen. 

In diesem Verfahren hat die Regierung die Stellungnahmen und Einwendungen von Behörden und Kommunen, Vereinigungen, anderen Versorgungsträgern und privaten Einwendern geprüft, abgewogen und soweit möglich berücksichtigt.

Nach einer umfangreichen Prüfung der für den Leitungsbau maßgeblichen öffentlich-rechtlichen Rechtsvorschriften und der betroffenen öffentlichen und privaten Belange kam die Regierung der Oberpfalz zu dem Ergebnis, dass das Leitungsbauvorhaben zugelassen wird. Der Planfeststellungsbeschluss enthält eine Vielzahl von Nebenbestimmungen, die sich zum Beispiel auf den Natur- und Artenschutz, den Immissionsschutz, Belange der Land- und Forstwirtschaft und des Gewässer- und Bodenschutzes beziehen. Geregelt wurden auch Einzelheiten bei der Kreuzung von Verkehrswegen, zu beachtende Maßnahmen bei Kreuzungen mit anderen Leitungen und Versorgungseinrichtungen sowie die Bauausführung und die Inanspruchnahme privater Grundstücke.

Widerstand gegen Trassen

Seit Jahren gibt es aber auch Widerstand gegen die Trasse des neuen Ostbayernrings und vor allem gegen den geplanten SüdOstLink. Landwirte fürchten Ertragsausfälle durch Austrocknung der Böden im Bereich der Erdkabel und dass die modernen GPS-Systeme ihrer Landwirtschaftsmaschinen gestört werden. Aber auch Grundbesitzer, die von den Baumaßnahmen betroffen sein könnten, rechnen mit einem hohen Preisverfall ihrer Flächen.

Umweltschützer alarmiert

Die mögliche Zerstörung von Schutzgebieten und die Gefährdung von geschützten Tier- und Pflanzenarten lassen auch Umweltschützer aufhorchen. Sie befürchten durch die Verlustwärme der Erdkabelleitung eine Drainagewirkung und eine Bodenerwärmung. Tierkundler gehen davon aus, dass die beim Ersatzneubau des Ostbayernrings mit bis zu 98 Meter hohen Strommasten scheue Vogelarten von ihren Nist- und Futterplätzen fernhalten könnten.

Für die Ertüchtigung des Ostbayernrings sind vier Planungsabschnitte vorgesehen. In der Oberpfalz sind dies die Abschnitte A und BSüd.

Der Abschnitt BSüd, der bis zum Umspannwerk in Etzenricht verläuft, beginnt an der Regierungsbezirksgrenze zwischen Oberfranken und der Oberpfalz. Zwischen Konnersreuth und Etzenricht sind 132 Maststandorte geplant, die sich auf eine Abschnittslänge von etwa 52 Kilometern verteilen. 

Der südlichste Abschnitt des neuen Ostbayernrings ist der Planungsabschnitt A, der im Umspannwerk Etzenricht beginnt und im Umspannwerk Schwandorf endet. Der Abschnitt verläuft damit komplett in der Oberpfalz. Geplant sind im Abschnitt A (Etzenricht – Schwandorf) 111 Maststandorte auf einer Abschnittslänge von circa 43 Kilometern. Bei den eingesetzten Masten handelt es sich um typische Masttypen. Der altbewährte Donaumast wird dort künftig zwei 380-Kilovolt-Stromkreise tragen.

Obwohl die Voraussetzungen für den neuen Ostbayernring geschaffen sind und die Realisierung näher rückt, schränkt TenneT noch etwas ein: “Am Ende des Verfahrens legt die Behörde mit dem Planfeststellungsbeschluss den rechtskräftigen und parzellenscharfen Verlauf der Leitung fest. Wir erwarten den Planfeststellungsbeschluss für den Abschnitt BSüd für voraussichtlich Herbst 2023.”

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