OTH meets Geschichtspark: Studenten starten spektakuläre Vermessungsprojekte
Amberg/Bärnau. Studenten und Professoren sind diese Woche im Geschichtspark Bärnau eingezogen. Sie starten drei interessante Vermessungsprojekte. Eines davon wird das verschwundene Dorf Paulusbrunn wieder auferstehen zu lassen - zumindest virtuell.

Drohnen kreisen über Paulusbrunn. Oder besser: Über dem Gelände, wo einst das sudetendeutsche Dorf Paulusbrunn stand, fünf Kilometer östlich von Bärnau. Studenten der OTH Weiden fotografieren derzeit das Gelände. Aus der Luft wird sichtbar, wo früher Mauern standen, die Vegetation ist dort eine andere. Paulusbrunn mit all seinen Ortsteilen ist eine der Ortschaften, die nach der Vertreibung seiner Bewohner erst verfielen. Und beim Bau des Eisernen Vorhangs schließlich dem Erdboden gleich gemacht wurden.
Die Studenten schaffen die archelogische Grundlage, um Paulusbrunn, das verschwundene Dorf, wieder sichtbar zu machen. Die Häuser werden mithilfe von Fotos am Computer nachmodelliert. Am Ende des Projekts soll ein Spazierweg stehen. Schautafeln mit einem QR-Code führen zu Augmented Reality (“erweiterter Realität”). Die Häuser, die Schule, der Löschteich – all das wird auf dem Smartphone wieder sichtbar. Auch die Übertragung auf eine Augmented-Reality-Brille ist denkbar: Dann könnte man durch Paulusbrunn spazieren. Die Idee beruht auf einer Masterarbeit von Daniel Strobel von der Universität Halle, der dafür ein Konzept entwickelt hat.
Die Visualisierung des verschwundenen Dorfes ist eines von drei Themenfeldern, denen sich seit Montag 16 Studenten der OTH widmen. Sie leben während ihrer Projektwoche auf dem Gelände des Geschichtsparks. Die Nächte in den mittelalterlichen Zelten sind kühl, aber das Lagerfeuer brennt – so hört man – bis tief in die Nacht. Die gemeinsame Arbeit schweißt zusammen.
Die Studenten im sechsten Semester stehen kurz vor dem Abschluss ihrer Studiums Geoinformatik und Landmanagement. Sie sollen zeigen, was sie an der OTH Amberg gelernt haben. Der Geschichtspark liefert dafür ideale Bedingungen. Er ist seit 2024 “ILE”, innovativer Lernort. Prof. Ulf Kreuziger schwärmt von den gut ausgestatteten Seminarräumen und der ArcheoWerkstatt. Vor Ort sind auch die Laboringenieure Christan Angerer und Felix Geitner-Ferstel. Prof. Ralf Drescher betreut das Projekt ebenfalls mit.
Die Drohnenflüge in Paulusbrunn sind nur ein Part. Die Studenten vermessen zudem ganz klassisch den Geschichtspark. Ihre Ergebnisse werden Basis einer neuen Übersichtskarte. Der derzeitige Faltplan ist nicht mehr aktuell. Es fehlen Gebäude; die Maße stimmen nicht. Dritter Teil des Projekt sind Laserscans des “Naturdorfs”, das derzeit im Bau ist.
Unter Bauleitung von Steinmetzmeister Andreas Mann werden im “Naturdorf” in traditioneller Handwerkstechnik vier nachhaltige Ferienhäuser errichtet. Verwendet werden nur natürliche Baumaterialien, etwa Hanfkalk als Dämmmaterial und Lehm als Putz. Was bisher zu sehen ist, ist vielversprechend. Mit den Laserscans wird der aktuelle Baufortschritt dokumentiert. Das soll in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Am Ende können die Feriengäste auf dem Tablet im Zeitraffer sehen, wie ihr Haus entstanden ist.
Václav Vrbík, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Vereins Via Carolina, ist seit 2024 zugleich Leiter des Innovativen Lernorts. Die OTH hat ihn dafür als wissenschaftlichen Mitarbeiter angestellt, zudem Andreas Mann als Projektingenieur und Petra Musilová aus Pilsen als pädagogische Mitarbeiterin. Auch am Donnerstag stapft eine tschechische Schulklasse über das Gelände.
Deutsch-tschechische Zusammenarbeit wird in Bärnau gelebt, ebenso die Aufarbeitung der deutsch-tschechischen Geschichte. Vrbík hat für die Vermessungsstudenten zwei Zeitzeugen (88 und 93 Jahre alt) eingeladen. Sie sind 1945 von Paulusbrunn nach Bärnau gekommen. Bei einem kühlen Getränk im Geschichtsdorf-Biergarten berichten sie am Mittwochnachmittag von ihren Kindheitserinnerungen. Die beiden Senioren waren bei der Vertreibung sechs und 13 Jahre alt. Sie standen auch schon für Interviews für das tschechische Projekt “Gedächtnis eines Volkes” teil, in dem landesweit Zeitzeugen-Interviews unterschiedlicher Zeitfenster gesammelt werden.
Bachelor Geoinformatik und Landmanagment
Die OTH Amberg- Weiden bietet am Studienort Amberg den Bachelor-Studiengang Geoinformatik und Landmanagement an (sieben Semester).
Die diesem Studiengang zugrunde liegende Wissenschaft ist die Geodäsie bzw. Vermessungskunde. Klassische Aufgabe der Geodäsie ist es, die Erdoberfläche zu vermessen und sie möglichst getreu abzubilden.
Im Studiengang Geoinformatik und Landmanagement werden die Studierenden für den Einsatz im Vermessungswesen, der Geoinformatik, der Geomedientechnik und dem Land- sowie Regionalmanagement ausgebildet.
Berufschancen bieten Ämter für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, Ämter für Ländliche Entwicklung, weitere öffentliche Arbeitgeber, aber auch Vermessungs- und Ingenieurbüros, Software-Häuser und andere IT-Arbeitgeber.
Ansprechpartner: Prof. Dr.-Ing. Ralf Drescher
Telefon: +49 (9621) 482-3635, E-Mail: r.drescher@oth-aw.de
Studien- und Career Service:
E-Mail: studienberatung@oth-aw.de
Telefon: +49 (9621) 482-3148, -3136 oder -1136
Studienort: Campus Amberg, Kaiser-Wilhelm-Ring 23, 92224 Amberg
www.oth-aw.de
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